Freizeitgefährt, Autoersatz und Hundekutsche: Wir haben uns das Dog-E von Babboe besorgt und sind seit einiger Zeit damit in einer deutschen Großstadt unterwegs. Wie sich das in hippem Holz gehaltene Lastenrad schlägt, erfährst du in diesem Artikel.
Vorwort und politisches Geschwafel
E-Lastenräder sind neben E-SUVs und E-Gravelbikes die Stars der E-Bike-Szene und aktuelle Trendsetter. Das kommt im Falle der Transporträder nicht von ungefähr. Dank üppiger Fördertöpfe von Städten und Ländern werden immer mehr Lastenräder in die Städte gespült.
Gut so, denn im Gegensatz zu Marcel Leubecher, der in seinem kürzlich veröffentlichten Artikel „Das E-Lastenrad ist das Arschgeweih des Alnatura-Adels„(Bezahlschranke) versucht, die Daseinsberechtigung von E-Lastenrädern mit grün-ideologisch angehauchten und reichen Öko-Eltern zu erklären, bin ich froh um jedes Lastenrad, das den Weg in die Großstadt findet.
Er spielt damit die gleiche Trompete, die eine echte Verkehrswende weiterhin schwierig macht. Denn E-Lastenräder brauchen schließlich auch wertvolle Rohstoffe, das Auto kann ich für die ganz großen Transporte trotzdem nicht abschaffen und überhaupt ist Autofahren doch einfach viel bequemer. Im Grundsatz war dieser Artikel wieder nur ein weiteres Plädoyer, um sich weiterhin in der eigenen Komfortzone aufzuhalten.
Dabei ist ein Lastenrad in vielerlei Hinsicht sogar ein Komfortgewinn. Dazu jedoch später mehr. Klar, Individualverkehr ist unbestritten für viele Anwendungen super wichtig, es geht doch im Grunde jedoch nur um das wie.
Warum ein E-Lastenrad?
Auch bei uns war das ein großes Thema. Denn obwohl wir weder mit dem Auto pendeln, noch damit einkaufen oder am Wochenende vor gut gefüllten Restaurants angeben, brauchten wir es ab und an, um unserer Hündin einen entspannten Auslauf in der Natur zu ermöglichen. Denn als Mila aus dem Auslandstierschutz zu uns kam, fand sie weder Menschen, noch Verkehr, Fahrräder, Kinder, Roller oder laute Geräusche sonderlich gut.
Innerhalb der Stadt hatten wir daher ein massives Problem, das wir langsam aber sicher lösen mussten. Denn das Urlaubsmobil – ja, dafür nutzen auch wir ein Auto – ständig aus der Tiefgarage zu holen, um dem Tier etwas angstfreie Zeit zu bescheren, war auf Dauer keine Option. Insbesondere die verhältnismäßig kurzen Wege von Wohnung zum Rhein waren mit dem Auto natürlich so überflüssig wie unser Andi im Verkehrsministerium.
Das richtige Modell
Wir besorgten uns daraufhin vorerst ein Babboe Dog ohne E-Antrieb bei Ebay-Kleinanzeigen. Wir wollten sehen, ob unser Hund das überhaupt mitmachen würde, bevor wir über 2.500 Euro für ein Experiment anlegen. Nachdem wir dann unser Probeobjekt abgeholt haben, waren wir gespannt auf die erste Fahrt.
Erstaunlicherweise ist Mila sofort in die Box gehüpft und mitgefahren, als hätte sie nie was anderes gemacht. Mittlerweile feiert sie es sogar richtig durch die Gegend kutschiert zu werden und freut sich immer sehr, wenn wir Ausflüge mit dem Lastenrad machen. Wer hätte das gedacht.
Für uns war deshalb schnell klar, dass wir perspektivisch ein Modell mit Antrieb brauchen. Ehrlich und aufrichtig muss man nämlich unweigerlich konstatieren, dass ein zweispuriges Lastenrad um 50 kg ohne Antrieb nicht so wahnsinnig viel Spaß macht.
Das Babboe Dog-E
Also verkauften wir unser Bio-Lastenrad, kratzten noch ein paar Scheine zusammen, verhandelten mit Babboe und bestellten unser neues E-Lastenrad. Wenig später rollte dann auch schon die Westerman Spedition direkt aus den Niederlanden an.
