Mit dem CGO009 stellt Tenways sein neuestes Urban E-Bike für 2.399 Euro vor, das den Markt im urbanen Bereich um VanMoof und Co aufmischen will. In diesem Test nehmen wir das E-Bike genau unter die Lupe: vom Aufbau bis zum Fahrtest, von den technischen Daten bis zu den smarten Funktionen. Dieser Tenways CGO009 Test zeigt, was das E-Bike auszeichnet und ob es den Kauf wert ist.
Lieferung und Aufbau
Mich erreicht das E-Bike – wie von Tenways bereits gewohnt – nach wenigen Tagen per Spedition. Der Karton stammt noch von einem anderen Modell aus der CGO-Serie, da ich eines der ersten E-Bikes für den Test erhalte. Ansonsten ist alles so, wie Online-E-Bike nach der Bestellung sein sollte: hervorragend verpackt.
Jedes Rohr, das zerkratzen könnte, ist mit weichem Material umhüllt und per Klettverschluss leicht zu lösen. Das spart Zeit und ich kann es schneller montieren. Der Aufbau geht zügig von der Hand: Lenker und Fahrradständer befestigen, sowie das Vorderrad und ein Schutzblech montieren. Zuletzt noch die Pedale anbringen.
Die Bedienungsanleitung ist auf Englisch, gut aufbereitet und exzellent bebildert. Jeder Schritt ist bis ins Detail erklärt. Besonders gut gefällt mir der Teil zur Vorderradmontage. Denn manchmal schleift die Bremsscheibe bei zugesandten E-Bikes etwas, was vollkommen normal ist. Mit den präzisen Tipps lässt sich das aber unkompliziert lösen.
Sechskant- und Schraubschlüssel für den Aufbau liefert der Hersteller mit – und noch viel weiteres Werkzeug. Hinzu kommen unter anderem der Akku, zwei Schlüssel, das Ladegerät und selbst eine leichte Miniluftpumpe. Für den deutschen Markt ist noch ein Reflektor im Lieferumfang, der am Lenker angebracht werden soll, damit das E-Bike komplett StVZO-konform unterwegs sein kann.
Erster Eindruck, Technische Daten und Ausstattung
Vollständig aufgebaut erinnert das Tenways CGO009 äußerlich an eine Verschmelzung aus dem hauseigenen AGO-X oder CGO600 Pro und einem VanMoof-E-Bike. Vor allem der geschwungene Lenker und die Rahmengeometrie erinnern an die Modelle der niederländischen E-Bike-Schmiede. Auch die minimalistischen Bedienelemente links und rechts am Lenker erinnern an die Konkurrenz. Das E-Bike verzichtet komplett auf ein LC-Display.
Eigener Nabenmotor Tenways C9 und Gates Karbonriemen
Ein Novum bei Tenways ist zudem der Motor. Er stammt erstmalig nicht von einem bekannten Zulieferer wie Bafang oder Mivice, sondern ist eine Eigenentwicklung. Der Tenways C9-Nabenmotor steckt im Hinterrad, hat eine Leistung von 250 Watt und ein Drehmoment von 45 Nm. Außerdem ist ein Torque-Sensor verbaut, der die Trittkraft am Tretlager misst.
Überhaupt scheint Tenways noch stärker die eigene Marke in den Vordergrund stellen zu wollen und weniger die verbauten Komponenten. Tenways verbaut beim neuen Urbanbike jedoch ebenfalls den Karbonriemen von Gates, der auch schon bei anderen Modellen des Herstellers bereits zum Einsatz kommt.
Eine Marken-Gangschaltung benötigt das Tenways CGO009 dagegen nicht, da es sich um ein Singlespeed handelt. Für die Verzögerung kommt ein hydraulisches Scheibenbremssystem zum Einsatz. Bei meinem Test-E-Bike stammt es von Tektro. Der bequem ausschauende Sattel kommt von Selle Royal.
