Was kann er, der neue Heckantrieb von den Motorspezialisten aus der Schweiz? Wir haben den Maxon BIKEDRIVE in den Test auf Berg und Straße geschickt.
Vor wenigen Monaten hat der Schweizer Motorspezialist Maxon eine neue Version seines Heckantriebs Maxon BIKEDRIVE vorgestellt. Noch vor der Markteinführung in Deutschland konnten wir den e-Bike Antrieb zum Nachrüsten testen —im Gelände wie auf asphaltiertem Grund.
Maxon BIKEDRIVE im Test
Für den Test stellte Maxon Motor uns eines seiner Hardtail Mountainbikes zur Verfügung, in das der e-Motor schon eingebaut war. Dazu war es mit SRAM 7-Gangschaltung ausgestattet. Alternativ ist der Antrieb aus der Schweiz als Umbausatz erhältlich, bestehend aus Hinterrad mit Nabenmotor, separaten Akku und Drehgriff-Schalter. Damit kann jedes normale Fahrrad, das von der Rad- und Rahmengröße passt, zum e-Bike aufgerüstet werden. Bislang können nur eidgenössische Fachhändler den Heckantrieb anbauen. Aber die Markteinführung in Deutschland ist für Ende des Jahres zu erwarten.
Abgefahren: Am Berg und auf dem Arbeitsweg
Gefahren wurde der Antrieb von unserem Tester Jovan in München und in der bergigen Umgebung, darunter mehrmals die Strecke von Gauting nach Buchendorf mit steilen Anstiegen (insgesamt 60 km), die ohne e-Unterstützung nur schwer zu bewältigen sind.
Leistungsdaten Motor: 50 Nm maximales Drehmoment, 30 Nm im Durchschnitt, dabei ideal 85% Leistungseffizienz (d.h. nur 15 % Energieverlust durch Wärmebildung) Motorgewicht: ca. 3,5 kg
Anzeige und Motorsteuerung
Die Lenkermitte ist frei, denn zum Maxon BikeDrive gehört kein Display. Welches Assistenz-Level aktiviert ist, lässt sich am Drehgriff ablesen, mit dem man den Antrieb steuert. Information zum Zustand des Motors und Akkus erhält man über LED Anzeigen.
Dabei lässt sich, ähnlich wie beim Rennauto, der Motoreinsatz nur anhand seiner Auslastung beobachten. Gerät der Motor in einen zu hohen Drehzahlbereich, wechseln die Lämpchen von Grün zu Orange auf Rot. Läuft er zulange im roten Bereich, fährt der Antrieb automatisch seine Leistung zurück, . Dies ist aber nur selten der Fall – zum Beispiel bei extremen Anstiegen, sehr langsamer Fahrt und hohem Fahrergewicht – , weil die gute Auslastungskurve des Motors eine Übersteuerung verhindert. Auf Jovans Fahrt kam kein rotes Lämpchen zum Vorschein.
Akku: Der Akku ist relativ klobig, aber effektiv, er ist mit zwei Schrauben am Platz des Flaschenhalters auf dem Unterrohr befestigt. Sein Gewicht von 2,6 kg ist gut abzufedern, das Rad bleibt ausbalanciert und stabil. Der Akku verfügt über 360 Wh, die durch die guten Effizienzwerte von 85 % (laut Hersteller, im Test nicht geprüft) des Motors, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten, aber für überraschend weite und intensive Touren reichen. Allerdings ist selbst auszuprobieren, welche Strecken mit welchem Assistenzlevel zu bewältigen sind, um die gewünschte Reichweite zu erzielen. Optional ist ein 500 Wh Akku erhältlich.
Ladestand des Akkus: Insgesamt fünf LEDs direkt am Stromspeicher zeigen die ungefähre Restladung an. Jovan hat vorsichtshalber einmal nachgeladen nachdem zwei der fünf LEDs erloschen waren.
