Ein e-Bike der Superlative: XXL-Rahmen, Doppelbrückengabel und Schwinge, 120 Nm Drehmoment Antrieb, mehr als 1000 Wh Akku-Kapazität. Das Ultra e-Fully hat’s.
Ein außergewöhnliches e-Bike auf einer besonderen Fahrt.
Testfahrt der Extreme mit dem Ultra e-Fully von Steinerdesign
Auf dem Ultra e-Fully von Steinerdesign vom Süden Berlins bis ins thüringische Tanna. Dies ist eine Strecke von ca. 300 km, die in zwei Tagen zu schaffen sein sollte, so die grobe Einschätzung. Das Testrad ist das längste und höchste e-MTB, das wir bisher gefahren sind.
Die Eckdaten: 29″x3″ große Reifen, Bafang Mittelmotor Ultra mit mehr als 120 Nm Drehmoment, 1.150 Wh Akkukapazität, Frontgabel mit 170mm Federweg. Ja, das sind Superlative wie aus der e-Bike Zukunft – oder wie aus der Welt des Motorradsports, in der Entwickler Jürgen Steiner seine Wurzeln hat.
Geometrie und Einstellmöglichkeiten
Auf dem Steiner Ultra übersehen zu werden ist kaum möglich. Bei voll ausgefahrener Gabel ist die Sitzposition so hoch, dass man während der Fahrt auch auf die größten SUVs herabschaut. Dementsprechend ist auch der Lenker ausladend. Mit 80 cm Breite bleibt die Kontrolle über das e-Bike in allen Situationen gewahrt. Gleichzeitig lernt man schnell, sehr schmale Wege und Lücken zu vermeiden.
Sowohl Höhe als auch Breite des e-Bikes erweisen sich bei der langen Strecke als überraschend angenehm. Sitz- und Lenkerhöhe und damit die gesamte Geometrie lassen sich leicht während der Fahrt verstellen. Das macht die Fahrt trotz der vielen Stunden im Sattel abwechslungsreich. Obwohl die Riesen-Tour ohne große Vorbereitung und Eingewöhnung angetreten wurde, gibt es kaum Überanstrengung an Rücken, Händen oder Knien.
Federung durch Doppelbrückengabel von Steinerdesign
Die Steinerdesign Doppelbrückengabel kann über einen Hebel oberhalb des linken Zylinders ausgefahren oder abgesenkt werden. Zum Ausfahren muss das Vorderrad entlastet werden, was mit ein wenig Übung schnell gelernt ist. Das Absenken ist jederzeit während der Fahrt auf jede gewünschte Position stufenlos möglich. Mit der abgesenkten Gabel ergibt sich eine vorgebeugte Sitzhaltung mit niedrigerem Luftwiderstand. Wobei selbst der reduzierte Federweg für die normale Straße ausreicht. Ausgefahren entsteht dementsprechend eine aufrechte Haltung. Die vollen 170mm Federweg ermöglichen die Fahrt ins Gelände. Außerdem ist die Sitzposition aufrechter, so dass man leicht auf den Pedalen aufstehen kann.
Der Schwingendämpfer von Suntour lässt sich praktischerweise vollständig während der Fahrt einstellen. Am blauen Kipphebel ist die Dämpfung von sehr hart bis butterweich veränderbar. Auch wenn der Hebel von der Fahrposition aus nicht sichtbar ist, hat man schnell gelernt, ihn zu erreichen und die Einstellung mit zwei Fingern zu verändern.
Eine dritte Einstellmöglichkeit für die Sitzposition liefert der Vario Sattel. Ein Griff an den Hebel unter dem Sattel und er lässt sich stufenlos in der Höhe verstellen.
Stärkster Bafang Antrieb und zweigeteilter Lithium Ionen Akku
Beim Steinerdesign Ultra wird der Bafang Ultra mit deren neuen Display und einem zweigeteilten Akku von Liofit kombiniert, der insgesamt 1.180 Wh an Kapazität aufbringt. Seine Aufteilung ermöglicht einen Einbau in Ober- und Unterrohr, die jeweils einen Durchmesser von 63 mm haben.
Denn das besondere am verwendeten Motorsystem ist, dass Bafang seine Schnittstellen für alle Hersteller frei konfigurierbar zur Verfügung stellt. Anders als die meisten e-Bike Antriebshersteller, die Motor, Akku, Steuerung und Ladegerät nur als Gesamtpaket anbieten. Bei Bafang gibt es für die Komponenten dagegen individuelle Möglichkeiten bei Auswahl und Einbau.
