Mit dem P20 bietet Engwe ein schickes E-Faltrad an, das in verschiedenen Farben zur Wahl steht und mit einem Preis von 1.099 Euro (UVP) recht erschwinglich ist. Wir haben einige Testrunden auf dem grünen Klapprad gemacht und berichten hier, was dich erwartet und ob sich der Kauf lohnt.
Die Ausstattung des Engwe P20
Fangen wir mit der Ausstattung und dem wichtigsten Bauteil an: dem Antrieb. Engwe verbaut im P20 einen 250 W starken Hinterradnabenmotor mit Drehmomentsensor und 42 Nm Drehmoment. Technisch ist das in diesem Preisbereich ordentlich, aber wie gut sich dieser in der Praxis schlägt, verraten wir dir weiter unten in unserem Engwe P20 Testbericht.
Auch zum wichtigen Faltmechanismus kommen wir später und handeln zunächst die weitere technische Ausstattung ab. Auf eine Schaltung musst du beim Engwe P20 verzichten. Stattdessen ist ein Carbonriemen mit fester Übersetzung verbaut. Der ist wartungsarm und angenehm leise bei der Fahrt. Für Verzögerung sorgen hydraulische Scheibenbremsen vorne und hinten, die – so viel sei vorab verraten – einen soliden Job machen.
Ebenfalls an Bord ist eine Beleuchtung. Der kleine Scheinwerfer in der Verlängerung des Rahmens sorgt vor allem dafür, dass man selbst gut gesehen wird. Auch die Ausleuchtung nach vorne ist in Ordnung, könnte aber gerne noch heller sein. Auf der Rückseite finden sich zwei kleine LED-Rücklichter links und rechts neben dem Hinterrad. Hier ist auch ein Blinker integriert, der in Deutschland noch ungewöhnlich, aber mittlerweile erlaubt ist.
Bedient wird der Fahrtrichtungsanzeiger über zwei Tasten links am Lenker – direkt neben der Kontrolleinheit für den Antrieb. Rechts ist ein, in Deutschland laut StVZO illegaler, Gashebel montiert. Hier gibt es aber Entwarnung, da er in der EU-Version außer Betrieb ist. Engwe montiert ihn aber grundsätzlich mit. Das ist wohl einfacher als unterschiedliche Varianten zu produzieren. Im Falle einer Verkehrskontrolle könnte dies aber möglicherweise zu leidigen Diskussionen führen und du solltest ihn abmontieren.
Vor dem Radeln steht das Basteln
Geliefert wird das Engwe P20 in einem 130 x 65 x 25 cm großen, für ein E-Bike recht kompakten Karton. Das E-Bike ist darin allerdings nicht komplett vormontiert, sondern in einige Einzelteile zerlegt.
Bevor es in den Sattel gehen kann, muss dieser erst einmal montiert werden – samt einigen weiteren Bauteilen. Zunächst gilt es die Lenkerstange samt Schnellverschluss anzubauen, anschließend das Schutzblech und das Vorderrad. Danach folgen noch die Pedale (mit praktischer Beschriftung), der Reflektor an der Sattelstange sowie die Klingel. Schön, dass der Hersteller das erforderliche Werkzeug komplett beilegt.
Letztendlich ist es etwas Arbeit, aber eigentlich schnell erledigt. Leider ist die Anleitung nur in Englisch, wenig ausführlich und die Bilder für den Zusammenbau recht spartanisch. Auch online lässt sich keine deutschsprachige Anleitung für das Engwe P20 finden, was sicherlich nicht jeden begeistern dürfte.
Vor dem Radeln stand das Suchen
Nach der Montage, die innerhalb einer Stunde erledigt sein sollte, könnte es endlich mit der ersten Fahrt losgehen. Allerdings musste in unserem Test zunächst der per Schlüssel entnehmbare Akku geladen werden, was je nach Ladestand bis zu fünf Stunden dauert.
Vor dem Praxistest standen wir jedoch noch vor einem weiteren Problem. Ein langer Druck auf den Einschalter am Controller, der in der Anleitung an falscher Position beschrieben wird, führte nicht zum Start des E-Bikes.
Nach einigem Herumprobieren und Suchen, sowie dem in diesem Fall erneut nicht hilfreichen Blick in die Anleitung, fällt eine kleine Abdeckung am Akku auf der gegenüberliegenden Seite des Ladeanschlusses ins Auge. Hier versteckt sich ein kleiner Kippschalter zum Ein- und Ausschalten. Erst wenn dieser in der richtigen Position ist, bekommt das Engwe P20 Strom und kann über den Controller zum Leben erweckt werden.
