Es ist einige Monate her, dass der italienische Hersteller CBT Italia das Artik-09 vorgestellt hat. Bei dem E-Bike handelt es sich um ein Rennrad mit E-Motor, das einige interessante Features aufweist. So bietet es in Kombination mit einer mitgelieferten Smartwatch eine besondere pulsbasierte Motorsteuerung.
Wie gut das funktioniert und wie sich das E-Roadbike überhaupt fährt und auf der Straße schlägt, habe ich mir genauer angeschaut. Meine Eindrücke und Erlebnisse mit dem CBT Italia Artik-09 schildere ich dir in meinem Testbericht.
Ein paar Fakten zum CBT Italia Artik-09 vorab
Bevor ich mich auf den eigentlichen Test beziehe und meine Eindrücke vom CBT Italia Artik-09 schildere, will ich kurz ein paar Worte zur Ausstattung verlieren. Als Basis dient ein Rahmen aus Karbonfaser. Auch der Lenker ist aus dem leichten Material gefertigt. Am Unterrohr verstaut CBT Italia den Akku. Dieser hat eine Kapazität von 380 Wh und bringt unter anderem dank einer Hülle aus Aluminium nur überschaubare 2,3 kg auf die Waage. Durch die recht schlanke Bauweise und die Hufeisenform integriert sich der Akku nahtlos in den Rahmen und gut in das Gesamtbild.
Auch der 250 Watt starke Motor, der übrigens eine Eigenentwicklung des Herstellers ist und nicht von einem der bekannten Antriebszulieferern wie Shimano oder Bosch ist, sitzt kaum sichtbar in der Hinterradnabe. Dort wird er rechts von der Kassette und links von der Scheibenbremse gut getarnt, so dass das Artik-09 auf den ersten Blick nicht gleich als E-Bike auffällt.
Als weitere Komponenten kommen unter anderem Schaltung und Scheibenbremsen aus der Shimano Ultegra Reihe. Insgesamt kann das CBT Italia Artik-09 mit seiner Ausstattung durchaus überzeugen und punktet zudem mit einer hochwertigen Verarbeitung, an der auch bei genauem Hinschauen wenig auszusetzen ist. Weitere Informationen zur genauen Ausstattung und den Spezifikationen findest du übrigens auch auf der Webseite des Herstellers. Bleibt die Frage, wie sich das E-Roadbike auf der Straße schlägt!?
Ein Rennrad mit Motor?
Über den Sinn und Unsinn eines Rennrades mit E-Antrieb lässt sich sicherlich trefflich und lange diskutieren. Unbestritten jedoch ist, dass es für einige Anwendungen und Zielgruppen in jedem Fall eine gute Option ist. Gerade in der Kombination mit der pulsbasierten Motorunterstützung kann ein E-Rennrad aus meiner Sicht daher durchaus Sinn ergeben.
Zwar wird die 25 km/h Pedelec-Grenze wird bei einem Rennrad mit einem einigermaßen trainierten Fahrer und ebenem Gelände in der Regel die meiste Zeit sowieso überschritten. Gerade in den Bergen dürfte sich jedoch mancher über die Tretunterstützung bei steilen und nicht enden wollenden Anstiegen freuen. Auch bei Rennradlern, die in der Stadt wohnen und sich erst einmal durch den Stadtverkehr quälen müssen bis sie im Umland freie Fahrt haben, mag die Anfahrunterstützung beim ständigen Stop & Go gefallen. Und durch sein spezielles Feature ermöglicht das Artik-09 auch noch ein Training, das überwiegend in einem bestimmten Pulsbereich stattfinden kann.
Kleine Enttäuschung beim Lieferumfang
Für die pulsbasierte Motorsteuerung legt der Hersteller dem Artik-09 nach eigenen Angaben eine Smartwatch bei. Beim Auspacken des E-Bikes hat sich allerdings eine kleine Enttäuschung eingestellt: Die versprochene Smartwatch ist in Wahrheit nur ein sehr einfacher und günstiger Fitness-Tracker. Er erfüllt zwar dennoch seine Aufgabe, ist aber eben keine Smartwatch. Alternative Smartwatches anderer Hersteller habe ich nicht verbunden bekommen – schade.
Ebenfalls beiliegend ist ein Ladegerät, dass den Akku binnen weniger Stunden lädt. Der Energiespeicher muss für das Laden leider immer vom Rad abgenommen werden. Ein Laden am E-Bike ist nicht möglich, was anders herum jedoch wesentlich umständlicher wäre.
