Die Entscheidung für einen speziellen E-Bike-Typ ist immer ein Kompromiss. Wirklich immer? Der britische E-Bike-Hersteller Cairn vermischt an seinem Modell Brave gekonnt die Eigenschaften von Gravel und Mountainbike. Vollgas, Geländegängigkeit und Komfort? Das alles soll ab jetzt in einem Bike vereint werden. Allerdings lässt das Cairn Brave noch etwas auf sich warten.
Zwei Versionen des Mountain-Gravelers
Das Brave kommt in zwei verschiedenen Versionen auf den Markt. Das Cairn Brave 1.0 ist das Spitzenmodell und fällt zuallererst durch seine extrem weite „super flared Beacon bar“ auf. Durch den Lenker wirkt das E-Bike trotz seines kräftigen Rahmens mit abfallendem Oberrohr wie ein E-Gravel.
Die Nummer 1 der Adventure-Reihe ist mit der Apex Gruppe von Sram ausgestattet. Du hast damit die Wahl zwischen 11-Gängen (11-42) und kannst dich auf die entsprechende hydraulische Scheibenbremse mit 180mm Rotoren freuen.
Mit einer Flat-Bar ausgestattet wirkt der kleine Bruder des Brave 1.0 eher wie ein sportliches Race Hardtail. Der weite Lenker gibt dir erhöhte Kontrolle in anspruchsvollem Gelände und wirkt damit so gar nicht wie ein Downgrade, sondern eher wie eine Option für MTB-LiebhaberInnen.
Auf den zweiten Blick fällt allerdings durchaus auf, warum zwischen den beiden E-Bikes ein Preisgefälle von nahezu 500 Euro besteht. Die Bremsen sind beim Brave 2.0 zwar ebenfalls mit 180mm Scheiben ausgestattet, allerdings kommt die Anlage von Tektro. Genauso entfällt die Sram Schaltung. Anstelle dessen kommt der Hersteller Microshift mit einer 10-Gang-Lösung zum Einsatz. Microshift ist kein Neuling in der Branche, trat jedoch zuvor eher als Noname-Ausstatter auf und misst sich nun zunehmend mit der namenhaften Konkurrenz.
Abenteuerlustige Rahmenbedingungen an beiden Brave-E-Bikes
Lenker, Schaltung, Bremsen – und dann hören die Unterschiede bereits auf. Beide der neuen E-Bikes von Cairn fahren auf demselben 6061-T6er Rahmen, welcher Platz für zahlreiche Ausstattung bereitstellt. Allein an drei Positionen kannst du deine Flaschenhalter anbringen. Halterungen für eine Oberrohrtasche, Seitenständer oder Schutzbleche sind ebenfalls eingeplant. Sogar an der Gabel kannst du etwas Gepäck anbringen.
Damit selbst deine Reise in die Wildnis komfortabel bleibt, fährst du auf den breiten, gut profilierten Maxxis Rekon Race tubeless Reifen der Größe 29 x 2,35. Falls dir das nicht breit genug ist, erlaubt dir der Rahmen eine Clearance von 29 x 2,5.
Motor und Akku: Ein kleiner Wehrmutstropfen
Dass man E-Gravel- und -Mountainbikes auch schlank und sportlich bauen kann, beweisen immer mehr Hersteller. Doch das Cairn Brave geht einen anderen Weg: Ziemlich rabiat verbauen die Briten einen externen, optisch gigantisch wirkenden Unterrohrakku. Ob die 630 Wattstunden (ebenfalls eine Seltenheit in vergleichbaren Segmenten) Speicherkapazität die auffällige Halterung und Schweißnähte entschuldigen? Immerhin steht dieses Adventure-Bike zu seinem „E“ im Namen.
Doch wenn schon Kräfte zeigen, warum dann nicht auch das volle Programm? Mit 60 Newtonmetern Drehmoment fällt der Shimano Steps e7000 ein wenig hinter der Konkurrenz (oder dem eigenen Topmodell) zurück. In den meisten Situationen wird der Antrieb mit seinen drei Unterstützungsstufen ausreichen, um dich über Stock und Stein zu schieben. Für die Preisklasse der mutigen E-Allrounder ist er definitiv noch eine gute Wahl.
An wen richten sich die Cairn Brave Modelle?
Beide E-Bikes bieten eine gute Grundlage für Abenteuer jenseits des Asphalts. Outdoor-SportlerInnen, PendlerInnen in ländlichen und hügeligen Regionen oder alle FahrerInnen, die einfach etwas Action suchen werden in dem E-Bike einen flexiblen Sport- und Freizeitpartner finden. Einzig und allein der wuchtige Unterrohrakku könnte ein wenig störend wirken.
Wem das jedoch nichts ausmacht, wird auch den Preis des Cairn Brave durchaus interessant finden. Selbst mit der besseren Drop-Bar-Version ist das Cairn 1.0 preislich mit 3.249 Euro durchaus konkurrenzfähig. Das Modell 2.0 kostet mit 2.789 Euro sogar noch weniger als die meisten vergleichbaren E-Bikes.
Allerdings wirst du dir mit dem Cairn Brave leider in dieser Saison noch keine Freude machen können. Mit einer angekündigten Lieferung im Dezember 2021 reicht es höchstens für ein früh organisiertes Weihnachtsgeschenk. Die Vorbestellung läuft über die Website des Herstellers und kann sogar in Raten gezahlt werden.
Falls du jetzt sofort ein E-Gravel unter 3.000 Euro benötigst, kannst du dich bei Cannondale umschauen. Etwas geringer in der Motorleistung, dafür aber auch wesentlich schlanker, ist das neue Topstone Neo SL, über das wir vor Kurzem berichtet haben. Doch auch von Cairn selbst, gibt es ein schlankeres, wenn auch teureres Modell.