Bereits im Februar haben wir über das eCYCLE von Coboc berichtet. Jetzt haben wir das puristische E-Bike zum Testen nach Berlin bekommen und gleichzeitig ein Interview mit David Horsch, einem der Macher der kleinen Manufaktur aus Heidelberg geführt.
Unpacking und Montage
Der Karton ist verdächtig leicht, aber das wundert uns nicht. Schließlich haben wir es beim eCYCLE mit einem der leichtesten E-Bikes auf dem Markt zu tun. Ganze 13,9 Kg bringt das puristische Gerät auf die Waage. Ein Paar Schnitte durch die Klebestreifen der Verpackung und der Karton öffnet sich und gibt das tiefschwarze Schmuckstück preis. Zu Montieren ist nicht viel. Lediglich die Pedale sind anzuschrauben und der Lenker ist in die gewünschte Position zu bringen und ebenfalls zu arretieren. Das war´s – sogar der Akku ist vorgeladen. Ein Druck auf den Startknopf am Oberrohr und das eCYCLE ist einsatzbereit.
Erster Eindruck – Fixie, Rennrad oder E-Bike?
Das eCYCLE sieht schick aus und ist für ein E-Bike ungewöhnlich leicht. Für ungeübte Augen würde es sicher als normales Fixie oder Rennrad durchgehen – kein verräterischer Akku, kein Display, ja selbst der Heckmotor ist erst auf den zweiten Blick als solcher auszumachen. Außerdem keine Gangschaltung, kein Licht, keine Klingel. Nichts stört den puristischen Gesamteindruck. Hier ein paar Eindrücke per Video. httpv://youtu.be/AxB29jpvzYEo
Coboc eCYCLE – innere Werte
Die Entwicklung des eCYCLE begann im Juni 2012, im April 2014 begann die erste Auslieferung, wie David Horsch, einer der Geschäftsführer im Interview erklärt. Außergewöhnlich wie das Bike selbst, ist die Tatsache, dass Akku, Elektronik, Software und Rahmen speziell für das coboc eCycle entwickelt wurden und die Komponenten bei Coboc oder Partnern vorwiegend in Handarbeit hergestellt werden – und das in Deutschland. Mehr als 100 Arbeitsschritte stecken allein im Alu-Rahmen, dessen Rahmengeometrie einem klassischen Bahnrad entlehnt ist und der von Hand in der Nähe von Heidelberg gefertigt wird. Im Unterrohr ist der 300 Wh Akku untergebracht, auf dem Oberrohr befindet sich sehr dezent das User Interface. Das besteht aus exakt 4 blauen LEDs und einem weißen Power Knopf. Die LED´s geben im Normalfall Auskunft über den Ladezustand des Akkus, hinter blinkenden LEDs verbergen sich diverse Fehlercodes für Motorkabel, Sensor, leere Batterie oder sonstige Fehler. Auch Unterstützungstufen sucht man beim Coboc vergeblich. In Abhängigkeit der eigenen Kraft auf die Pedale wird die Motorunterstützung geregelt.
Ausstattung des eCYCLE
Antriebsseitig kommt ein Bafang Hinterradmotor mit 250W Nenndauerleistung zum Einsatz, der in der Spitze bis zu 500W Leistung abliefert. 300 Wh Akku und Elektronik sind im Unterrohr des Rahmens versteckt. Bis zu 60 Km Reichweite sollen erzielbar sein. Die mechanischen V-Brakes stammen von Tektro, eine Schaltung gibt es nicht. Um das eCYCLE StVZO-konform auszustatten, müssen Klingel, Beleuchtung und Reflektoren nachgerüstet werden. Diese sind nicht im Lieferumfang erhalten, genauso wenig wie Schutzbleche.
Angetestet – die Fahrleistungen des eCYCLE
Auf Grund des geringen Gewichts von nur 13,9 Kg sind die Beschleunigungswerte bemerkenswert. Allerdings sollte der Untergrund eben und glatt sein. Jede Unebenheit wird gnadenlos an den Fahrer durchgereicht. Die schmalen Reifen (700x28c) und der Alurahmen bieten keinerlei Komfort, was Ritte über Feldwege, unebene Radwege oder Kopfsteinpflaster verbietet. Als Option gibt es einen Speed-Modus, der auf ausdrücklichen Kundenwunsch werksseitig freigeschaltet werden kann. Durch einen erneuten Druck auf den Power Knopf wird die Begrenzung von 250 Watt und die für Pedelecs vorgeschriebene Geschwindigkeitsgrenze von 25 Km/h aufgehoben. Natürlich darf das so „scharf“ geschaltete eCYCLE nicht mehr im öffentlichen Raum bewegt werden, sondern nur auf privatem Grund. Das derart entfesselte Bike macht natürlich richtig Spaß, wie wir auf abgesperrtem Gelände feststellen durften. Allerdings sind die Tektro V-Brakes bei Geschwindkeiten um die 40 Km/h schon etwas grenzwertig.
Fazit
Das eCYCLE ist eine puristische Rennmaschine für die Piste. Positiv und wegweisend ist das geringe Gewicht und die perfekte Integration von Akku, Elektronik und User Interface. Außerdem gefällt uns natürlich die aufgeräumte und aufs Notwendigste reduzierte Gesamterscheinung. Das Coboc eCYCLE fährt sich wie ein normales Rennrad – allerdings gewürzt mit dem für E-Bikes bekannten, fetten Spaßfaktor. In Abhängigkeit von der eigenen Trittkraft kommt die elektrische Zusatzenergie wohldosiert und harmonisch. Einzig das Anfahren am Berg erfordert ungewohnt viel Kraft für ein E-Bike, was aber der fehlenden Schaltung geschuldet ist. Alles in allem merkt man schon, dass die Entwickler hier ihren persönlichen Traum von einem E-Bike verwirklicht haben, das man als solches nicht sofort erkennt. Wer den hohen Preis von 4.999 € nicht scheut, kann mit dem Coboc eCYCLE ein außergewöhnliches E-Bike erwerben, in dem viel Liebe zum Detail und viel Handarbeit steckt. Durch den Kauf wird man in den exklusiven Kreis der 100 aufgenommen, denn auf 100 Stück im Jahr ist die Produktion des eCYCLE limitiert. Allerdings bewegt man sich in dieser Preislage in der E-Bike Oberliga, in der auch Stromer ST2, Spezialized Turbo und Focus Thron Impulse Speed zu Hause sind. „Das eCycle fährt sich wie ein gewöhnliches Fahrrad – nur schneller“ steht im Manual und das trifft es. Wer genau das sucht und für Style und Exklusivität bezahlt, wird hier fündig. Außerdem kann man es mit seinen 13,9 Kilogramm, wie in Berlin und sicher auch in anderen Städten üblich noch in seine Wohnung tragen und sicher verwahren! Die Nachfrage sei da, bestätigt David Horsch augenzwinkernd und ein massentauglicheres E-Bike für übernächstes Jahr sei bereits in Planung.