Pendler mit E-Bike kennen die Herausforderungen des täglichen Verkehrs. Wenn sie so richtig in Fahrt kommen, ist die nächste Ampel schon auf Rot, Fußgänger kreuzen den Weg oder Wurzeln eines Baumes behindern den Radweg. Für Autos gibt es gut asphaltierte Autobahnen für schnelle Fahrten ohne Hindernisse – wäre etwas Ähnliches nicht auch für Fahrräder sinnvoll?
Ein aktueller Beitrag vom WDR greift diese Frage auf und begleitet einen S-Pedelec-Fahrer auf seiner täglichen beschwerlichen Fahrt durch das Ruhrgebiet, denn es ginge noch schneller. In Nordrhein-Westfalen gibt es daher Pläne für eine Fahrrad-Autobahn. Der Radschnellweg soll zwischen Duisburg und Hamm entstehen und könnte 110 Millionen Euro kosten. Verkehrsexperten meinen, dass mit einer solchen Fahrradautobahn noch mehr Menschen zu Radfahrern werden könnten. Der Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim gibt im Interview eindeutig zu verstehen: „Ein Radverkehrsanteil von 30 Prozent ist möglich – das wäre dreimal mehr als heute und dann kriegen sie schnell eine Halbierung des Autoverkehrs hin. Raus aus dem Stau geht nur damit.“
Von den Niederlanden lernen
„Raus aus dem Stau“ dürfte für viele Autofahrer wie eine Heilsbotschaft klingen, die in den Niederlanden bereits zum Umdenken und Handeln geführt hat. Jeder Dritte fährt dort bereits mit dem Fahrrad zur Arbeit, während es in Deutschland nur jeder Zehnte ist. Dazu haben insbesondere die „Fietssnelwege“, also Radschnellwege beigetragen. Einer verläuft zwischen Enschede und Hengelo – immer geradeaus ohne Kreuzung, vier bis fünf Meter breit und mit einer Spur in jeder Fahrrichtung. Die Region Twente plant den Autoverkehr durch diese Radschnellwege um fünf Prozent zu reduzieren. Die Niederlande werden daher in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro in Radautobahnen investieren.
Glauben und Wissen
Der Bereichsleiter des Regionalverbands Ruhr (RVR) Martin Tönnes geht davon aus, dass rund zwei Millionen Radler täglich die Radautobahn im deutschen Ruhrgebiet nutzen würden. „Wir glauben einfach, dass die Menschen auf das Fahrrad umsteigen, wenn eben eine solche Infrastruktur existiert“, so Tönnes. Voraussetzung dafür sei eine ausreichende Breite , eine nächtliche Beleuchtung und ein Schneedienst im Winter.
Das ist viel Aufwand für die Förderung des Fahrradverkehrs, die sich aber zu lohnen scheint. Nach Schätzungen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) sind momentan 900.000 E-Bike in Deutschland unterwegs. 2011 war fast jedes zehnte verkaufte Rad ein E-Bike. Die Branche erwartet eine weitere Zunahme der Elektroräder in der Bundesrepublik.
Was denkt Ihr über Rad-Autobahnen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz?
Quelle: http://www.wdr.de/tv/westpol/sendungsbeitraege/2012/0506/ebike2.jsp