Das Vecocraft Hermes ist ein E-Hardtail mit Mittelmotor. Obwohl Vecocraft viele seiner E-Bikes im unteren Preisbereich anbietet, setzt es mit dem Hermes auf eine gehobene Ausstattung, die sich mit den großen Marken messen kann. Im Test haben wir das Vecocraft Hermes auf unterschiedlichen Wegen ausprobiert und sind überzeugt: Hier bekommst du viel für dein Geld.
Vecocraft Hermes wagt den Sprung in die Mittelklasse der E-MTBs
Vom günstigen E-Bike Anbieter Vecocraft durfte ich bereits einige E-Bikes testen und immer wieder war ich erstaunt, was bei den günstigen Preisen alles möglich ist. Besonders das E-Mountainbike Vecocraft Helios hat mich überzeugt: Hier wurde ein E-Bike zusammengeschraubt, dass sich trotz seines Schnäppchenpreises gut im Offroad-Bereich behaupten kann.
Das neue E-Bike Vecocraft Hermes bewegt sich jedoch nicht in derselben Klasse wie die E-Mountainbikes, die ich zuvor von Vecocraft kennenlernen durfte. Gleich auf den ersten Blick fällt auf, dass hier nirgendwo gespart wurde. Der Rahmen erscheint kräftig mit integriertem Unterrohrakku, breiten Rohren und einer Federgabel vom Markenhersteller Suntour. Das sieht nach Spaß aus – und nach eine E-Bike, das Lust auf Gelände macht.
Hermes E-MTB passt ins Gelände und den Alltag
Und so geht die erste Testfahrt mit dem Vecocraft Hermes sofort Richtung Wald. Auf dem Weg fällt mir jedoch auf den Feldwegen und Landstraßen schon auf, dass das E-Bike großes Allrounder-Potenzial hat. Die breiten Reifen haben zwar ein Gelände-Profil, doch auch auf befestigten Wegen fühle ich mich damit wohl. Das hat vor allem mit dem Gesamtkonzept des Hermes zu tun.
Wer auf diesem E-Bike sitzt, fühlt sich gleich ein ganzes Stück breiter – und das liegt nicht nur an dem breiten Unterrohr mit seinem 468 Wattstunden starken Akku, sondern daran, dass das E-Bike insgesamt stabil gebaut ist. Ein breiter Lenker, breite Reifen und eine Sitzposition zwischen Sport und Komfort sorgen dafür, das nichts und niemand dich aus der Bahn werfen kann. Dieses E-Bike walzt mit seinen 29-Zoll-Laufrädern unbeirrt über alle Untergründe hinweg. Schlaglöcher, Wurzeln, Äste und Kopfsteinpflaster stellen keine ernsten Hindernisse dar. Die Federgabel von Suntour macht dabei so einiges mit. Sie federt solide und schlägt selbst bei größerer Beanspruchung nicht durch.
Dafür büßt das E-MTB aufgrund seiner Stabilität ein wenig an Agilität ein. Obwohl es im Alltag auch schnelle und spontane Manöver mitmacht, ist es insgesamt ein wenig schwerfälliger und damit vielleicht nicht das perfekte Trail-Bike. Geländefahrten sind jedoch generell kein Problem. Auch ein Paar Hopser über kleine Kicker im Wald hat das Mittklasse E-Hardtail von Vecocraft ohne Beanstandungen mitgemacht.
Ananda Mittelmotor sorgt für 100 Nm Drehmoment
Doch am besten kann das Vecocraft Hermes über Dinge hinwegrollen. Selbst dort, wo Trampelpfade enden und moosbewachsene Wildnis mit allerlei Altholz im Weg anfängt, lässt sich das Hermes nicht stoppen. Das liegt neben der Bauweise auch an der tatkräftigen Unterstützung des Motors.
Bereits beim Test des Vecocraft Aura hat mich der Ananda M81 Mittelmotor überrascht: Ein Drehmoment-Monster in der unteren Preisklasse, das gut mit der namenhaften Konkurrenz von Bosch und Co. mithalten kann. Mit seinen 100 Newtonmetern liefert er ordentlich Drehmoment und schiebt problemlos über Hindernisse oder steile Auffahrten.
Die Steuerung des Motors erfolgt über ein kleines, dezentes Display am Lenker. Ich persönlich bin ein Freund von kompakt gehaltener Steuerung. Ein E-Bike ist schließlich irgendwo immer noch ein Fahrrad und kein Smartphone. Trotz der kleinen Bedieneinheit hast du am Hermes alle wichtigen Fahrtdaten im Blick und kannst schnell die Motorunterstützung anpassen. Im Alltag reicht Eco meist gut aus, doch manchmal möchte man eben den Boost spüren. Zum Beispiel wenn es direkt nach der Ampel bergauf geht.
