Die neueste und dritte Generation des innovativen Airbag Helms von Hövding ist seit einiger Zeit auf dem Markt. Wir hatten daher etwas Zeit den Helm ausgiebig auszuprobieren und berichten hier, wie sich der Hövding im Test schlägt.
Die Funktionsweise des Hövding
Jeder kennt die mal mehr, mal weniger hübschen Kopfbedeckungen, mit denen große Teile der Radfahrer unterwegs sind. Dabei handelt es sich meist um Modelle aus Schaumstoff und einem Kunststoffüberzug. Hövding verfolgt hier einen anderen Ansatz. Bei diesem Helm, der eigentlich nicht wirklich ein richtiger Helm ist, bläst sich in einer Gefahrensituation ein Airbag auf. Den Hövding trägst du dabei lediglich wie eine Art Schal um den Hals.
Die Auslösetechnologie wird durch einen Algorithmus gespeist. Dieser ist genau auf die verschiedenen Situationen auf dem Rad programmiert. Im Falle eines Unfalls oder einem Sturz löst der Airbag aus und legt sich als Haube um deinen kompletten Kopf. Dies geschieht innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, sodass der wichtigste Körperteil immer vor dem etwaigen Aufprall komplett geschützt ist.
Der Algorithmus beruht dabei auf Unmengen von ausgewerteten Daten und ist so fein programmiert, dass er in Gefahrensituationen mit absolut zielsicherer Präzision auslöst. Bis heute gibt es daher keine bekannten Fälle, in denen der Hövding nicht funktioniert hat. Zu dieser Wahrheit gehört jedoch auch, dass es in der Vergangenheit immer mal wieder Situationen gab, in denen der Helm ausgelöst hat, wo es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre.
Mit dem Update auf die dritte Generation und noch mehr ausgewerteten Daten soll der Hövding in dieser Hinsicht allerdings noch besser geworden sein. In unserem Test ist er mir jedenfalls schonmal nicht um die Ohren geflogen.
Unboxing & Einrichtung
Der Hövding kommt in einer kleinen und hochwertigen, jedoch relativ unscheinbaren gelben Box. Zum Lieferumfang gehört neben dem Airbag Helm ein waschbarer Überzug und selbstverständlich ein USB-Aufladekabel.
Die erste Schwierigkeit bestand direkt darin, den Überzug zu installieren. Hier war mir auf den ersten Blick nicht richtig klar, wie rum der Stoff gehört. Im Nachhinein gibt es dafür aber nur eine passende Möglichkeit, sodass der Helm doch recht schnell einsatzbereit war. Vor dem ersten Test muss der Hövding noch einmal komplett aufgeladen werden. Das dauerte wohl in etwa 1,5 Stunden.
Das Schöne am neuen Hövding ist, dass du nicht mehr auf die Größe achten musst. Die neuen Modelle sind nämlich mit einem Einstellrad verstellbar, wie man es von herkömmlichen Helmen kennt. Damit lässt sich der Hövding 3 ganz leicht an den eigenen Hals anpassen und du hast nie das Gefühl, dass er zu eng oder zu weit sitzt.
Test der Bluetooth & App-Verbindung
Ein weiteres besonderes Feature ist die Bluetooth Funktion. Damit lässt sich der Hövding mit dem Smartphone und einer App verbinden. Nach der Anmeldung in der App und der selbsterklärenden und wirklich super schnellen Einrichtung hast du im Handumdrehen alle Daten deines Hövdings parat.
Um die App nutzen zu können, musst du allerdings zustimmen, dass Hövding deine Fahrdaten zur Verbesserung und Sicherheit des Radverkehrs nutzen darf. Na meinetwegen – wenn sich dadurch die Situation in den Städten verbessern lässt – mir soll es recht sein. Wer jedoch auf Privatsphäre steht, könnte damit ein Problem haben, denn ohne Zustimmung lässt sich die App nicht nutzen.
Hierzu sei jedoch gesagt, dass die Verbindung zum Smartphone für die Funktion und die Verwendung des Hövding keine Rolle spielt. Die Funktionen werden damit lediglich erweitert. Der erste Hinweis war beispielsweise direkt, die Firmware des Hövding zu aktualisieren. Und das kann ja schließlich nie schaden.