Ab auf Tour – so fährt sich das Engwe P20
Endlich auf der Straße, wo sich das P20 aufgrund seiner Eigenschaften und der Straßenbereifung zweifelsohne am wohlsten fühlt, fällt sehr schnell auf, dass das P20 eher einen sportlichen Fahrkomfort bietet. Da das E-Klapprad nicht gefedert ist, werden Unebenheiten der in Deutschland vielerorts schlechten Radwege aufgrund der 20 Zoll Reifen (20 x 1,95 Zoll) ziemlich unbarmherzig direkt an den Fahrer weitergegeben.
Der Sattel ist ok, aber nicht sehr hochwertig und kann daher bei längeren Touren schon mal etwas schmerzen. Die Griffe fühlen sich dagegen gut an. Mit einer Körpergröße von zirka 180 cm ist das Engwe P20 gut fahrbar.
Für Komfort beim Radeln sorgt hingegen der E-Antrieb. Mit seinen 42 Nm Drehmoment schiebt der Motor vor allem in der höchsten der drei Unterstützungsstufen (plus Schiebemodus) ordentlich nach vorne und hilft gerade bei Steigungen kräftig mit
Beim ebenerdigen Radeln reicht in der Regel die erste oder maximal zweite Stufe, um mit rund 20 km/h relativ zügig von A nach B zu kommen. Wer noch schneller fahren möchte, muss allerdings ziemlich in die Pedale treten. Nicht wegen der Kraft, sondern aufgrund der Endgeschwindigkeit. Denn durch die fehlende Schaltung ist die Trittfrequenz ziemlich hoch, um die Pedelec-Grenze von 25 km/h über eine längere Strecke zu halten.
Hier hätte ich mir ein etwas günstigeres Übersetzungsverhältnis gewünscht, da das Anfahren dank des mit kurzer Verzögerung recht kräftig einsetzenden Motors problemlos gelingt. Auf der anderen Seite sind 25 km/h (oder noch mehr) auch schon ein recht beachtliches Tempo auf einem E-Faltrad.
Insgesamt hinterlässt das Engwe P20 im Test allerdings einen recht stabilen Eindruck. Das Fahrgefühl vor allem bei kürzeren Strecken ist vollkommen in Ordnung und auf einem soliden Niveau für ein recht preiswertes E-Klapprad.
Reichweite & Akkuanzeige vom Engwe P20
Die Reichweite des Engwe P20 mit seinem 345 Wh (36 V, 9,6 Ah) großen Akku gibt der Hersteller mit bis zu 100 km an. In der Praxis liegt der Wert für gewöhnlich eher darunter. 70 km dürften aber je nach Belastung und Unterstützungsstufe recht problemlos möglich sein. Unterwegs waren wir überwiegend in der ersten, für Hügel teilweise auch in der zweiten oder dritten Stufe.
Was hierbei allerdings negativ auffällt, ist die sehr sprunghafte Akkuanzeige. Die kleine Remote-Einheit samt Display zeigt den Akkustand fünfgeteilt an, was so weit nicht ungewöhnlich ist. Anfänglich hat sich der erste Strich nach rund 15 km verabschiedet.
Dann glänzt die Akkuanzeige allerdings nicht gerade mit Konstanz. Bei einer stärkeren Steigung und dem Wechsel von der ersten in die dritte Unterstützungsstufe ist die Akkuanzeige plötzlich von vier auf einen Balken gesprungen – so als würde sie nicht den Ladestand, sondern eine Einschätzung für die Restkilometer abgeben. Nachdem kurzen Anstieg und dem Zurückwechseln in die erste Motorstufe waren dann zunächst wieder drei, kurze Zeit später sogar wieder vier Balken zurück auf dem Display.
Solche ständigen Wechsel haben wir öfter beobachtet. Dies verschafft am Ende leider relativ wenig Vertrauen in die Akkuanzeige und man muss das E-Bike kennenlernen, um ein Gefühl für die Reichweite zu bekommen.. Denn wer ohne Motor unterwegs ist, was ja bei leerer Batterie unfreiwillig passieren würde, merkt schnell, dass der Antrieb doch einiges leistet.