Gepäckträger mit Extralicht und Smart Connect Modul
Im Innern des Aluminiumrahmens, der hervorragend verarbeitet ist und keine Schweißnähte aufweist, ist der Akku mit Lithium-Ionen Zellen von LG untergebracht. Er lässt sich per Schlüssel entsperren und dann nach oben hin entnehmen.
10,4 Amperestunden gibt der Hersteller für den 36 Volt-Akku an, was 374 Wattstunden entspricht. Die Ladebuchse befindet sich direkt am vollständig in der Rahmenfarbe lackierten Akku. Somit ist das Laden auch am Pedelec mit eingesetztem Stromspeicher möglich.
Überrascht war ich über den Gepäckträger. Denn auf einigen Teaser-Bildern und Lifestyle-Fotos war das schicke Urban-E-Bike ohne dargestellt. Aber klar: Nur mit schwarzen Schutzblechen und integriertem Vorder- und Rücklicht sieht das CGO009 noch minimalistischer aus und das schlanke Design kommt besser zum Ausdruck.
Für den deutschen Markt scheint der Gepäckträger aber obligatorisch verbaut worden zu sein. Der Grund: Neben seiner praktischen Funktion enthält er noch ein zweites StVZO-konformes Rücklicht, das allerdings eigene Batterien enthält und separat eingeschaltet werden muss. Dennoch muss ich sagen, dass sich der Gepäckträger samt Licht recht gut in das Gesamtbild integriert.
Komplett neu ist das sogenannte Smart Connect Modul, das auf dem Oberrohr integriert ist und mit drei LED-Streifen sichtbar ist. Es soll helfen, das E-Bike unter anderem gegen Diebstahl zu schützen. Das Tenways CGO009 wiegt komplett 23 Kilogramm und verträgt ein Gesamtgewicht von 145 Kilogramm.
Dabei beschleunigt der Motor auf die üblichen 25 km/h. Eine Reichweite von bis 85 km soll möglich sein. Die drei grünen LEDs auf der rechten Lenkerseite zeigen den Akkustand an: Die erste LED bedeutet 10–29 %, die zweite 30–74 % und die dritte 75–100 % verbleibende Kapazität.
Smart-Funktionen und GPS beim Tenways CGO009 im Test
Großes Augenmerk lenkt Tenways auf die smarten Funktionen, was bei aktuellen E-City-Modellen wie beispielsweise dem Lemmo One E+ ebenfalls immer wichtiger wird. Bisher war die Tenways-App gut aufbereitet und funktional. Ehrlicherweise gab es aber wegen der an den bisherigen E-Bikes verbauten Displays aus meiner Sicht kein echtes Killerfeature, sie unbedingt einzusetzen.
Durch das Smart Connect Modul wird vieles anders. Die App ist nun deutlich in ihren Funktionen erweitert und Tenways schreibt explizit im Handbuch zum CGO009, dass die App kontinuierliche Updates erfahren soll. Die Verbindung zum Smartphone ist hervorragend gelöst.
Nur einmal in der App anmelden, dann einen QR-Code am Pedelec einscannen und die Farbe des E-Bikes auswählen. Danach verbindet sich mein iPhone nach jedem Einschalten des CGO009 automatisch mit dem E-Bike. Damit stehen dann einige spannende Funktionalitäten zur Verfügung.
Smartphone als Display nutzen
Wenn das Smartphone am Lenker befestigt ist, siehst du alle Informationen über das E-Bike sehr übersichtlich dargestellt. Etwa die aktuelle Geschwindigkeit, die gefahrenen Kilometer und auch die geschätzte verbleibende Reichweite in Kilometern.
Ebenso erkennst du den aktuellen Akkustand mit der jeweils gewählten Unterstützungsstufe. Auch ein einfaches Navigationssystem ist integriert. Falls Fragen zum E-Bike oder der App aufkommen, hat Tenways noch einen Hilfechat mit dem Support-Team eingebaut.
