In letzter Zeit haben bereits einige neuartige Motoren für Aufsehen gesorgt. Im Bereich der festverbauten Motoren hat beispielsweise Valeo kürzlich einen leistungsstarken Motor mit automatischem Getriebe vorgestellt. Nun gibt es interessante Neuigkeiten bei den Nachrüstsätzen für Fahrräder.
Ein neuer Antrieb könnte nicht nur dein eigenes Fahrrad in ein E-Bike verwandeln, sondern eignet sich für alle Stadträder – und somit sogar auch für Mietfahrräder.
Reibradmotor im Rucksack-Format
Zugegeben, der Motor mit dem einfachen Namen „Clip“ macht dein Fahrrad nicht wirklich schöner. Allerdings hat er einen Vorteil, mit welchem er sich weit vor der Konkurrenz positionieren kann: Er benötigt keine vorinstallierte Halterung, sondern funktioniert an allen 26- oder 28-Zoll-Fahrrädern.
Andere, durchaus alltagstaugliche, Nachrüstsätze wie der Swytch-Motor sind dauerhaft am Fahrrad installiert und selbst Rubee, ein Reibradmotor zum Anklemmen, benötigt eine Halterung an der Sattelstange. All das gibt es bei Clip nicht. Der Motor wird an der Gabel des Fahrrads angeklemmt und lässt sich jederzeit entfernen.
Clip ist dadurch das universelle Umrüstkit für zwischendurch. Der Motor wiegt zusammen mit dem Akku nur drei Kilogramm und lässt sich somit leicht im Rucksack transportieren, wenn du am Ziel angekommen bist. Du benötigst keine Werkzeuge für die Installation, allerdings ist bisher nicht klar, ob sich der Motor auch an Federgabeln anbringen lässt.
Integrierter Akku für die Kurzstrecke
Dass Reibradmotoren durchaus satte Power liefern können, haben wir bereits in unserem Test des Velospeeders feststellen können. Clip arbeitet jedoch nicht seitlich an deiner Felge wie ein umgekehrter Dynamo, sondern liegt direkt auf deinem Reifen auf. Dort wird dein Fahrrad über eine kleine Rolle, das „Reibrad“, angetrieben.
Die Technik funktioniert derzeit laut Hersteller einwandfrei und ohne zusätzlichen Abrieb des Reifens. Nur bei Regen soll es mit der ersten Generation des Motors derzeit noch Schwierigkeiten geben.
Hinter der Aluminiumhülle von Clip versteckt sich jedoch nicht nur der Motor, sondern auch ein kleiner Akku mit 144 Wattstunden Kapazität. Die Reichweite bleibt mit 15-25 Kilometern stark eingeschränkt, doch Clip soll sich innerhalb von 40 Minuten von null auf hundert Prozent aufladen lassen. Clip ist damit eher eine Lösung für die Kurzstrecke zur Arbeit, in die Uni oder zum Einkauf als für die Fahrradtour am Wochenende.
Der Preis klingt verlockend
Bei Clip laufen derzeit die Vorbestellungen in den USA. Dort kommt der Motor mit einer Leistung von 450 Watt auf den Markt und kostet nur 399 US-Dollar (ca. 325 Euro). Clip rechnet damit, die Motoren bis zum Sommer versenden zu können.
Außerdem plant der Hersteller, auch in den europäischen Markt einzusteigen. Ein paar Testfahrten sind bereits in Lille und Paris gelaufen. Ob das wohl legal zugegangen ist?
Zumindest in Deutschland wird der flexible E-Antrieb wohl ein Downgrade benötigen. Hierzulande sind Motoren nur mit einer Nennleistung von 250 Watt erlaubt, ansonsten benötigt es eine Zulassung, Nummernschild und den entsprechenden Führerschein. Dadurch würde der eigentliche Nutzen der schnellen Installation an jedem Bike entfallen.
Dennoch ist der Motor auch mit etwas weniger Leistung sicher höchst interessant – nicht nur für NutzerInnen von Bike-Sharing angeboten. Durch den geringen Preis und die leichte Installation stellt Clip die wahrscheinlich einfachste Lösung zur Motorisierung eines jeden City-Bikes dar.
Das Ding ist eine gute Sache, wenn es 100 Km Reichweite hat !
Mit dem CLIP wird das uralte Reibrad-Konzept des französischen VeloSolex-Mofa (mit hochklappbarem 2-Takt-Motor) aus den 60erJahren aufgegriffen. Ich war ein begeisterter Besitzer eines solchen. Es funktionierte super und das Fahrverhalten war trotz der Frontlastigkeit gut. Nur bei Schnee, Regen und Matsch drehte das Reibrad durch und man musste mittreten. Ich bin mehrere Jahre sehr viel gefahren damit. Der Verschleiss des Vorderreifen war nicht höher als der des hinteren. Wenn es gelingt, die Reichweite beim CLIP auf mindestens 50 km zu erhöhen, ist das Konzept m.E. eine tolle Alternative zum E-Bike.
Interessant wäre zu wissen, wie stark das Fahrverhalten negativ beeinflusst wird, weil das Teil mit seinem Gewicht oben auf dem Vorderrad sitzt ?! Denke, das ist der entscheidende Knackpunkt. Und wie funktionieren die Reibkräfte bei dreckigen und nassen Bedingungen?
es gibt ja auch Fahrräder mit Gepäckträger auf dem Vorbau, oder Kindersitze. Das Gewicht dürfte nicht das Problem sein, eher das Massenträgheitsmoment wird sich am Lenker bemerkbar machen.
Für den Einsatz in der Stadt ist das sicher auch kein Problem.