In der App hast du dann Zugriff auf deine Fahrdaten, den Akkuzustand und auch darauf, was der Rest der Hövding Community so treibt. So haben zum 22. Februar beispielsweise 5017 Fahrradfahrer, mit dem Hövding 3 um den Hals, zusammen ungefähr 138,3t CO2 gegenüber der gleichen Strecke mit dem Auto eingespart. Achtung Disclaimer: Hier handelt es sich natürlich um einen rein statistischen Wert! Näheres zum Thema klären wir im Artikel zur Nachhaltigkeit von Fahrrädern und E-Bikes.
Die Übersicht gibt außerdem Auskunft, dass der durchschnittliche Hövdingfahrer mit 15,4 km/h Durchnittsgeschwindigkeit unterwegs ist. Diese Tatsache darf jetzt allerdings jeder selbst interpretieren.
Mit der App kannst du außerdem eine Notfallnummer hinterlegen. So wird der hinterlegte Kontakt sofort benachrichtigt, falls der Hövding auslöst. Im Falle eines Unfalls ist das meiner Meinung nach ziemlich praktisch. Deine Vertrauensperson kriegt im Gegenzug allerdings natürlich auch direkt mit, wenn du dich mal wieder auf die Nase gelegt hast. Über die App hast du darüber hinaus noch eine kleine Anbindung zum Zubehörshop und dem Support.
Fahrtest und Alltagssituationen
Nachdem alles eingestellt und verbunden ist, gehts endlich aufs Bike. Der Hövding liegt gut und sicher an, und ist meiner Empfindung nach nicht zu schwer. Ich verspüre auch keinen Störfaktor im Nacken. Irgendwie vermittelt mir der Hövding sogar mehr Sicherheit als ein herkömmlicher Helm, da er sich eng um den Hals schmiegt.
Das ist übrigens ein entscheidender Vorteil gegenüber einfachen Schalenhelmen. Der Airbag schützt den kompletten Kopfbereich inklusive Hals und nicht nur die Schädeldecke. Schwerwiegende Verletzungen im Kopfbereich sollten damit eigentlich kein Thema mehr sein.
Mit der Lasche vorne wird der Hövding aktiviert und die Fahrt kann starten. Dazu ist noch erwähnenswert, dass der Hövding lediglich auf dem Fahrrad oder E-Bike aktiviert sein darf. Andernfalls kann es dir beim plötzlichen Aufspringen aus dem Bürostuhl durchaus passieren, dass die Airbag-Kartusche zündet. Je nach Kollegium könnte das jedenfalls zu einer ziemlich peinlichen Situation führen.
Auch vor dem Absteigen solltest du den Helm daher am besten schon deaktivieren. Sowohl bei der Aktivierung als auch beim Deaktivieren gibt der Hövding einen kleinen Bestätigungston aus. Damit ist dann klar, dass der Airbag Helm für den Ernstfall gerüstet ist.
Während der Fahrt verhält sich der Airbag total unauffällig. Mit jedem Meter gewinne ich mehr Vertrauen in das neue Gerät und nehme ihn schließlich, wie bei einem handelsüblichen Helm auch, gar nicht mehr wahr. Auch eine etwas ruppigere Fahrt durch die Stadt interessiert ihn nicht die Bohne. Bordsteine, schnelle Kurvenfahrten und plötzliche Bremssituationen lassen ihn ebenfalls völlig kalt.
Einsatzgebiete & Anwendungskriterien im Test
Dass viele der deutschen Radler noch keinen Helm tragen, ist meist einzig und allein der Ästhetik geschuldet. Die meisten empfinden den eigentlich sinnvollen Kopfschutz als störend und nicht schön. Außerdem ruinieren Helme bekanntlich Frisuren. Mit dem Hövding sind diese Ausreden jedoch Geschichte. Ein kleiner Nachteil ist lediglich, dass er im Sommer wohl etwas wärmer als die Standard-Kopfbedeckung ist.
Der smarte Airbag Helm kann im Test in urbanen Gebieten definitiv überzeugen. Genau dafür ist der Hövding allerdings auch entwickelt. Bei Fahrradsport stößt die Erfindung dagegen an ihre Grenzen. Auf dem Mountainbike sowie auf dem Rennrad kannst du den Hövding daher nicht einsetzen.