Diebstahlschutz durch Sensoren und Benachrichtigungen
In das Smart Connect Modul ist offensichtlich ein GPS-Modul und auch ein Mobilfunkmodul eingebaut. Tenways kommuniziert das zwar so nicht, aber die Position des E-Bikes ist bei meinem Test fast überall über die App im Bike Finder zu sehen. Nur in Innenräumen ist kein GPS-Signal verfügbar. Dann wird die letzte verfügbare Ortung auf einer Karte angezeigt.
Durch die verbauten Sensoren und das Kommunikationsmodul sind bereits jetzt verschiedene Anwendungen umgesetzt. Der oben beschriebene Bike Finder sowie eine Bewegungserkennung, wenn das Pedelec bewegt wird oder beispielsweise umfällt. In letzterem Fall bekomme ich direkt eine Benachrichtigung aufs Handy.
Die Zonen-Funktion funktioniert ähnlich, nur mittels GPS. Ich lege einen gewissen Umkreis um das Tenways CGO009 fest und wenn sich das E-Bike dort herausbewegt, erhalte ich eine Nachricht. Hier würde ich mir für die Zukunft noch einen lauten Ton am E-Bike direkt, als aktiven Diebstahlschutz am Rad wünschen.
Das setzt zum Beispiel Lemmo im Lemmo One und One E+ so um. Aber da sich vieles größtenteils mit Software umsetzen lassen wird, bin ich bin gespannt mit welchen Funktionen Tenways noch nachlegen könnte. Was ich beispielsweise cool fände, wäre eine Motorsperre, die sich per Smartphone ein- und ausschalten lässt. So könnte das Handy auch als elektronischer Schlüssel dienen, wenn es in der Nähe des E-Bikes ist.
Tenways schreibt in einem Nebensatz auf seiner Website, dass der Kommunikationsservice für 3 Jahre kostenlos sein wird. Auf Nachfrage erfahren wir, dass danach eine jährliche Gebühr von 29,90 Euro geplant ist.
Fahrtest des Tenways CGO009
Es ist Zeit für die erste Probefahrt mit dem CGO009 in Einheitsrahmengröße. Ich bin 185 cm groß, schwinge mich auf den Sattel und komme in einer sehr aufrechten Position zum Sitzen. Das liegt insbesondere an dem geschwungenen Lenker – ähnlich, wie es beim Tenways CGO800S der Fall ist.
Ich drücke am Bedienpanel links auf den Powerbutton und das E-Bike schaltet sich ein. Dies ist auf der rechten Lenkerseite sichtbar, denn die oberen Leuchtdioden des gummierten minimalistischen Displays werden nacheinander grün. Erst mit einmal Hochschalten in die erste Unterstützungsstufe hat das E-Bike Motorunterstützung. Insgesamt stehen drei Stufen zur Verfügung. Falls der Modus AUS dazuzählt, wären es vier.
Drei blaue LEDs zeigen auf der rechten Seite den jeweiligen Modus an. Das ist sehr simpel und übersichtlich umgesetzt und viel mehr Funktionalitäten sind am Lenker dann auch gar nicht verfügbar. Das Licht lässt sich noch An- und Ausschalten und ein sogenannter Power Boost kann aktiviert werden. Aber dazu später mehr.
Harmonischer Antrieb mit leisem Motor
Das Anfahren aus dem Stand ist butterweich, egal in welcher Unterstützungsstufe. Ich merke, dass sich Tenways auch beim eignen Motor im Zusammenspiel mit dem Drehkraftsensor Mühe gegeben hat. Die Abstimmung ist sehr fein. Auf ebener Strecke komme ich schon mit der ersten Unterstützungsstufe ziemlich gut durch die Stadt, ohne sehr viel Energie in die Pedale geben zu müssen.
Das ändert sich aber bei Steigungen sofort. Dann ist die zweite und auch die dritte Stufe angebracht und ich muss ordentlich treten, um die Geschwindigkeit beizubehalten. In der dritten Stufe fährt sich das E-Bike dann sehr sportlich. Und macht es nicht ohnehin am meisten Spaß, wenn der Motor tüchtig Schub gibt?