An dieser Stelle muss ich unbedingt auch schon den Ablauf loben: Der Spediteur nahm sich im Rahmen seiner Möglichkeiten Zeit und wollte das Rad sogar kurz erklären. Er bestand zudem darauf, dass ich eine Proberunde drehe, bevor er die nächsten Kunden beliefert. Das war insofern ungewöhnlich, da ich meist bei größeren Anlieferungen nur noch ein verwaistes Paket vorfinde, bis ich den Weg aus dem 5. Stock zur Haustür überwunden habe. Die Lieferung wurde außerdem mehrfach angekündigt und es stand nicht aus heiterem Himmel jemand mit einem 40 Tonner vor der Tür.
Das Lastenrad ist bei Anlieferung komplett vormontiert. Zusätzlich gibts noch Ersatzgurte für die Kids, einen Satz Batterielichter und diverse Aufprallschutz-Röhrchen. Das optional erhältliche Regenverdeck war ebenfalls fix zusammengesteckt.
Babboe E-Lastenrad Dog-E im Test
Da wir das Modell bereits ohne Antrieb kannten, waren die Fahreigenschaften des Lastenrads keine große Überraschung. Mit dem E-Antrieb spielt das Dog-E jedoch in einer anderen Klasse. Lastenrad fahren macht jetzt bei jeder Gelegenheit und in jeder Situation richtig Spaß. Wo vorher jedes bisschen Gegenwind den Ausflug zur Tortur werden ließ, schalte ich jetzt breit grinsend ein oder zwei Stufen hoch und freue mich, wie schön einfach das Leben doch sein kann.
Der starke Heckantrieb hat genug Power, um das Lastenrad auch ohne eigenes Zutun auf die Maximalgeschwindigkeit zu beschleunigen. Das merkt man unter anderem durch den einfachen Tretsensor. Sobald sich die Pedale bewegen, setzt der Motor ein. Was auf der einen Seite viel Spaß macht, zieht auf der anderen Seite jedoch ein weniger natürliches Fahrgefühl nach sich.
Bei der Konstruktion als zweispuriges Lastenrad gibts selbstverständlich ebenfalls einige Vor- und Nachteile. Mit drei Rädern sitzt du an jeder Ampel, bei jedem Halt und während der Fahrt entspannt und sicher im Sattel. Diesen Komfort büßt du jedoch bei der Sportlichkeit ein. Zwar ist ein Lastenrad nie zum Rennen fahren geeignet, bei etwas flotterer Fahrweise muss man aber insbesondere in schnellen Kurven schon aufpassen, dass man nicht regelmäßig einen seitwärts gerichteten Purzelbaum einleitet. Das hat man aber schnell raus und wirklich brenzlig war es noch nie.
Etwas Übung und Vorsicht ist hierbei also durchaus geboten. Nichtsdestotrotz möchte ich die Unkompliziertheit des dreirädrigen Lastenrads erst einmal nicht mehr missen. Denn es braucht weder was zum Anlehnen, noch einen Ständer oder besonderes Geschick in Sachen Gleichgewicht. Bei schweren Transporten oder dem Transport von Kindern und meinem Hund bin ich durchaus froh, dass das Rad sicher steht, nicht umfallen kann, und während der Fahrt in der Box keine G-Kräfte wie in der Achterbahn entstehen.
Ausstattung, Preis & Antrieb
Wir haben uns das Modell mit einem 450 Wh Akku gegönnt. Das Lastenrad ist ansonsten mit einer mechanischen Scheibenbremse hinten, Trommelbremsen vorne und einer 7 Gang Shimano Acera Kettenschaltung ausgestattet. Das mag für den ein oder anderen nicht nach High-End klingen, ist jedoch in allen Bereichen solide Technik und im Alltag absolut ausreichend.
Diese Tatsache schlägt sich widerum auch im Preis nieder. 2.799 Euro für ein gut ausgestattetes E-Lastenrad bewegt sich eher am unteren Ende der Preisspanne. Im Gegensatz zu der meisten hochpreisigen Konkurrenz kommt deshalb hier auch ein Heckantrieb zum Einsatz. Für meine Begriffe reicht der Antrieb für die Kernkompetenz des Lastenrades, also den Verkehr innerhalb von Städten, völlig aus.
Was mich persönlich jedoch etwas stört, ist die Übersetzung des Antriebs. Zwar braucht gerade ein Lastenrad viele kleine Gänge, um überhaupt aus den Puschen zu kommen, dennoch hätte ich mir mit dem Antrieb etwas mehr Luft nach oben gewünscht. Denn ab ungefähr 19 km/h ist man tendenziell schon auf einem Trittfrequenzniveau einer Nähmaschine.