Wem die Kapazität immer noch nicht ausreicht, der kann noch einen zusätzlichen Akku mit rund 450 Wh im Rahmendreieck über einen speziellen Halter befestigen. So lassen sich über 1.600 Wh erreichen. Umgeschaltet wird zwischen beiden Akkus mit einem Kippschalter oberhalb des Motors. Falls ein Akku-Tausch notwendig wird, ist dies nach vorne über das Steuerrohr möglich. Der kaum wahrnehmbare Deckel verdeckt und sichert den Zugang zu Ober- und Unterrohr.
Das Highend Ladegerät stammt von der Firma MEC aus Österreich und ist in der Lage den riesigen Akku in rund vier Stunden komplett zu laden.
Der Antrieb als Pedelec-Variante
Eine weitere Besonderheiten des Bafang Motors ist die Einstellung seiner Wattausgabe. Er lässt sich, entsprechend programmiert, als 25er, 45er und offene Version einsetzen. Um für die Tour die größte Reichweite zu erreichen, und öffentliche Wege befahren zu können, ist er in in der getesteten Version in Leistung und Höchstgeschwindigkeit reduziert. Das Ultra e-Fully von Steinerdesign kann so, begrenzt und mit aktiver Unterstützung bis 25km/h, als Pedelec auf Rad- und Forstwegen gefahren werden und bringt dabei enorme 120 Nm auf.
Fahreindruck
3″ breite Stollenreifen und ein MTB Fully, sicher sehr schwer zu fahren ohne Motorunterstützung, oder? Dieses Vorurteil kann man nach kurzer Fahrt erstaunt hinter sich lassen. Was große Reifen in Verbindung mit dem extrem leichtgängigen Bafang Motor und den weiteren hochwertigen Komponenten bewirken können – pures Staunen. Die 30 kg Gewicht wollen erst mal beschleunigt werden doch dann fährt sich das Steiner Ultra e-Fully unglaublich leicht, auch ohne Unterstützung.
Beim Fahren mit Unterstützung zeigt sich, wie außerordentlich leise der Bafang Motor zur Werke geht. Von einem Aggregat mit dieser Leistung erwartet man wenigstens ein elektrisch typisches Pfeiffen-aber nichts dergleichen ist zu hören. Die leichten Abrollgeräusche der Reifen und die deutlichen Leerlaufgeräusche der Schaltung bleiben stets das einzige Geräusch.
Die Unterstützung setzt angenehm sanft ein und lässt sich sehr gut über die Kraft auf die Pedale kontrollieren. An der 25 km/h Unterstützungsgrenze wird ebenso sanft die Unterstützung abgeregelt und es geht mit Muskelkraft in der Ebene und leichtem Gefälle spielend über 30km/h. Der Rollwiderstand der Reifen und der deutliche Luftwiderstand durch die erhöhte Sitzposition sind die einzig spürbaren Bremsen, die dabei zu überwinden sind.
Handling und Rahmengröße
Immer besteht das Gefühl, dass Ultra-e-Fully von Steinerdesign bestens im Griff zu haben. Nie gab es auf der Fahrt Situationen, in denen die Kontrolle abhanden kam. Das liegt sicher auch an den hervorragenden Bremsen, die gut dosierbar Sicherheit vermitteln. Bei langsamen, kniffligen Passagen genau so wie bei schnellen Abfahrten.
Der Rahmen des Ultra-E-Fully ist bis auf die spezielle Motoraufnahme eine bewährte Konstruktion bei Steinerdesign. Auch die bewährte mc-air Doppelbrückengabe von Steinerdesign, die Schwinge und der Dämpfer sind auch in vorigen Modellen im Einsatz.
Den Rahmen gibt es in drei Größen. Erstaunlich dabei, die XXL Variante ist die am meisten bestellte. Das liegt nicht daran, weil alle Kunden extrem groß gewachsen sind. Der große, hohe Rahmen vermittelt einfach ein sehr besonderes Fahrgefühl und Übersicht.
