Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass wir das SMAFO 3 im Test hatten. Wir waren damals angetan von dem gut ausgestatteten Alltagsrad in der Preisklasse um 2.000 Euro. Vor wenigen Wochen hat der Hersteller aus Paderborn, mit dem SMAFO 4 nun die nachfolgende Generation seines E-Bikes vorgestellt.
Ich habe mich daher auf das neue Modell geschwungen, um zu schauen, ob der Nachfolger die Fußstapfen der dritten Generation füllen kann und mit welchen Features das SMAFO 4 eventuell zusätzlich ausgestattet ist.
Was bietet das SMAFO 4 (Neues)?
Wie schon beim Vorgänger ist auch das SMAFO 4 ein vollausgestattetes E-Bike, angesiedelt irgendwo im Bereich zwischen E-City- und Trekkingbike. Aus der Tatsache, dass es sich bei dem SMAFO 4 um ein E-Bike handelt, macht man dabei keinen Hehl. Gerade bei der Variante mit weißem Rahmen ist der schwarz abgesetzte und herausnehmbare Akku zwar deutlich zu erkennen, aber dennoch sauber im Rahmen integriert. Auch das dicke Unterrohr verrät es eindeutig als Fahrrad mit Elektroantrieb, während der Motor selbst recht unscheinbar und nur auf den zweiten Blick erkennbar in der Hinterradnabe sitzt.
Im Vergleich zum Vorgänger hat der Hersteller ein paar Neuerungen und Verbesserungen vorgenommen, wobei wir hierbei eher von Modellpflege sprechen würden. Unter anderem fällt das Display von Bafang nun kompakter aus. Dazu gibt es ein paar optische Änderungen, ohne die Designsprache von SMAFO zu verdrängen.
Beim Antrieb setzt man erneut auf einen 250 W starken Hinterradnabenmotor von Bafang mit 45 Nm, genauer gesagt auf das Modell RM G020.250.D. Der damit kombinierte Akku weist 522 Wh auf und fällt damit etwas kleiner aus als in der vorherigen Generation mit 612 Wh. Eine spannende Neuerung ist hingegen, dass der Motor mit einem Drehmomentsensor gekoppelt ist, was dem Fahrkomfort ein deutliches Upgrade verpassen dürfte. Hiermit ist auch das Downgrade der Akkukapazität zu erklären, denn das System dürfte mit der neuen Steuerung deutlich sparsamer sein.
Die vorne 160 mm und hinten 180 mm großen hydraulischen Scheibenbremsen kommen in der Neuauflage von Shimano und nicht mehr von Tektro. Sie packen in der Praxis ausreichend stark zu und sorgen zusammen mit der wertigen Verarbeitung für ein stabiles und sicheres Fahrgefühl.
Der gleiche Hersteller liefert auch das 9-Gang-Schaltwerk vom Typ Shimano Altus. Dazu weiterhin an Bord sind Schutzbleche, ein Seitenständer und ein mit dem Klickfix-System kompatibler Gepäckträger, der nun mit 20 kg noch 5 kg mehr tragen kann als beim SMAFO 3. Das ist durchaus ein Vorteil, z. B. beim Kindertransport.
Ebenfalls verbaut ist eine Beleuchtung. Der Scheinwerfer vorne leuchtet mit 70 Lux und ist mit einem Lichtsensor ausgestattet. Das Rücklicht stammt aus der AXA LED Blueline Serie. Die Bedienung erfolgt über einen kleinen Controller mit drei Tasten auf der linken Seite des Lenkers. Über ihn erfolgen auch das Ein- und Ausschalten, der Wechsel der Unterstützungsstufen sowie die Bedienung des kleinen Displays.
SMAFO 4 fährt sich gut und weit
Bei meinen Testfahrten hat sich das SMAFO 4 als toller Begleiter herausgestellt. Die hohen Erwartungen, die der Vorgänger geschürt hat, kann die neue Generation für mein Empfinden erfüllen. Die neue Steuerung hebt das schicke E-Bike dabei nochmal auf eine andere Stufe, was die Motorabstimmung angeht.
Das SMAFO 4 fährt sich unauffällig und bequem. Sowohl bei alltäglichen Fahrten durch die Stadt als auch bei längeren Touren durch die Natur macht es seine Sache meinen Eindrücken nach gut. Es bietet einen hohen Fahrkomfort, nicht zuletzt aufgrund der Federgabel und einem soliden Sattel, und macht auch auf befestigten Wald- und Sandwegen eine gute Figur. Nur in schnellen Kurven musst du bei rutschigem Untergrund aufgrund der recht profilarmen Reifen etwas langsam machen.
Der Motor von Bafang macht seine Arbeit dank Drehmomentsensor unaufdringlich und ist dabei kaum hörbar. Richtig spürbar wird er nämlich erst, wenn man die Unterstützung ausschaltet. Dann wird deutlich, wie viel Power der Motor mit seinen 45 Nm Drehmoment bei der Tretunterstützung beiträgt, gerade auch bei Gegenwind oder leichten Anstiegen.