Zu den weiteren Anzeigen auf dem kleinen Display zählen die aktuelle Geschwindigkeit, die zurückgelegten Kilometer, die Fahrzeit sowie die Durchschnittsgeschwindigkeit. Recht rudimentär, für ein einfaches und minimalistisches E-Faltrad wie dieses aber ausreichend. Engwe bietet auch eine App für iOS und Android an. Allerdings kann diese nur zum Tracken von Touren über das GPS des Smartphones genutzt werden und umfasst keinerlei Konnektivität zum E-Bike.
Probleme bei der Kernkompetenz
Ein E-Faltrad wird in der Regel erworben, weil es sich kompakt zusammenfalten und damit platzsparend transportieren oder lagern lässt. Das gilt auch für das Engwe P20. Der Hersteller gibt ein Faltmaß von 90 cm in der Länge, 42 cm in der Breite und 62 cm in der Höhe an und verspricht ein einfaches Zusammenklappen in nur drei Schritten binnen zehn Sekunden. Teile des Versprechens sind leider nur in der Theorie erreichbar. In der Praxis hat sich das P20 von Engwe leider etwas störrischer angestellt, als der Hersteller ankündigt.
Die Schritte sind klar und auch mit wenigen Handgriffen erledigt. Zunächst muss der Lenker heruntergeklappt werden, wobei sich dieser dank schräg montiertem Gelenk parallel zum Vorderrad legt. Anschließend wird das Gelenk am Hauptrahmen geöffnet und das Fahrrad mittig gefaltet. So stellen sich dann Vorder- und Hinterrad nebeneinander.
Engwe hat extra kleine Magnete verbaut, die die Räder dann magnetisch zusammenhalten sollen. Leider war es uns im Test nicht möglich, diese auch „einrasten“ zu lassen, weil der Lenker zwischen den beiden Rädern steht. Egal, in welcher Position wir den Lenker verstellt haben, ob komplett oder teilweise heraus- oder eingezogen, er war immer etwas im Weg.
Selbst das Verdrehen der Lenkstange, was viel Aufwand beim Zusammenklappen wäre, konnte das Problem nicht lösen. Hier gibt es also Abzüge in der B-Note, da das Zusammenklappen in der Praxis nicht so perfekt funktioniert hat, wie es ein E-Faltrad tun sollte. Ohne Magnethalterung ist das Tragen nämlich eine eher wackelige Angelegenheit.
Der letzte Schritt wäre dann noch das Einfahren des Sattels, wobei hier wichtig ist, dass der Reflektor möglichst weit oben montiert ist. Auch die Pedale lassen sich einklappen, was aber kaum Platzersparnis bringt.
Das volle Potential kann das Engwe P20 hier letztendlich nicht ausnutzen. Der Magnet macht aber dennoch Sinn, wenn das E-Bike nur mal ab und an mittig gefaltet werden soll, ohne den Lenker herunterzuklappen. Dann lässt sich das E-Faltrad auf den beiden parallel stehenden Rädern schieben. Das Verladen oder durchs Treppenhaus tragen ist dank dem Gesamtgewicht von gut 18 kg mit etwas Kraftaufwand zu bewältigen. Hier gibt es zweifelsohne noch etwas leichtere, aber auch etliche schwerere Vertreter.
Unserer Fazit zum Engwe P20
Insgesamt hat das Engwe P20 im Test einen soliden Eindruck hinterlassen. Kritik gibt es vor allem beim Faltmechanismus sowie der Akkuanzeige. Positiv fällt der souveräne Antrieb und die ordentliche und stabile Verarbeitung auf. Das für mein Empfinden unkomfortable Fahren kann dem P20 nur wenig angekreidet werden, da das E-Faltrad ohne Federung für die Straße, und nicht für Ausflüge auf Schotterpisten konzipiert ist..
Insgesamt ist das Engwe P20 ein solides E-Faltrad, das im Test aber auch ein paar Schwächen bzw. Kritikpunkte zeigt. Die Konkurrenz ist auch im Preissegment um 1.000 Euro groß, beispielsweise das noch reichweitenstärkere PVY Libon, das mit Schaltung bestückte Himo Z20 Plus oder auch das leichtere Ado Air. Erhältlich ist das Engwe P20 derzeit für 1.099 Euro im Onlineshop von Buybestgear, wo du mit dem Code „BBGEBIKE“ noch 3 % sparen kannst. Das P20 kostet damit dann nur noch 1.066 Euro.
Alternativ ist das E-Faltrad aus dem Test auch bei Engwe direkt erhältlich. Hier kostet es ebenfalls 1.099 Euro.