Beim Fahrgefühl kann der Ananda M81 punkten: Dank des Drehmomentsensors zieht er passend zu deiner Kraft mit und auch die Unterstützungsstufen sind gut eingestellt – hier ist für jede Fahrsituation etwas dabei. Beschleunigst du über die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h hinaus, nimmt sich der Motor langsam raus, sodass ein fließender Übergang zwischen Motor-/Muskelraft und reiner Muskelkraft entsteht.
Gute Ausstattung macht das E-Bike zum Allrounder
Die Fahrt über 25 km/h ist in vielen Situationen kein Problem. Das Vecocraft Hermes ist nämlich mit neun Gängen ausgestattet. Der höchste Gang ist so übersetzt, dass du auch bei guter Trittfrequenz noch auf 35 km/h kommst. Die 25 km/h auf gerader Fläche fahren sich jedoch am besten im siebten Gang. Für die unteren vier Gänge haben mir dann doch die steilen Berge gefehlt. Schließlich kommt man Brücken, Hügel und Auffahrten mit Hilfe des Motors auch in den oberen Gängen noch gut hoch.
Das Schaltwerk stammt von Shimano. Die Alivio Schaltung funktioniert gut und erlaubt es dir, auch mal mit einem Klick über zwei Gänge hinweg zu wechseln. Es ist allerdings ein wenig Übung nötig, um mit den verbauten Shiftern beim Schalten den richtigen Druckpunkt zu finden und nur einen Gang herunterzuschalten – manchmal werden es zwei, manchmal keiner. Übungssache, die aber nach einigen Kilometern auf dem Bike in Fleisch und Blut übergeht. Shimano selbst bezeichnet das Alivio System im Netz als die „Trendsetter-Gruppe für hochwertige Freizeit-Mountainbikes.“ Zumindest passt die Bike-Kategorie, ob die Schaltung wirklich Trends setzen kann, bezweifle ich.
Doch Vecocraft setzt nicht auf die gesamte Alivio-Gruppe. Bei meinem Ausritt durchs Gelände kann ich das Bremssystem von Tektro testen. Nach mehreren Tests mit den hydraulischen Bremssystemen der Taiwanesen bin ich überrascht, wie gut sich Tektro in diesem Segment behaupten kann. Die Bremsen packen super zu, sehen am Lenker cool aus und sind in jeder Fahrsituation verlässlich. Alles, was ein „hochwertiges Freizeit-Mountainbike“ eben braucht.
Fazit unseres Tests: Das Vecocraft Hermes ist ein solides E-MTB für Straße und Gelände
Mit dem E-Hardtail Hermes fährt Vecocraft auch in der Mittelklasse der E-MTBs mit. Das Freizeit-E-Bike punktet mit tollem Fahrgefühl und einer gut abgestimmten Wahl der Komponenten. Da es in verschiedenen Rahmengrößen erhältlich ist, finden Biker unterschiedlicher Größen hier ein gutes und günstiges E-Bike.
Das hat mich am Vecocraft Hermes überzeugt
- Stabiles Fahrgefühl mit guter Kontrolle
- Gute Fahreigenschaften auf schlechtem Untergrund
- Sportlicher Motor mit guter Sensorik
- Gute Bremsen
- Solide Federgabel
Das könnte am Vecocraft Hermes noch etwas besser sein
- Heckbeleuchtung könnte integriert sein
- Akku-Entnahme gestaltet sich gelegentlich etwas fummelig
Vecocraft Hermes kaufen
Vecocraft verkauft seine E-Bikes vor allem über Marktplätze wie dem Otto-Onlineshop. Dort ist das Hermes um 2.500 Euro je nach Angebot zu haben. Mit dem Preis geht es bei dem E-Hardtail also auch in Richtung Mittelklasse. Dennoch ist die Ausstattung ihr Geld wert. Zu einem ähnlichen Preis gibt es zwar auch die Einsteiger Hardtails der großen Marken, doch sind die meist etwas abgespeckter und können vor allem hinsichtlich der Motorleistung nicht mit dem Vecocraft Hermes mithalten.
Das Vecocraft Hermes ist daher allen zu empfehlen, die das Fahrgefühl eines soliden Einsteiger-E-MTBs genießen und dennoch ein paar hundert Euro sparen möchten. Für Freizeitfahrten in der Natur oder das Donnern über schlechte Straßen in der Stadt ist das E-Bike wie geschaffen.