Ansonsten ist am CBT Italia Artik-09 alles dran, bis auf die Pedale. Wer aber schon einmal ein Rennrad gekauft hat, dürfte sich hierüber nicht wundern. So kann jeder Rennradler die eigenen Pedale nach seinen Wünschen installieren. Für meinen Test habe ich einfach ein paar günstige Pedale installiert, die hier noch als Ersatz für ein anderes Fahrrad herumlagen.
Die ersten Eindrücke beim Fahren
Die ersten Eindrücke vom CBT Italia Artik-09 habe ich ganz klassisch ohne Smartwatch, App und Co gesammelt. Hier konnte das E-Roadbike durchaus überzeugen. Der Motor unterstützt angenehm harmonisch beim Fahren, machte nur manchmal einen etwas trägen Eindruck, bis die Tretunterstützung anlief. Nimmt man dann mal die Unterstützung weg, merkt man erst so richtig, wie gut der Motor gerade in den höheren Stufen anschiebt. Denn dann wirkt es fast, als würde man gegen eine Wand fahren.
Insgesamt hilft der Motor angenehm bei Anstiegen sowie beim Anfahren. Auch bei starkem Gegenwind wird er schnell zum Freund. So ist schneller und leichter die Marke von 25 km/h erreicht, ab welcher der Motor dann nicht mehr greift. Dank dieser Tatsache sind gerade im Flachen große Reichweiten mit einer Akkuladung möglich. Dies hängt aber eben stark vom Gelände, der gefahrenen Geschwindigkeit (unter oder über 25 km/h) sowie der Unterstützungsstufe ab. Die vom Hersteller angegeben 100 km erscheinen aber nach meinen Eindrücken durchaus realistisch.
Das fix am Lenker installierte Display dient gemeinsam mit dem Bedienteil auf der linken Seite als Schaltzentrale. Fünf Unterstützungsstufen lassen sich einstellen, über die die aufgebrachte Leistung des Motors festgelegt werden. Zudem informiert das Display über viele wichtige Fahrparameter wie die aktuelle Geschwindigkeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, zurückgelegte Strecke, Ladestand des Akkus und vieles mehr. Das ist gut und erspart einen separaten Bordcomputer.
Auch die aktuell aufgebrachte Unterstützungsleistung des Motors in Watt wird eingeblendet. Leider ist im modernen digitalen Look die rot dargestellte Zahl nebst anderen in gleicher Farbe eingeblendeten Inhalten trotz der mehreren Helligkeitsstufen während der Fahrt nur schwer zu erkennen – und das, obwohl ich meine Testfahrten nur bei bedecktem Himmel machen konnte.
Insgesamt ist die komplette Anzeige eher schlecht abzulesen, wenn man bei strahlendem Sonnenschein unterwegs ist. Auch eine deutsche Lokalisierung haben wir nicht vorgefunden, sondern nur Englisch. Praktisch: Über einen USB-A-Anschluss am Display kann ein Smartphone geladen werden.
Dann wurde es Zeit für das Highlight des CBT Italia Artik-09: die Unterstützungssteuerung per Herzfrequenz.
Gute Idee, aber…
Die große Besonderheit des CBT Italia Artik-09 ist die pulsbasierte Anpassung der elektrischen Tretunterstützung. In der Theorie klingt diese Funktion gerade für Trainingsanfänger sowie dem Training in einem speziellen Pulsbereich durchaus interessant.
In meinem Test hat sich diese Funktion leider als noch nicht wirklich ausgereift dargestellt. Das erste Problem trat bereits vor dem Installieren der notwendigen App auf. Diese sollte eigentlich bereits seit Anfang des Jahres für iOS und Android verfügbar sein. Auch aufgrund der Corona-Pandemie gab es Verzögerungen, sodass bisher nur die Android-App verfügbar ist. Wann die iOS-Version, die ich eigentlich favorisiert hatte, genau kommen wird, konnte man uns noch nicht sagen.
Aktuell kommt diese Funktion also erst einmal nur für Besitzer eines Android-Smartphones in Frage, bis der Hersteller die iOS-App nachliefert. Da Android das am weitesten verbreitete mobile Betriebssystem ist, ist diese Tatsache für viele nicht sonderlich relevant. Es gibt allerdings auch iPhone-Nutzer, mich eingeschlossen. Zumal Apples Smartphones insbesondere bei der Zielgruppe beliebt ist, die bereit sind knapp 5.400 Euro für das Artik-09 E-Rennrad auszugeben.
App nur auf Italienisch?!?