Bei meinen Testrunden bin ich in der Regel auf der ersten oder zweiten der insgesamt fünf Stufen gefahren, was auch für geringe Steigungen (wie sie hier im Hamburger Umland auf meiner Teststrecke nur vorkommen) ausreichend ist. Auf ebener Strecke ist man ruckzuck bei 20 bis 25 km/h, ohne dass viel Kraft auf die Pedale aufgewendet werden muss. Und geht es dann mal einen größeren Hügel hinauf, gibt es notfalls noch drei zusätzliche Unterstützungsstufen für mehr Power.
Kombiniert mit der Shimano-Schaltung mit 9 Gängen ist man somit für sämtliche Situationen gut gerüstet. Ab und zu hätte ich mir noch einen zehnten Gang gewünscht, alternativ einen etwas kleiner übersetzten 9. Gang, um noch etwas mehr Tempo ohne höhere Trittfrequenz aufnehmen zu können. Aber das ist subjektives Empfinden, zumal das SMAFO 4 sich eher an entspanntem Cruisen, als an einer Rennmaschine orientiert.
Zwei kleine Kritikpunkte, die mir im Test aufgefallen sind: Die mit dem Test-Bike mitgelieferten Pedale, die nach der Lieferung noch angeschraubt werden müssen, sind gerade mit nassen Schuhsohlen für mein Empfinden recht rutschig. Und auch die Griffe lagen bei mir nicht sonderlich gut in der Hand, wobei dies auch eine subjektive Empfindung ist.
Um 100 km Reichweite ist realistisch
Ein wichtiger Punkt ist bei jedem E-Bike natürlich die Reichweite. Bei einer gut 25 km langen Testrunde, bei der der Motor nahezu immer eingeschaltet und meist auf den beiden unteren, teilweise zum Ausprobieren und bei Anstiegen auch auf den höheren Stufen gelaufen ist, hat sich der Akkustand um 30 Prozent reduziert. Hochgerechnet ergibt dies ungefähr 80 km Reichweite mit einer Akkuladung bei leicht hügeligem Gelände und einem Fahrergewicht von rund 100 kg.
Der Hersteller selbst wirbt mit bis zu 120 km. Die sind nach meiner Einschätzung auch durchaus vorstellbar, wenn das SMAFO 4 auf der geringsten Stufe gefahren wird und man etwas weniger Gewicht auf die Waage bringt als ich.
Praktisch ist in diesem Zusammenhang ist außerdem die Tatsache, dass das kleine Display am Lenker die Restreichweite des Akkus abhängig von der Fahrstufe anzeigt. Sind beispielsweise bei der kleinsten Einstellung noch gut 90 km möglich, sind es in der Boost-Stufe nur noch 50 km. In der höchsten Stufe kann man allerdings auch zugucken, wie der Akkustand und damit die restliche Reichweite herunterzählt. Wie erwähnt, ist diese Stufe allerdings unter normalen Umständen, wenn man nicht gerade auf einer einsamen Alm mit steilen Anstiegen wohnt, auch nicht sonderlich häufig vonnöten.
Dazu liefert das Display noch viele weitere Informationen. Neben der aktuellen Geschwindigkeit, die nahezu in Echtzeit aktualisiert, zeigt der Bildschirm die aktuelle Unterstützungsstufe und deren aktuelles Wirken über einen farbigen Balken sowie den Akkustand auf den ersten Blick an. Oben links gibt es noch kleine Icons für Licht, Bluetooth und mehr.
In der unteren Zeile lassen sich weitere Details durchklicken, wobei hier die mittlere Taste der Bedieneinheit auf der linken Lenkerseite zum Einsatz kommt. Dargestellt werden die aktuelle Trip-Streckenlänge, die Gesamtkilometer und Zeit, die Restreichweite abhängig von der Stufe, die Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeit, die Leistung und die Trittfrequenz sowie die ungefähr verbrannten Kalorien.
Akku lädt leider ziemlich langsam
Ist der Akku leer, muss er natürlich wieder aufgeladen werden. Dies kann durch den Ladeanschluss direkt am Akku erfolgen. Hast du keine Möglichkeit zum Laden am Bike selbst, kannst du den Akku auch herausnehmen.
Der entnehmbare Akku hat auch noch einen weiteren Vorteil. Mit einem Gesamtgewicht von 26,5 kg laut Herstellerangaben, was ich nachgewogen auch bestätigen kann, ist das SMAFO 4 zwar im Vergleich zu anderen E-Bikes dieser Klasse kein auffälliges Schwergewicht, aber eben auch kein Fliegengewicht. Da ist es zum Beispiel beim Heruntertragen in den Keller praktisch, dass sich der Akku herausnehmen lässt und das E-Bike so um immerhin gut 3,1 kg leichter wird.
