Mit einem Preis von knapp unter 1.000 Euro bietet Engwe das neue L20 SE an. Dabei handelt es sich um ein kompaktes Stadtrad mit Frontgepäckträger, das zusätzlich gefaltet werden kann. Ob sich der Kauf lohnt, erfährst du in diesem Test.
Engwe L20SE: Preis und Features
Das Engwe L20 SE ist derzeit für nur 949 Euro ausschließlich im Onlineshop von Buybestgear erhältlich. Dieser Shop vertreibt das Bike exklusiv. Das bedeutet, du bekommst es nicht einmal bei Engwe direkt. Buybestgear ist ein chinesischer Onlineshop mit Lagern in Europa, der allerlei technische Gadgets wie Powerstations, Elektroroller und auch etliche E-Bikes verkauft. Das L20 SE kam innerhalb weniger Tage bei uns an und machte beim Auspacken einen durchaus guten Eindruck.
Besonders cool fand ich, dass direkt ein Flaschenhalter samt Trinkflasche mitgeliefert wird. Eine schöne Geste, die nicht viel kostet und beim Empfänger direkt ein positives Gefühl erzeugt.
Entsprechend dem niedrigen Preis bietet das Engwe L20 SE eine zweckmäßige Ausstattung. Verbaut ist eine 7-Gang-Shimano Schaltung aus der Tourney-Reihe, mechanische Scheibenbremsen, eine Federgabel und eine Beleuchtung vorne und hinten. Der Akku hat eine Kapazität von 560 Wh und soll laut Hersteller für eine Reichweite von bis zu 115 km sorgen. Diese Angabe wird das L20 SE allerdings in der Praxis wahrscheinlich kaum, oder nur sehr schwer erreichen können. Zur Steuerung ist das Engwe-typische Farbdisplay mit Remote verbaut, das wir schon von unseren letzten Testbikes der Marke kennen.
Das Konzept des schicken kleinen E-Bikes finde ich prinzipiell ganz spannend. Das Engwe L20 SE ist ein kompaktes Rad mit einem Gepäckträger hinten und zusätzlich einem Gepäckträger vorne. Obendrein ist es noch faltbar und mit 3″ breiten Reifen ausgestattet. So ergeben sich tatsächlich sehr vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für das günstige E-Bike. Die dicken Reifen habe ich übrigens mit einem kleinen Akkukompressor aufgepumpt. Die elektrische Pumpe ist zwar etwas laut, funktioniert jedoch hervorragend und spart Kraft und Nerven.
Der Motor leistet 250 W und entspricht somit den Anforderungen an ein Pedelec. Jedoch ist auch ein Gashebel verbaut, der in Deutschland leider nicht erlaubt ist. Diesen kannst du softwareseitig deaktivieren und genauso schnell auch wieder aktivieren. Wie das funktioniert, ist auf der Shopseite erklärt. Sowieso hast du über das Display des Bikes allerhand Einstellmöglichkeiten. Auch die Endgeschwindigkeit kannst du hier beliebig wählen. Ein CE Zertifikat zum E-Bike findest ebenfalls direkt auf der Shopseite. Falls du es im Straßenverkehr benutzen willst, wofür es so nicht zugelassen ist, solltest du in jedem Fall die Geschwindigkeitsgrenze von 25 km/h und die Regularien für den Gashebel beachten.
Verarbeitung und Qualität
Grundsätzlich ist das günstige E-Bike gut verarbeitet. Das betrifft vor allem den Rahmen. Beide Gepäckträger machen ebenfalls einen soliden Eindruck. Auch die Schutzbleche sind stabil und aus Blech. Den Preis merkt man jedoch vor allem an einzelnen Anbauteilen wie beispielsweise den Griffen. Bremshebel samt Bremssattel sind No-Name Produkte, was sie allerdings nicht direkt schlecht macht. Die Bremshebel sind zwar nicht von berauschender Qualität, haben aber eine kleine Klingel mit integriert, was ich ziemlich praktisch finde.
Kleines E-Bike für große Personen?
Das E-Bike selbst wiegt 31 kg und ist für ein Gesamtgewicht von 120 kg zugelassen. Der Hersteller gibt dafür Fahrergrößen von 155 – 210 cm an. Abgesehen von der Geometrie, müsste ein 2,10 m großer Mensch schon wirklich schmal sein, um nicht direkt an der Gewichtsgrenze des E-Bikes zu kratzen. Denn eigentlich lädt das L20 SE geradezu dazu ein, einiges an Gepäck mitzunehmen. Dank des stabilen und großen Gepäckträgers vorne hast du nämlich immer eine praktische Ablage für Einkäufe, Rucksack und Co.