Mit einer anderen Kurbel vorn lässt sich dieses Problem jedoch schnell beheben. Für die meisten AnwenderInnen würde ich allerdings schlussfolgern, dass die Standard-Abstimmung gut passt. Perfektionismus hatte ich ohnehin nicht erwartet. Zumal mir bei Anschaffungen aller Art auch das Preis-Leistungsverhältnis überaus wichtig ist. Beim Babboe Dog-E stimmt das in jedem Fall. Eine vollständige Lichtanlage ist selbstverständlich auch verbaut.
Dog-E mit variabler Transportbox
Das Herzstück – die große schicke Holzbox – ist nicht nur als Hundekutsche tauglich, sondern hat gleich auch noch eine Zweiersitzbank für die Kids an Board. Besonders gut gefällt mir an dieser Ausführung, dass sich die Bank auch umklappen lässt. So kannst du das ganze Volumen der Box, die du mit bis zu 100 kg befüllen kannst, nach deinen Wünschen und Anforderungen nutzen.
Bei uns wird damit der Großeinkauf erledigt, Getränke geholt, Pakete weggebracht und Mila und deren Freunde zur Hundewiese gefahren. Manchmal fungiert es sogar auch als Kamerawagen für Tests und Videos auf unserem YouTube Channel. Für ein Fahrrad bietet unser Lastenrad im Prinzip grenzenlosen Platz.
Mit dem optional erhältlichen Regenverdeck, was ich übrigens jedem ans Herz legen kann, sind die Kostbarkeiten dann auch immer gut vor Wind und Wetter geschützt. Mit 189 Euro ist das allerdings kein Schnäppchen. Hundespezifisch lässt sich dazu noch sagen, dass sowohl Mila als auch ich es total toll finde, dass das Verdeck zum Rad hin ein aufrollbares Fenster hat. So hat man immer Zugriff auf Hund oder Kinder und fühlt sich nicht weit entfernt.
Reichweite vom Babboe Lastenrad
Der Heckantrieb arbeitet für meine Begriffe äußerst effizient. Entsprechend beeindruckt war ich von der Reichweite. Denn wer denkt, mit dem schweren Fahrrad hängt man permanent an der Steckdose, hat sich gewaltig getäuscht. Obwohl Babboe eine Reichweite von 40-60 km angibt, habe ich mit der ersten Akkuladung direkt 65 km geschafft. Und das, obwohl der Motor definitiv mehr zum Vorwärtstrieb beigetragen hat, als ich selbst.
Die großen Vorteile des Lastenrads
Grundsätzlich sind wir mit Lastenrad deutlich flexibler und entspannter unterwegs als mit dem Auto. Zudem macht es einfach viel mehr Spaß. Parken direkt vor dem Supermarkt, keine Parkplatzsuche, keine Löcher im Geldbeutel nach dem Tanken sind nur einige der Dinge, die mir dazu spontan einfallen. Frische Luft, sportliche Betätigung und letztendlich nur noch einen vernachlässigbaren CO2 Fußabdruck bei unseren Spritztouren runden die Vorzüge ab.
Obendrein gefällt es unserer Hündin so gut, dass sie in der Tiefgarage, in der auch unser Auto steht, sich demonstrativ vor das Lastenrad stellt. Es ist und bleibt schlicht und ergreifend cooler. Ich meine, schaut euch die Glückseligkeit in Hundeform bei der ersten Fahrt einfach selbst an:
Fazit
Cool, entspannt, schick und günstig. So würde ich unser E-Lastenrad von Babboe in vier Worten beschreiben. Ich mag den Style, die funktionale und variable Nutzungsmöglichkeit und hab nur wenig zu meckern. Die Reichweite ist für ein Lastenrad absolut ausreichend, die Technik auch. Nur an der Steuerung und der Abstimmung könnte Babboe noch etwas feilen.
Für alle, die ein schickes und variables Lastenrad für Hund, Kind oder Transport unter der 3.000 Euro Marke suchen, kann ich das Babboe Dog-E wärmstens weiterempfehlen. Es macht nicht nur unheimlich viel Spaß, sondern nimmt auch weniger Platz in der Stadt ein und bläst keine Abgase mehr in die Luft. Aus unserem Alltag ist das E-Lastenrad jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Erhältlich sind die Lastenräder bei Babboe direkt und in großer Anzahl auch bei Lucky-Bike.