Die Accell Group ist einer der wenigen ganz großen Mitspieler auf dem Fahrradmarkt. Viele angesagte Fahrradmarken und Komponenten stammen von dem börsennotierten Unternehmen aus den Niederlanden. Bald könnte es in den Besitz eines US-amerikanischen Investors wandern.
Vom Hinterhof zum Großkonzern
Fahrräder und E-Bikes gingen in den letzten Jahren so gut weg, wie nie. Die Pandemie brachte viele Menschen auf das Rad und die Entwicklung des E-Bike-Sektors sorgt für ansprechende Mobilitätskonzepte.
Bisher war das Geschäft mit den Drahteseln allerdings eher konventionell aufgestellt. Mittelstand und zersplitterte Aufstellung prägten den Markt. Giganten wie Cube präsentiert sich beispielsweise bis heute als riesiges inhabergeführtes Familienunternehmen mit starker Verwurzelung im heimischen Waldershof.
Investoren wittern großes Geld
Doch die Großkonzerne blicken mittlerweile mit großem Interesse auf den boomenden Markt. Mit 6,44 Milliarden Euro Umsatz in 2020 ist der deutsche Fahrradmarkt für Investoren sehr attraktiv geworden.
Das Spiel mit den Geboten, Investments und Aufkäufen läuft dementsprechend auch im Fahrradsektor allmählich an. So wurde der Koblenzer Hersteller Canyon 2020 von der belgischen Beteiligungsgesellschaft Groupe Bruxelles Lambert (GBL) aufgekauft.
Zuvor gab es 2017-2020 Bemühungen des Milliardärs Wijnand Pon, die Accell Group zu übernehmen, nachdem er bereits Derby Cycles aufgekauft hatte.
US-Investor plant Kauf von Accell
Um die Accell-Group geht es nun erneut. Diesmal scheint die Übernahme zu gelingen. Als eine der derzeit größten Fahrradhersteller gilt der niederländische Produzent Accell. Zur Accell Group gehören bekannte Marken wie Haibike, Ghost, Winora oder Batavus. Allesamt könnten demnächst einer US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft angehören.
Das Konsortium, angeführt vom US-amerikanischen Investor KKR (Kravis, Kohlberg und Roberts), wird demnach der Haupt-Aktionär des Fahrradgiganten werden. 1,56 Milliarden Euro soll die Übernahme den Investor kosten. Was die bisherigen Investoren der börsennotierten Accell Group sicher besonders interessiert, ist der Preis der Aktie: Mit 58 Euro liegt der versprochene Kaufpreis ganze 26 Prozent über dem Schlusskurs am Freitag.
Accell verspricht sich bessere Entwicklungsmöglichkeiten
Damit klingt alles wie eine Win-Win Situation: Die Aktionäre bekommen eine großzügige Auszahlung und Accell verspricht sich von der Übernahme langfristig anhaltenden Wachstum des Geschäfts im Fahrradsektor.
Robert te Haar, Aufsichtsratsvorsitzender von Accell, beschreibt die Chancen des Verkaufs durchweg positiv: „Der Aufsichtsrat befürwortet die Transaktion einstimmig und spricht sich für das Angebot des Konsortiums aus, von welchem wir glauben, dass es den nachhaltigen Erfolg der Accell Group fördern wird. Das Angebot spiegelt einen unmittelbaren und überzeugenden Wert für unsere Aktionäre wieder.“
Um die Entwicklung des Unternehmens erfolgreich zu koordinieren, soll Accell in privaten Besitz überführt werden. Die Strukturen und Arbeitsplätze sollen außerdem zunächst ausnahmslos erhalten bleiben.