Wer bisher auf der Suche nach Nachrüstsätzen für sein E-Bike war, ist zweifelsohne über den E-Bike-Motorenhersteller Bafang gestolpert. Im Netz finden sich zahllose Bafang-Nachrüstsätze in Form von Front- oder Hecknabenmotoren, welche sich sogar im Rahmen des Legalen befinden. Jetzt bricht Bafang jedoch mit einem neuen Antriebssystem durch: ein Mittelmotor, der in herkömmliche Tretlager installiert werden kann. Mit bis zu 160 Newtonmetern. Und einem 960 Wattstunden starken Akku. Für etwas über 1000 Euro.
Ist der neue Bafang M325 und M625 legal?
Bafang stellt dir nicht nur einen von Bastlern lang herbeigesehnten Do-It-Yourself-Mittelmotor zur Verfügung, sondern packt auch ordentlich Power hinein. So viel, dass du aufpassen musst, um dich beim Anfahren nicht zu überschlagen. Leider ist das Kraftpaket Bafang M625 mit seiner Nennleistung von 700 oder 1000 Watt nicht ohne weiteres auf europäischen Straßen einsetzbar.
Auch der „kleine“ M325 ist mit 500 Watt Nennleistung nicht ohne Betriebserlaubnis und Anmeldung eines S-Pedelecs im Straßenverkehr erlaubt. Damit dein E-Bike als Fahrrad gilt, darf die Nennleistung nur 250 Watt betragen und die Tretunterstützung muss ab 25 km/h abschalten.
Dass sich der Motor nicht an ein Publikum richtet, welches am regulären Straßenverkehr legal mit einem „Fahrrad“ teilnehmen möchte, wird auch klar, wenn man das angebotene Zubehör betrachtet: Zwar lässt sich das System auch mit einer Beleuchtungsanlage erweitern, die du über das Display steuern kannst, doch der Gashebel für deinen Daumen sprengt den Rahmen: Ein E-Bike oder S-Pedelec muss primär über die Pedale angetrieben werden. Der Motor darf nur unterstützend wirken und – außer im Falle der Schiebehilfe bis 6 km/h – nicht alleine arbeiten können.
Für wen sind der Bafang M325 oder M625 interessant?
Der Bafang-Mittelmotor zum Nachrüsten bleibt damit ein Highlight mit stark begrenztem Publikum. Custom-E-Bikes aus der eigenen Bastlerstube werden einige Technikfans sicher begeistern können. Vielleicht schafft sogar der ein oder andere Power-Prototyp die Hürden der Bürokratie. Auf der privaten Teststrecke können selbsternannte Tuner Ihre Schöpfungen natürlich ebenfalls testen. Der Erwerb des Motors oder der Umbau eines Fahrrads ist schließlich nicht verboten. Die Teilnahme am Straßenverkehr ohne die entsprechende Zulassung jedoch schon.
Schade eigentlich, denn der 960-Wattstunden-Akku bietet selbst an diesem brachialen Motor von Bafang eine Reichweite von mindestens 80 Kilometern. Der eigene Hinterhof wird dem externen Unterrohrakku damit wohl kaum Genüge leisten.
Für die Aufrüstung deines alten Hercules-Herrenrads ist der Bafang Mittelmotor daher eher nicht die richtige Wahl. Gerade bei hoher Power brauchst du einen entsprechenden stabilen Rahmen und solltest auf ein effizientes und verlässliches Bremssystem nicht verzichten.
Bafang Mittelmotoren in Deutschland kaufen
Wenn du dennoch Interesse an dem Motor hast, bekommst du ihn auf der eigens für dieses Produkt eingerichteten, englischsprachigen Website (derzeit scheinbar passwortgeschützt). Die Vorbestellung ist derzeit bereits möglich. Das M325 500-Watt-System bekommst du ab 1.127.48 Dollar (ca. 930 Euro), den stärkeren M625 gibt es für 1.232,13 Dollar (ca. 1015 Euro). Beides inklusive Akku. Für die Lieferung aus den USA zahlst du zusätzliche 100 Dollar.