Geschwindigkeitsanzeige: Um zu wissen, mit viel Km/h das eBike gerade unterwegs ist, muss man sich externer Hilfsmittel wie Tacho oder Smartphone bedienen. Allerdings ist Maxon Motor gerade dabei, eine App fertig zu stellen, mit der dann übliche Display-Daten angezeigt und auch Einstellungen an der Konfiguration vorgenommen werden können.
Fahrgefühl
Für Jovan war das Fahrgefühl mit dem Maxon BikeDrive phänomenal anders als die bekannten, auch die starken, Mittelmotoren. Grund ist seine spürbar kräftige Beschleunigung. Ebenso sind schnelle Starts aus dem Stand möglich. Der Maxon BikeDrive stellt so viel Watt zur Verfügung, dass der Antrieb ein nachgerüstetes Fahrrad in nur 3 Sekunden von 0 auf 30 km/h bringt. Durch seine Eigenschaft als Heckmotor war beim Schalten keine Unterbrechung bemerkbar. Dazu war das Auslaufen an der Unterstützungsgrenze schön sanft. Oberhalb der Grenze war das halten der Geschwindigkeit – aufgrund der dicken Mountainbike-Reifen – für unseren Tester allerdings etwas mühsam. So schnell hat man sich an die Motorkraft gewöhnt.
Punkten kann der Antrieb insbesondere bei hügeligen Strecken, wobei der Motor auf langen Geraden kaum auffällt. Am beeindruckendsten ist die Leistung des Maxon BikeDrive in der dritten Stufe. Durch die „sehr flotte, sehr direkte Ansprache“ ließen sich selbst Rennradfahrer und eMTBs mit Bosch Antrieb leicht überholen. Im direkten Vergleich kam unserem Testfahrer der Bosch Performance CX sogar wie eine „lahme Ente“ vor.
Nicht nur der extreme Anzug beim Beschleunigen gefällt. Auch dass der Motor beim Abbremsen, zum Beispiel in Steilkurven, nicht nachschiebt, ist positiv zu bemerken. Dadurch bleibt die Kontrolle jederzeit gegeben.
Antrieb und Schalten
Den Grad der Unterstützung wählt man per Drehgriff am Lenker. Insgesamt stehen fünf Stufen zur Verfügung, die jeweils 10 Nm mehr an Leistung ans Hinterrad bringen. Im niedrigsten Assistenz-Level sind das 10 Nm, gefolgt von 20 Nm, dann 30 Nm. Dabei kann jederzeit, auch unter hohem Pedaldruck, geschaltet werden. Die Unterbrechung des Vorschubs ist kaum zu bemerken.
Boost-Funktion
Zusätzlich gibt es im Maxon BikeDrive ein ganz besonderes Feature. Durch Weiterdrehen des Griffs über die höchste Stufe hinaus aktiviert sich der Turbo und besonders steile Passagen können mit den vollen 50 Nm am Heck genommen werden. Dabei rastet das Level nicht ein, so dass die maximale Unterstützung nur bewusst manuell abrufbar ist. Sobald das Drehen nachlässt, springt der Motor zurück in die reguläre Top-Unterstützungsstufe.
Diese Vorsichtsmaßnahme stellt einerseits sicher, dass man die Funktion nicht dauerhaft nutzt, andererseits garantiert sie, dass die Hände am Griff bleiben. Denn mit eingeschaltetem Turbo sind plötzliche Wurzeln oder Kanten extremer in der Wirkung. Damit das Vorderrad nicht ungewollt nach oben kommt, hilft es, den Druck vorne hoch zu halten.
Walk-Assist
Auf gleiche Weise bedient man auch die Schiebehilfe. Den Schaltgriff ganz durch drehen und halten, aber ohne Pedalbewegung. Dann rollt das Bike los. Für unseren Tester sprang der Motor allerdings etwas schnell und heftig an, so dass sich das Rad beim Spazieren nicht problemlos nebenher schieben ließ. Grund: Im Testrad war der Walk-Assist noch auf 6 km/h voreingestellt. Bei den neuen Antrieben ist dies auf 3 km/h beschränkt.