Bedienung und Display
Die Bedienung des Antriebs geschieht ausschließlich über das Bedienteil links am Lenker. Einstellbar sind die zwei Fahrmodi, Eco und Sport. In jedem Modus stehen 5 Unterstützungsstufen zur Verfügung. Die Anzeige zeigt sehr übersichtlich – als Zahlenwert wie auch grafisch – die aktuelle Geschwindigkeit und die vom Motor abgegebene Leistung. Außerdem sind die verbleibende Akkukapazität und die gefahrene Wegstrecke abzulesen.
Eine Bluetooth Funktionalität gibt es nicht. Das farbige Display hat keine Tasten, bietet dem Fahrer lediglich einen großen USB Anschluss zur Stromversorgung. Durch die mittige und vorne befindliche Anzeige hat man die wesentlichen Informationen immer im Blick. Das Bedienteil lässt sich schnell blind bedienen, auch wenn ein etwas deutlicherer Druckpunkt bei den Tasten dabei hilfreich wäre.
Reichweite und Aufladen
Die Reichweite scheint am Anfang unbegrenzt. Für eine Stunde bleibt der lächelnde Gedanke, dass man den Tag ohne Zwischenstopp überstehen kann, zumindest was die Ausdauer der Maschine betrifft. Selbst nach einer Stunde Fahrt auf Eco Fahrstufe 1 wird noch 90% Restkapazität angezeigt.
Zur Überprüfung des aktuellen Zustands gibt es unterwegs keine objektive Messmöglichkeit — weder für den des Akkus noch des Fahrers. Allerdings hat der erste Eindruck dann doch getäuscht, nach etwa 80km Tour zeigt die Anzeige schließlich noch 20% Restkapazität als Reserve. Und weil auch der Organismus nach einer Pause ruft wird in Wittenberg geladen. Es gibt im Biergarten Spargelcreme und 1h Ökostrom (ca. +50%). Eine EnergyBus Standard Ladebuchse befindet sich dazu gut erreichbar links hinter dem Motor, geschützt durch einen Kunststoffdeckel.
Am zweiten Tag geht es ab Greiz dann endlich richtig in die Höhe und Gelände.
Bisher genügte Eco Fahrstufe 1-3. Zum Ende der Fahrt bleiben noch 35km und mehr als 400 Höhenmeter auf Landstraße und Feldwegen zu überwinden. Von 55% sinkt die Kapazität schließlich auf 10%. Trotzdem muss zwischendrin auch der Sportmodus in Aktion treten, der dann allerdings gefühlt kräftig am Akku zehrt. Meist genügt jedoch auch in den steileren Passagen der Eco Modus. In Stufe 5 kommt so viel Unterstützung, dass nahezu jeder Anstieg locker überwunden wird.
Für wen ist das Steinerdesign Ultra-E-Fully geeignet?
- XXL Personen, große wie schwere Menschen haben auf dem e-Bike ausreichend Beinfreiheit und sitzen bequem. Dazu gibt es den Rahmen in drei Größen.
- Offroad Fans
- Geschwindigkeitsfreunde: Es gibt eine 45er Version für alle Strecken abseits von Fahrradwegen
- Wer ein wirklich besonderes e-Bike möchte und dazu das nötige Kleingeld hat
Für welche Anforderungen passte es nicht?
- Wer einen entnehmbaren, transportablen Akku benötigt
- Wer sein e-Bike oft im Auto oder mit der Bahn transportieren möchte
Was besonders gefallen hat:
+ extrem leiser und kräftiger Motor
+ großer, versteckter Akku
+ ausgeglichenes und sehr sicheres Fahrverhalten
+ kräftige und gut dosierbare Unterstützung
+ Sitzposition mit vielen Einstellmöglichkeiten von Federgabel, Sattel und Hinterradfederung, die alle während der Fahrt verfügbar sind.