Das liegt einfach daran, dass der Algorithmus diese unterschiedlichen Situationen nicht erfassen kann. Ein Sprung im Wald kann schließlich datentechnisch in der Stadt auch ein Sprung auf die nächste Windschutzscheibe sein. Der Hövding wurde also speziell auf die Anforderungen und Situationen des Stadt- oder Überlandradlers angepasst.
Auch auf dem Rennrad oder besonders sportlichen Rädern ist der Hövding keine gute Idee. Zum einen erklärt sich das wegen der veränderten Fahrsituation, zum anderen aufgrund der Sitzposition. Bei sportlichen Positionen liegt der Helm nämlich tatsächlich störend im Nacken, da er dann die Bewegungsfreiheit etwas einschränkt. Beim Aufschauen ist der Helm dann schlicht im Weg. Bei Fitnessbikes und Cross- oder Rennrädern ist der Hövding deshalb nicht zu empfehlen. Für Trekking- oder Cityräder ist der schützende Airbag jedoch eine sehr gute Wahl.
Fazit
Beim Hövding steht nicht nur Innovation drauf, es ist tatsächlich auch Innovation drin. Spätestens nach der aktuellen Generation sind die Daten so gut ausgewertet, dass der Hövding jede Situation richtig interpretiert und im Falle der Fälle dein ganz persönlicher Schutzengel wird. Der Sicherheits-Spaß ist zwar mit 299 € nicht der preiswerteste, doch was ist am Ende schon Geld. Ich persönlich denke, finanzielle Argumente sollten in dieser Hinsicht nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Heutzutage fährt fast niemand mehr ohne Reiseversicherung in Urlaub. Alle Eventualitäten sind oft abgesichert. Beim eigenen Leben machen einige – und hier nehme ich mich selbst nicht raus – allerdings immer noch Abstriche. Der Hövding 3 leistet hier definitiv seinen Anteil und stellt eine sichere und stylische Alternative zum herkömmlichen Helm dar. Wenn einem die eigene oder die Sicherheit der Liebsten am Herzen liegt, ist der Hövding daher eine wirklich gute Investition.
Die Hövding Generation 3 gibts aktuell sowohl bei Amazon, als auch im Shop von Lucky Bike.
Zubehör: Um das schwarze Image des Hövdings noch etwas aufzupeppen, sind außerdem noch einige weitere Überzüge erhältlich. Damit lässt sich der neue Begleiter noch zusätzlich Individualisieren.
Hallo, mich würde interessieren was nach einem Auslösen des Hövding passiert. Muss ich ihn dann wegschmeißen oder kann er wieder einsatzbereit gemacht werden?
Grüße ,Kerstin.
Hi Kerstin,
nach dem Sturz kannst du den Hövding leider nicht mehr nutzen. Durch das crash replacement musst du allerdings bei einem neuem Hövding nicht mehr den kompletten Preis zahlen. Der Austausch-Hövding liegt dann nur noch bei derzeit rund 200 Euro. ->https://hovding.sportimport.de/crash-replacement-programm
Liebe Grüße, Simon
Hallo, der Hövding ist nur bis zu einem Kopfumfang von 59 cm getestet, darüberhinaus wurde mir davon abgeraten. Und unklar ist mir die Situation bei Regenwetter, wenn ich mit einer Jacke plus Kapuze unterwegs bin.
Gruß
Hi Peter, Regen ist wie schon an anderer Stelle erwähnt kein Problem. Eine Kapuze solltest du nicht komplett drüber ziehen. Eine Mütze ist dagegen unproblematisch. Liebe Grüße, Simon
..gibt es Erfahrungen bezüglich schwitzen unter dem Halsding???…ist das Teil, wenigsten der Überzug, waschbar?
Wie verhält es sich bei Regen?
Hi, also ich fand ihn nicht zu warm, da er ja doch immer etwas Spiel zum Hals hat. Im Sommer wird’s natürlich schon etwas wärmer, aber das ist mit einem normalen Helm ja auch so. Der Überzug kann gewaschen werden, ja. :) Na bei Regen wird’s nass, wie alles andere auch. Was meinst du genau?
Liebe Grüße, Simon
Wegen Wärme im Sommer: Ich habe zwar nur einen Höveding 2, aber im Sommer habe ich mir ab 25 Grad eine kleines feuchtesTuch zwischen den Höveding und Hals gelegt. Dies war dann selbst bei 30 Grad durch die Verdunstungskälte dann sehr angenehm. Regen ist dem Höveding egal.