Außerdem hat uns der Hersteller folgenden Hinweis gegeben: «Über die App, die kurz vor der Markteinführung steht, kann der Kunde die gewünschte Geschwindigkeit selber einstellen.»
Test-Fazit: Kraftprotz mit feinen Features
Kurz gesagt: Dieser Motor macht Spaß. Durch seine enorme Kraftentwicklung lassen sich bekannte Strecken mit dem gleichen Rad ganz neu angehen. Lange Anstiege sind nicht länger abschreckend, sondern fordern geradezu heraus. Dank der Boost-Funktion kann der Antrieb auch sehr steile Passagen bewältigen. Bei langsamen Fahrten mit hoher Trittfrequenz ist ein Mittelmotor allerdings differenzierter einsetzbar. Klasse ist die Leichtgängigkeit des Schaltvorgangs, alle Gänge konnten jederzeit ohne Ruckeln oder spürbaren Motoraussatz gewählt werden. Durch den Einsatz eines Drehgriff-Schalters entsteht ein motorisiertes Gefühl, nicht unähnlich dem auf einem Motorrad.
Für wen ist der Antrieb geeignet?
Der Maxon BIKEDRIVE Umrüstsatz bietet sich für alle an, die ihr Fahrrad in die nächste e-Dimension bringen, aber sich die Option zum nackten Biken erhalten wollen. Bei einem Nabenmotor gibt es trotz Zusatz-Power keinen zusätzlichen Verschleiß der Kette. Wählt man den Maxon BikeDrive als Nachrüstsystem, kann das eigene Rad wie gewohnt gefahren und geschaltet werden. Es sind keine speziellen e-Bike Komponenten nötig und das Hinterrad passt auf die gängigen Achsstandards mit 135mm, 142mm und 148 mm. Weil im Motorinneren des BikeDrive kein Plastik verbaut ist, wie in vielen Mittelmotoren, gibt es auch weniger Anfälligkeit, es ist kaum Service nötig. Die Redaktion empfiehlt den Kauf.
Wo und ab wann gibt es den Maxon BIKEDRIVE?
Erhältlich ist der Maxon BIKEDRIVE als Umrüst-Satz, bestehend aus Hinterrad mit Nabenmotor, Akku und Drehgriff-Schalter. Gleichzeitig arbeitet Maxon zur Zeit mit mehreren Herstellern zusammen, um den Antrieb in Zukunft auch im Komplett-e-Bike anbieten zu können. Jedes normale Fahrrad, das von der Rad- und Rahmengröße passt, kann mit dem Maxon BikeDrive zum e-Bike aufgerüstet werden. Versendet werden schwarze Laufräder von DT Swiss in den Größen 26’’, 27,5’’, 700c und 29’’. Den Akku befestigt man mittels zweier mitgelieferter Schrauben an den Aussparungen für den Flaschenhalter. Praktisch: Um im Vorhinein testen zu können, ob der Akku in das Rahmendreieck des eigenen Fahrrads passt, stellt Maxon eine Vorlage zum Ausdrucken bereit. Darauf ist der recht große Akku in seinen regulären Außenmaßen abgebildet. Dieses Bild kann ausgeschnitten und in den Rahmen gehalten werden.
Für die 25 km/h Pedelec Version in Kombination mit dem 360 Wh Akku sind 1.998 Franken veranschlagt. 152 Franken mehr kostet das Maxon BIKEDRIVE System mit 500 Wh Akku.