+ in allen Situationen präzise arbeitende Schaltung
Was weniger gefallen hat:
– Der fehlende sichere Druckpunkt für die Tasten am Bedienteil
– Das laute Leerlaufgeräusch der Kettenschaltung
Technische Daten und Infos der Testversion
- Bezeichnung: Steinerdesign Ultra e-Fully
- Preis: 8490€
- Aktuelle Lieferzeit: ca. 12 Wochen, je nach Modell und Auftragseingänge
- Rahmen: MTB Fully, Material Aluminium, Rahmengröße XL
- Gewicht (incl. Akku): 30kg
- Zulässiges Gesamtgewicht: 150 kg
- Schaltung: SRam EX1 (11-48) 8 Gang
- Gabel: Steinerdesign mc-air Doppelbrückengabel – optional mit Absenk- und Lockout-System
- Dämpfer: Suntour Rs 17 duair remote L216
- Reifengröße: 29″x3″
- Vario-Sattelstütze: Contec Brut Vario
- Motor: Bafang Ultra 25er Version, max.250W (geplant, u.a.), 25km/h
- Akku: Zweigeteilter eingebauter Rahmenakku (48V, 1150 Wh), Ergänzung möglich
- Bremsen: Shimano hydraulische Doppelkolben Scheibenbremsen, 203 mm/180 mm
- Ladegerät: MEC, Ladestrom 7A (Ladedauer ca. 30 Minuten je 25% )
- Varianten:
- Drei Rahmengrößen stehen zur Auswahl (M ORL 610/ L ORL 630/ XL ORL 660)
- Man kann den selben Rahmen auch mit anderen Reifengrößen bestellen. So gibt es das Ultra-E-Fully auch mit 27,5″x3″. Sogar als Fat Bike ist es bestellbar, mit 26″x4,8″, wozu eine breitere Gabel und Schwinge verbaut werden.
- Rohloff Speedhub Nabenschaltung statt der Sram Kettenschaltung
- Als Pedelec, S-Pedelec mit TÜV Abnahme sowie als offene Variante
Fazit
Was für ein Vergnügen! Auch wenn, trotz der langen Strecke, gar nicht alle Qualitäten des Ultra-E-Fully getestet wurden. Es ist ein komfortables, sicheres und kraftvolles Erlebnis mit diesem Gefährt durchs Land zu fahren. Von der hohen und erstaunlich bequemen Sitzposition aus erkundet man die Landschaft und wählt sich genau den Fahrweg aus, nach dem einem gerade ist.
Ich hatte Glück das Fat Fully von Steinerdesign im (privaten) Wald auf einer Crossstrecke testen zu dürfen. Welch ein Spaß! Das Gewicht merkt man nicht, das Fahrwerk ist super ausgewogen und der Motor gibt seine Kraft so gut dosiert ab, dass man ein ganz natürliches Tretgefühl hat. Wer ein Spaß- + Alltagsgerät in einem und dazu nicht von der Stange sucht, der hat mit dem Teil die reinste Freude! Das Konto heult allerdings nach dem Kauf….
Ich auch…
Komme aus dillstein.
Das Bike bzw die Serie ist der Wahnsinn.
Kann man mit nichts vergleichen und ist in der Preisklasse natürlich purer lifestyle.
Fahre selbst seit gut 12 Jahren jetzt das Votec C9 – die damalige Firma von Jürgen Steiner.
Würde es um nichts in der Welt hergeben wollen.
Offensichtlich beurteilen Sie das innovative Produkt von Herrn Steiner lediglich im Kontext von Akku und Schaltung. Das ist doch ziemlich eindimensional, zumal Herr Steiner ja, wie im Artikel zu lesen ist, durchaus andere Getriebearten sowie Übersetzungen anbietet.
Vielleicht öffnen Sie Ihren Beurteilungsfokus ja und sehen das gesamte Bike Kontext der Fakten, die es sicherlich von anderen Bikes deutlich abhebt, z.B. der sauber integrierte Akku – den andere Hersteller nur als unschöne Huckpack-Lösung anbieten – oder die stufenlos verstellbare Federgabel.
Kritik ist durchaus wichtig, sollte aber nicht so einseitig formuliert werden, wie Sie das tun.
Was nützt der schöne große 1140 mAh Akku, wenn das Bike damit eine Reichweite von 100 km hat, also so weit kommt, wie ein Yamaha-Motor (zB von Giant) mit 300 – 400 mAh ? Und 30kg Gewicht mit einer 8-Gang Sparschaltung machen auch nicht glücklich, schließen zumindest schwierige und langsame Bergetappen und außerdem Notfall-Reserven durch motorlose Etappen aus.
=> Zurück zum Konstrukteur.
mAh ? ^^ damit kommst du nichtmal 1 km
Karl Friedrichs,
da geb ich dir voll und ganz recht. Für dieses Geld kauf ich mir für uns zwei schöne Fullys mit einem Bosch oder Shimano Antrieb und komm locker genau so weit. Ich brauchs nicht und wer es haben will, solls kaufen…