Auf der Website findest du ebenfalls entsprechendes Einbauwerkzeug und eine Anleitung für die Installation im Tretlager. Nur 10 Seiten braucht es, um dir mit anschaulichen Bildern zu erklären, wie du deine eigene E-Rakete zusammenbaust. Fehlt nur noch der Akku. Auch hier steht eine Halterung mit Bedienungsanleitung bereit. Wie das schwere Kraftpaket allein durch die zwei Schlauchschellen dauerhaft am Rahmen hält? Eine Herausforderung, um die sich die Einbauenden selbst kümmern müssen.
Ob der Motor somit wirklich den europäischen Markt erobern wird, ist fraglich. Derzeit baut Bafang jedoch seine Präsenz in Europa aus. Im Oktober 2020 ist die Firma in Deutschland zu einem größeren Standort umgezogen, in Polen startete Bafang vor kurzem die Produktion von Mittelmotoren für den europäischen Markt.
Hauptsache die Reichweite ist ausreichend!
An sich ist das Nachrüsten eine sinnvolle Sache und sehr nachhaltig!
Leider spielt die Bürokratie in Deutschland mal wieder nicht mit.
Eine Zulassung zum Straßenverkehr bleibt das große Problem!
Der Nachrüst-Satz ist für mich eine nur bedingt interessante Option. Ohne Straßenzulassung eher nicht praxistauglich. Mit insgesamt gut 1000 Euro auch recht teuer…
Klasse Sache, dieser Umrüstsatz
Überlegung eines Neulings: wenn es nur an der Zulassung als E-bike liegt, könnte man doch entsprechend höher zulassen und mit zugehörigem Führerschein weiter „leicht“ fahren…. ( ich besitze den „großen“ Einser) fragt sich nur was mit dem Kennzeichen und den zugehörigen Auflagen ( Helm….) passiert…. Oder fehlen mir da ein paar Zusammenhänge?
BG Knut
Nabend,
verlinkte Webseite (e-bikeconversionkit-dot-com) verlangt nach einem Passwort?
Grüße
Hi Eric,
stimmt, das ist komisch und offensichtlich erst seit kurzem so. Möglicherweise ist der Vorverkauf unterbrochen oder es werden Wartungsarbeiten durchgeführt. Was genau dahinter steckt, können wir allerdings auch nicht sagen. Wir haben zum Link noch einen Hinweis dazugefügt. Eventuell funktioniert er bald wieder.
Liebe Grüße, die Redaktion
Ist die Akku-Kapazität für beide Nachrüstsätze gleich?
„nicht ohne weiteres auf europäischen Straßen einsetzbar.“
Nein es ist als Nachrüstsatz überhaupt nicht einsetzbar. Mit diesen Daten kann man es nur als L1e-B, d.h. ähnlich einem 50er Roller zulassen, dazu braucht es also eine Europäische Homologation, die man als privat Mensch nicht, mit auch nur ansatzweise vertretbaren Aufwand bekommt.
Also bitte etwas klarer in der Aussage und keine falschen Hoffnungen wecken. Auch das wohl kaum ein Fahrradrahmen mit diesen Leistungen zurecht kommt sollte klarer herausgestellt werden. Es ist einfach nur gefährlich auch im privaten Umfeld.
Schade diese Regulierungswut in der EU. So lange unsere Pedelecs mit 25 km/h durch die Gegend schnecken, fahre ich weiterhin mit dem Auto zur Arbeit. Dann bleibt das Fahrrad eben nur für die Radtour am Wochende.
„Ein E-Bike oder S-Pedelec muss primär über die Pedale angetrieben werden. Der Motor darf nur unterstützend wirken und – außer im Falle der Schiebehilfe bis 6 km/h – nicht alleine arbeiten können“
Sorry das kann nicht richtig sein. Mein Bulls Green Mover aus 2014 fährt auch nur per Knopfdruck ohne Tretunterstützung bis ca. 20km/h. Legal als S-Pedelec.
Hi Andreas, stimmt – das war tatsächlich mal so, dass S-Pedelecs per Throttle bis ca. 18 km/h fahren durften. Das hat sich allerdings mittlerweile geändert. :)
Liebe Grüße, die Redaktion