Ist der Akku leer, gibt der Hersteller eine Ladezeit zwischen 7 und 8 Stunden an. Bei nicht ganz entladenem Akku reduziert sich das zwar entsprechend, besonders schnell ist das Ladegerät jedoch nicht. Hier wäre es für das nächste Modell schön, wenn die Ladezeit deutlich geringer ausfällt oder optional ein Schnellladegerät verfügbar ist. Zwar kann man das SMAFO 4 bequem über Nacht laden, mal eben kurz vor einer Tour noch aufladen ist dagegen kaum möglich.
SMAFO Connect+ bietet (theoretisch) noch mehr Möglichkeiten
Ein spannendes Feature der E-Bikes von SMAFO versteckt sich hinter dem Namen SMAFO Connect, einer App-Anbindung, das es auch als kostenpflichtiges SMAFO Connect+ Care mit deutlich mehr Funktionen gibt.
Leider hat die Konnektivität zwischen unserem Test-E-Bike, übrigens ein Vorserienmodell, und der App nicht zuverlässig funktioniert. Aus der Ferne war dies auch durch den Service von SMAFO nicht zu lösen. Das ist ärgerlich, kann aber passieren und dürfte beim Serienmodell nicht mehr auftreten. Daher können wir an dieser Stelle nur in der Theorie auf die Vorteile von SMAFO Connect(+ Care) eingehen. Oder du schaust in unseren Testbericht vom SMAFO 3, wo wir die Funktionen ebenfalls schon getestet haben.
Die kostenlose Version SMAFO Connect bietet dir lediglich ein digitales Schloss und ein paar weitere Dinge rund um Rechnungen, Garantie, Hilfe und Anleitungen, u.a. in Form von praktischen Videos.
Die Bezahlversion SMAFO Connect+ Care kostet 150 Euro im Jahr (sprich 12,5 Euro im Monat). In diesem Abo bietet dir die App nicht nur das digitale Schloss, sondern unter anderem auch GPS-Tracking. Das kannst du nicht nur zum Aufzeichnen deiner Touren nehmen, sondern auch um das Fahrrad zu orten. Etwas schade finde ich dabei, dass zumindest das Tourentracking nicht in der kostenlosen Variante integriert ist.
Eine Diebstahlversicherung, ein Versicherungspaket für Unfälle, Verschleiß und mehr sowie ein Wiederbeschaffungsservice sind ebenfalls enthalten, was den Preis deutlich relativiert und Connect+ Care zu einem Rundum-Sorglos-Paket für dein SMAFO 4 macht. Weitere Informationen zu dem Extraservice von SMAFO findest du auch auf der Webseite des Herstellers.
SMAFO 4 kommt mit Rahmenschloss
Das SMAFO 4 ist wie der Vorgänger serienmäßig mit einem Rahmenschloss von Axa ausgestattet. Prinzipiell löblich. Wer sein E-Bike allerdings mit einem anderen Schloss wie einem Kettenschloss oder Ähnlichem sichern möchte, der sollte auch das angebaute Rahmenschloss immer zusätzlich abschließen. Denn der Schlüssel (zwei liegen bei) lässt sich lediglich im geschlossenen Zustand abziehen. Wenn man dies also nicht tut, könnte jemand Fremdes einfach das Schloss verriegeln und den Schlüssel mitnehmen – dann stehst du doof da, wenn du wieder losfahren möchtest. Ein Zweitschlüssel ist dann Gold wert.
Test-Fazit zum SMAFO 4: Tolles Gesamtpaket
Wie schon der Vorgänger ist auch der Nachfolger gelungen. Das SMAFO 4 hinterlässt im Test einen guten Eindruck und offenbart nur wenige Schwächen, wie beispielsweise die Ladegeschwindigkeit.
Der Antrieb mit neuem Drehmomentsensor überzeugt in der Praxis mit hohem Fahrkomfort, fein abgestimmten Unterstützungsstufen und einer mehr als soliden Reichweite dank großem Akku. Auch die restliche Ausstattung mit Ständer, Schutzblechen, Licht und Schloss passt zusammen und ist sehr alltagstauglich. Dazu kommt das optionale SMAFO Connect+ Care, das für seinen Preis aus unserer Sicht durchaus einen Mehrwert bietet, allerdings für jährliche Kosten sorgt.
Preis und Verfügbarkeit des SMAFO 4
Erhältlich ist das SMAFO 4 direkt beim Hersteller. Die unverbindliche Preisempfehlung für das SMAFO 4 liegt bei 2.299 Euro. Das ist zwar etwas mehr als bei der dritten Generation, allerdings aufgrund der Verbesserungen bei der Antriebstechnik ein fairer Preis für ein gutes E-Bike.
Zur Wahl steht das SMAFO 4 classic in den beiden Farben Schwarz und Weiß sowie mit Diamant- (175 bis 200 cm Körpergröße) als auch Wave-Rahmen (160 bis 195 cm). Zudem gibt es eine etwas teurere Limited Edition in Champagner. Optional lässt sich gegen Aufpreis von 29 Euro noch eine gefederte Sattelstütze für etwas mehr Komfort hinzukonfigurieren.