Allerdings ist auch die Geometrie des E-Bikes meiner Meinung nach nicht geeignet, große Personen wirklich glücklich zu machen. Denn bei mir und meiner Körpergröße von 1,80 m ist die Sattelstütze schon komplett ausgezogen und ich habe meine optimale Beinstellung dabei noch nicht erreicht. Hier müsste wohl auf Dauer eine längere Sattelstütze her. Ab einer Körpergröße von maximal 1,95 m würde ich das E-Bike aus diesem Grund nicht mehr empfehlen. Kleinere Personen haben genügend Einstellmöglichkeiten für ein entspanntes Fahren.
Fahreigenschaften vom Engwe L20 SE
Ein Kompaktrad mit Cruiser-Gefühl? Irgendwie schon, denn die Sitzposition auf dem L20 SE ist sehr entspannt und angenehm. Zu einem guten Fahrgefühl trägt auch die Steuerung bei, die für die Ansteuerung mit einfachem Tretsensor erstaunlich gut abgestimmt ist. Bei der Unterstützung stehen über das Menü verschiedene Modi zur Auswahl. Du kannst hier bis zu neun Unterstützungsstufen einstellen. An meinem Testrad habe ich fünf gewählt und bin damit gut klargekommen.
Die Unterstützung ist allerdings geschwindigkeitsgesteuert und in den oberen Stufen auch entsprechend stark. Viel selbst treten musst du somit eher nicht. Es reicht, die Pedale zu bewegen und der Antrieb gibt Gas. Das ist auch der Grund, weshalb ich die Reichweitenangabe nicht für realistisch halte. Denn im Grunde unterstützt das System bei 25 km/h immer mit voller Leistung. Das liegt auch daran, dass die Übersetzung für mich nicht lang genug ist und ich bei entsprechender Geschwindigkeit eine eher hohe Trittfrequenz habe. Auf Stufe vier stellt sich allerdings ein sehr gemütliches Cruisen um 20 km/h ein.
Alles in allem gefällt mir das L20 SE ziemlich gut. Die breiten Reifen sind genau richtig, um nahezu jedes Hindernis zu überrollen und nicht direkt nach krassem E-Fatbike auszusehen. Die Ausstattung ist funktional und steuerungstechnisch kannst du einiges am Display einstellen und auf deine Bedürfnisse anpassen. Das L20 SE kann sowohl ein „günstiges“ Bahnhofsrad sein, als auch der Reisebegleiter im Wohnmobil oder das Cityrad für die ganze Familie.
Richtig negativ ist mir bei der Fahrt nur aufgefallen, dass der Frontkorb in manchen Situationen gegen die Frontleuchte schlägt, wenn das E-Bike einfedert. Das ist etwas unglücklich gelöst, das Frontlicht gehört hier meiner Meinung nach eher an den Frontgepäckträger direkt. Ich habe mir kurzfristig damit beholfen die Halterung der Leuchte etwas nach unten zu biegen.
Klappmechanismus für den Transport
Der Faltmechanismus ist vor allem praktisch, wenn das E-Bike platzsparend verstaut werden muss oder mit in den Urlaub kommt. Denn für Pendelanwendungen ist es meiner Ansicht nach zu schwer und gefaltet auch zu sperrig. Mit den beiden großen Gepäckträgern ist das gefaltete Paket nicht gerade klein. Je nach Anwendung, könnte man die aber auch abschrauben.
Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Kabelstrang ständige Faltvorgänge gut verkraften würde. Der geht nämlich direkt durch den Rahmen und steht, wenn man nicht genau aufpasst, auf Spannung. Je nachdem, wie die Kabel vor dem Lenker gerade liegen, wird es unten am Scharnier etwas eng. Wenn man allerdings etwas darauf achtet, klappt alles einwandfrei.
Fazit
Das Engwe L20 SE ist ein cooles kleines Kompaktrad, welches zusätzlich einen Faltmechanismus bietet. Mit den beiden großen Gepäckträgern hat es zudem großzügige Gepäckmöglichkeiten an Board. Die breiten Reifen rollen problemlos auch durch Matsch und vermitteln im Gelände ein gutes und sicheres Gefühl. Mit dem Preis von 949 Euro ist das E-Bike ziemlich preiswert, weshalb du an der ein oder anderen Stelle auch Schwächen in Kauf nehmen musst. Wer ein maximal flexibles E-Bike sucht, könnte mit dem Engwe L20 SE einen soliden Begleiter finden. Erhältlich ist es im Shop von Buybestgear in drei verschiedenen Farben.
Das Pendant zum L20 SE ist übrigens das Engwe L20, welches Engwe selbst anbietet. Das hat zwar einen etwas größeren Akku, dafür aber keinen Faltmechanismus und ist etwas teurer. Ansehen kannst du es dir auf der Website von Engwe. Wer es etwas brachialer mag und ein E-Bike mit mehr Power bevorzugt, kann sich die Tests vom Engwe EP 2 Pro oder dem Engwe Engine X ansehen.