Fotos: Martina Gadiot
Ich habe den Maxon Boost MX33 wegen der Steckachsaufnahme Syntace X12 (148mm Einbabreite vom Motor) in mein Trike (Liegedreirad AZUB TRICON26) eingebaut, wo das HR 150mm breit ist. Die HR-Schwinge auf 2mm weniger angepasst. Ich habe den großen 500Wh Akku gewählt. Bisher Reichweiten von 85 bis 100km gefahren, bis der Akku leer war. Der Motor ist relativ leise, ein hohes Sirren im Betrieb. @Eisele:Ein Moped ist viel lauter.
Eine Rohloffschaltung in den kleinen Gängen finde ich auch lauter. Ich fahre meist mit der 1. von 3 Stufen und beschleunige zügig auf 33km/h und dann weiter an der Abregelgrenze. Dann tuckert der Antrieb vor sich hin und verbraucht weniger Leistung. Wenn es schnell gehen muss, schalte ich kurzzeitig auch mal auf Stufe 2 oder 3 dank Drehrastgriff ganz easy. 22km zur Arbeit habe ich auch schon mit 28er Schnitt gepackt im Stadtverkehr und nur 1 Balken verbraucht (=20-25% von 500Wh). Bisher ca. 900km gefahren. Ist der Akku aus, ist nur noch der Freilauf zu hören. Den Motor habe ich selbst nachgerüstet. Für den Akku musste ich mir noch den passenden Halter (von Terracycle) besorgen, weil keine Ösen für Trinkflaschenhalter vorhanden waren. Bisher keine Ausfälle. Der Akku sitzt klapperfrei in der Halterung und ist seitlich entnehmbar.
Richtig! Das Motorengeräusch ist unüberhörbar, nur da ich Sommers wie Winters – auch bei Minustemperaturen und Regen – zur Arbeit und zurück fahre – bin ich ehrlichgesagt froh das ich gehört werde. Vor allem von Handy-starrenden Fussgänger. Im Gelände ist mir das Surren des Maxonantriebes so was von Wurst. Die enorme Kraft, welche mir da zusätzlich zur Verfügung steht, ist es allemal Wert, dass ich das Motorsummen eben in Kauf nehme. Ferner sind die Waldbewohner auch informiert, dass da ein irrer Biker angebraust. Die Seuerung per Drehgriff ist nicht zu topen. Absolut genial und blitzschnell. Ich habe wahrscheinlich sämtliche Antriebe, welche im Handel erhältlich sind, getestet, bevor ich mich eben für diese Unterstützung entschieden habe. Dabei ist ein Faktor entscheidend: die Trittfrequenz von dem Fahrer und das Drehmoment des Motors. Für meine Hausstrecke mit dem MB (BMC Supertrail) benötigte ich ohne Unterstüzung ca. 1Std. 40Min. Mir der Maxonunterstützung gerade mal 45Min. Meine Leistung bleibt die selbe, nur das Plus vom Maxon ist einfach richtig geil.
habe den Motor in der Schweiz letzten Sommer getestet, die Leistung gut aber das MOTORENGERÄUSCH fast wie ein Moped !!!!!!!!!!
Was im den Bericht fehlt ist die Geräuschentwicklung.
Ist der Motor lautlos wie Neodrive oder Go Swiss Drive oder laut wie die Bosch Motoren ?
Was ist mit den Leuten die statt Kettenschaltung lieber Pinion bevorzugen ?
Was mache ich mit den beiden Drehgriffen = 1 x Maxon Drehgriff & 1 x Pinion Drehgriff ?
Würde mich über eine Antwort freuen liebe Autoren 🙂
„Bei langsamen Fahrten mit hoher Trittfrequenz ist ein Mittelmotor allerdings differenzierter einsetzbar“
Kann das jmd näher erläutern?
Es gab doch in Foren zu lesen, das bei früheren Maxon-Vergleichstest auf langen Anstiegen der Maxon hinterfährt. Mit 30Nm weniger als z.b. ein Steps e6000 ist das auch nicht verwunderlich…aber selbst wenn er die 80Nm hätte, würde er hinterherfahren, denn die Übersetzungsproblematik bleibt in Zement gegossen…