Nach dem Installieren der App auf einem Android-Smartphone kam im Test dann der nächste kleine Rückschlag. Denn die App scheint es derzeit nur auf Italienisch zu geben. Nicht einmal eine englische Sprachversion konnte ich in der App einstellen. Dies zeigt ganz deutlich, dass es hier bei der Internationalisierung noch hapert.
Prinzipiell bietet die App auf dem Startbildschirm einen Überblick über den von der Smartwatch bzw. dem Fitness-Tracker übermittelten Herzschlag, der Geschwindigkeit und dem Tritt in die Pedale. Über die Einstellungen lässt sich das gewünschte Maximum für die Herzfrequenz und dazu dann drei Unterstützungsstufen einstellen. Tolle wäre hier eine automatische und stufenlose Regelung der Software, ohne dass der Fahrer dies festlegen muss. Sprich: Je höher sich die Herzfrequenz vom gewünschten Zielwert entfernt, desto mehr hilft der Motor mit.
Zusätzlich kann auch das Unterstützungslevel für Steigungen in vier Stufen ausgewählt werden. Hierfür ist ein Neigungssensor im Fahrrad integriert. Zunächst muss das Gerät aber über die App kalibriert werden, damit das System Steigungen erkennen kann.
Probleme gingen im Sattel weiter…
Nachdem ich mich dann durch die italienische App übersetzt und gequält hatte, konnte endlich der Praxistest folgen. Positiv fiel im Test auf, dass der Verbindungsaufbau via Bluetooth zur mitgelieferten „Smartwatch“ sowie dem E-Bike reibungslos funktionierte. Einfach auf die beiden kleinen Icons oben links in der Ecke tippen, schon erscheinen die beiden Geräte nach kurzer Zeit und lassen sich dann verbinden. Hier gab es im Test keinerlei Probleme.
In der Regel hat die Übertragung des aktuellen Pulswertes vom Fitness-Armband zur App gut funktioniert. Wichtig ist hier, dass das Cycling-Workout gestartet wird. Sonst verliert sich die Verbindung bereits nach wenigen Sekunden, wenn das Armband das Display wieder schwärzt. Ansonsten klappt die Funktion recht gut und die Motorunterstützung reagiert auf den Puls wie geplant und es vom Hersteller angepriesen wird.
Im Sattel zeigte sich dann aber leider noch ein Problem. Einmal kam es leider zu einem Verbindungsabbruch, obwohl sich eigentlich an Position und Abstand von Tracker und Smartphone nichts getan hatte. Was darüber hinaus deutlich nervte, war ein kurzzeitiger Totalausfall. Als ich nach einer Test-Phase ohne App in einer Pause das Test-Smartphone von Xiaomi mit aktueller Android-Version wieder zur Hand genommen habe, um die Pulssteuerung wieder zu aktivieren, ließ sich die App nicht starten.
Es wurde immer ein weißer Fehler-Screen angezeigt, bevor die App wieder abgestürzt ist. Nur eine Neuinstallation konnte das Problem beheben. Ob es sich hierbei um ein Problem der App generell oder nur im Zusammenspiel mit meinem Testgerät handelt, konnte ich leider nicht verifizieren. Es rundete aber meinen Eindruck einer noch nicht ausgereiften Lösung ab.
Mein Fazit zum CBT Italia Artik-09 Test
Fahrradseitig bzw. technisch überzeugt das CBT Italia Artik-09 in jedem Fall. Es ist ein hochwertig verarbeitetes E-Bike, das trotz E-Antrieb nur sehr geringe 12,6 Kilogramm in Größe 54 auf die Waage bringt. Der Motor unterstützt angenehm, was gerade bei langen und steilen Anstiegen sowie dem Anfahren eine willkommene Hilfe ist. Auch sonst weiß das E-Roadbike mit seiner Ausstattung zu punkten.
Kritik muss sich CBT Italia aus meiner Sicht und nach meinen Erfahrungen aber beim vermeintlichen Aushängeschild des pulsbasierten Trainings gefallen lassen. Dies ist nach meinen Eindrücken noch nicht ausgereift und bedarf noch einiger Nachbesserung. Ist die Technik jedoch ausgefeilt, kann die Idee mit der pulsbasiert-gesteuerten Tretunterstützung durchaus eine sinnvolle Sache sein. Ansonsten ist es ein durchdachtes E-Rennrad, das mit dem Gewicht von knapp 13 kg und der Ultegra Ausstattung mit einem Preis von ca. 5.400 durchaus ein passables Preis-Leistungsverhältnis bietet.