Im Stop-and-go-Verkehr mit vielen Ampeln auf der Strecke kommen die Bremsen oft zum Einsatz. Sie verzögern unmittelbar. Aber auch bei Fahrten bergab machen die hydraulischen Scheibenbremsen einen guten Job – gerade auch im Zusammenspiel mit den genutzten Reifen, die auch bei Nässe einen guten Grip haben.
Der Motor ist übrigens unhörbar und reicht mit seinen 45 Nm für die Stadt und auch manchen Hügel am Wochenende vollkommen aus. Durch den Karbonriemen ist das E-Bike recht verschleißfrei und das Kettenölen gehört der Vergangenheit an. Allein damit begeistert mich das E-Bike schon, auch ohne die smarten Funktionen.
Minimalistische Bedienung mit genialem Boostknopf
Allerdings stört das gummierte Bedienteil, nachdem ich längere Zeit unterwegs bin. Dort sind auf wenig Raum viele Knöpfe untergebracht. Sie sind wegen der glatten Oberfläche aber kaum fühlbar oder sichtbar.
Daher drücke ich manches Mal daneben und muss dann ein zweites Mal drücken, um unter anderem die Unterstützungsstufe herunterzuschalten. Mit Handschuhen, die ich während des Tests im Februar trage, ist es manchmal schwierig den richtigen Knopf bei der ersten Betätigung zu treffen. Ich denke aber, dass das grundsätzlich auch Gewöhnungssache ist.
Was ich erst spät entdecke, ist der Boost-Button, der direkt unten am Bedienteil angeordnet ist. Dieser Knopf ist ausgezeichnet zu erreichen und bringt während der Fahrt die volle Leistung des Motors auf die Straße. Das ist besonders sinnvoll, wenn ich etwa energiesparend in der ersten Stufe unterwegs bin, aber schnell Leistung beim Start von der Ampel weg oder bei einer Steigung benötige.
Das hat mir zum Beispiel schon bei anderen E-Bikes sehr gut gefallen und wertet ein Singlespeed-E-Bike deutlich auf. Der Boost-Knopf ist übrigens gleichzeitig die Schiebehilfe, wenn er für zwei Sekunden im Stand gedrückt gehalten wird.
Testfazit zum Tenways CGO009
Mit dem CGO009 ist Tenways ein großer Wurf gelungen, denn das E-Bike erinnert durch das Design, seinen Minimalismus und die smarten Funktionen tatsächlich an ein VanMoof. Nur preiswerter und durch das aus meiner Sicht angenehmere Antriebssystem auch besser. Es ist ein waschechtes Urban-E-Bike mit App-Steuerung. Besonders gut hat mir der harmonische Antrieb mit Boost-Knopf und die hohe Verarbeitungsqualität gefallen.
Lediglich die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig und wird dem „Einfach-Ansatz“ nicht ganz gerecht. Die smarten Funktionen, beispielsweise für den Diebstahlschutz, können hingegen überzeugen und mit weiteren intelligenten Features ist im Laufe der Zeit zu rechnen. Alles in allem ist das Tenways CGO009 ein ausgezeichnetes Urban-E-Bike mit State-of-the-Art Technik zu einem guten Preis. Eine günstigere Alternative ist das Tenways CGO600 Pro für all diejenigen, die auf smarte Funktionen verzichten wollen oder können.
Tenways CGO009 kaufen
Der Preis des Tenways CGO009 beträgt 2.399 EUR und versteht sich inklusive kostenlosem Versand und 2 Jahren Garantie. Die Einheitsgröße ist für Fahrer und Fahrerinnen zwischen 165 bis 200 cm Größe empfohlen. In den Farben Olive Green, Ice Blue und Black ist das CGO009 über die Tenways-Website erhältlich.