Offroad heißt das spritzige E-Hardtail von Vecocraft – aber steckt in dem günstigen E-Bike auch Offroad drin? Ich habe mir das günstige E-Mountainbike zur Testfahrt besorgt und es über unbefestigte Wege donnern lassen. Wie das Vecocraft Offroad sich im Praxis-Test schlägt, erfährst du hier.
Spritziger Look auf 27,5 Zoll
Gleich mit dem ersten Blick auf das Vecocraft Offroad habe ich erleichtert aufgeatmet: Mit diesem E-Bike kann man sich blicken lassen. Sieht das Offroad auf den Bildern als Freisteller mit weißem Hintergrund vielleicht etwas zu gewollt sportlich aus, macht sich die Lackierung in der Realität ziemlich gut. Alles sieht wertig aus und besonders der Schriftzug unter dem Unterrohr bringt zusätzlich etwas Cross- und Racing-Feeling mit ins sportliche Design dieses E-Bikes.
Mit 27,5 Zoll Laufrädern richtet sich das E-Bike an die etwas flinkeren FahrerInnen. Die Rahmenform erinnert mit seinem leicht Z-förmigen Oberrohr etwas an Haibike, ist jedoch deutlich filigraner und in der Einheitsgröße relativ kompakt gehalten. Mit meinen 1,85 Metern Körpergröße muss ich den Sattel bis zur maximal erlaubten Höhe ausfahren. E-Mountainbiking am Größenlimit – doch es geht noch.
Mit dem Vecocraft Offroad durchs Gelände fahren
Bei einem Offroad E-Bike steht das Offroad vor dem „E“ – und deshalb widme ich mich bei diesem Test nicht nur Komfort und Unterstützung sondern vor allem der Geländegängigkeit dieses Bikes. Eine Frage steht dabei natürlich im Raum: Wie viel Offroad kann man für etwas über 1.500 Euro erwarten?
Eine ordentliche Federgabel mit Limits
Eine Federgabel ist am Offroad selbstverständlich verbaut. Doch genau die ist an den meisten E-Bikes der unteren Preisklasse meistens ein großer Kritikpunkt. Geht man stark in die Eisen, zeigt die Gabel ihre geringe Steifigkeit. Doch anders als bei anderen günstigen E-Bikes fühlt es sich beim Offroad nicht allzu schwammig an.
Mit dem Lock-Schalter kann die Federgabel auch zur Starrgabel umfunktioniert werden, auch wenn das für die anstehende Waldfahrt keine Option ist. Dabei leistet die Gabel gute Dienste. Sie federt zuverlässig Unebenheiten und Schläge weg und nur der Hinterreifen sorgt dafür, dass ich hin und wieder durchgeschüttelt werde, wenn ich über Äste, Geröll oder andere Hindernisse fahre. Die Federung taucht tief ein – für meinen Geschmack (und wahrscheinlich aufgrund meines Gewichts von 85 Kilogramm) etwas zu tief. Wir befinden uns nah am Anschlag.
Details, die für Kontrolle sorgen
Doch die Fahrt macht Spaß und ich fühle mich sicher, wenn ich über schmale Pfade fahre, hier und da über eine Wurzel springe und ein paar mal kräftig das Rad zum blockieren bringe. Die Geometrie lässt mich trotz meiner gefühlten Übergröße nie die Kontrolle verlieren. Nicht schlecht für ein „Billig-E-Bike“.
Besonders gut klappt es auch mit den Pedalen mit der Aufschrift „wellgo“. Breit gebaut, aus stabilem Aluminium gefertigt und ausgestattet mit kleinen Pins für mehr Grip können sich diese Pedale in der Preisklasse des Offroad sehen lassen. Und die Reifen? Die sorgen mit einem guten Profil in einer vernünftigen Breite für ordentlichen Grip und Sicherheit.
Genauso sieht es mit den Bremsen aus. Wer behauptet, dass ein E-MTB unbedingt mit hydraulischem Bremssystem ausgestattet sein muss, wird vom Offroad eines besseren belehrt. Die mechanischen Tektro Aries Bremsen liefern ordentlich ab – sofern sie ordentlich eingestellt sind. Da lohnt sich notfalls der Gang zur Fahrradwerkstatt um die Ecke.
Der Bremshebel sorgt beim Bremsen durch einen kleinen integrierten Schalter außerdem dafür, dass der Motor beim Bremsen abschaltet und nicht gegen die Bremse anrollen möchte. Schöner wäre es nur, wenn der Hebel ein wenig wertiger verarbeitet wäre und vielleicht sogar im Sinne der Sportlichkeit als 2- bis 3-Fingerhebel verbaut würde.
Das Vecocraft Offroad im Alltag
Raus aus dem Wald, rein in den Alltag. Da das Vecocraft nicht für hohe Sprünge im Bikepark geschaffen ist, teste ich seine Qualitäten ebenfalls im gemäßigten „Allrounder“ Bereich.
Eine Gangschaltung mit viel Auswahl
Während ich bei meinem Ausflug im Wald eher die mittleren Gänge benutze, suche ich auf der Langstrecke am Radweg die perfekte Mischung aus Motorunterstützung und eigener Kraft. Mit acht Gängen habe ich hier ordentlich Auswahl. Da ich zuvor bereits testen konnte, wie sich die Vorgänger-Version des Offroad mit 7-Gängen geschlagen hat, weiß ich auch, dass ein Gang mehr schon einen gewaltigen Unterschied machen kann.
Beim Vecocraft Offroad sorgt eine nach oben hin ziemlich lange Übersetzung dafür, dass man auch mal mit einer ordentlichen Portion Eigenleistung in die Pedale treten und über 25 km/h fahren kann. Selbst für die Fahrten bergab hält der achte Gang noch genug Spielraum bereit, dass die Geschwindigkeitsanzeige auch mal die vier an erster Stelle anzeigen darf. In den unteren Gängen hingegen ist selbst die Bergauffahrt kinderleicht – besonders mit Motor.
Ein guter Motor mit kleinen Besonderheiten
Der Motor des Offroad sitzt wie bei den meisten günstigen E-Bikes in der Hinterradnabe und wird über einen Tretsensor angesteuert. Heckmotoren können hinsichtlich ihrer Leistung gut mit den hochklassigeren Mittelmotoren mithalten, liefern jedoch durch den Schub von hinten oft ein weniger natürliches Fahrgefühl. Besonders, wenn sie keinen Drehmomentsensor haben.
Ohne diesen Sensor reagiert der Motor des Offroad lediglich auf die Pedalumdrehung, aber nicht darauf, wie fest du hineintrittst. Um dir trotzdem ein möglichst komfortables Fahrgefühl zu ermöglichen, startet der Motor beim Anfahren etwas sanfter. Am Offroad ist das für meinen Geschmack allerdings etwas zu langsam. Hier ist Schalten an der Ampel auf jeden Fall angebracht, damit du schnell von der Stelle kommst.
Nach einer halben Pedalumdrehung setzt der Motor jedoch ein und begleitet dich je nach gewählter Unterstützungsstufe auf 15, 17, 21 oder 25 km/h. Wie schnell es sein darf, kannst du über eine kleine Bedieneinheit mit Display an der linken Lenkerseite steuern.
Cockpit und Ausstattung etwas improvisiert
So simpel wie möglich, so umfangreich wie nötig. Die Bedieneinheit im Yamaha-Style gefällt mir sehr gut und ist perfekt für das „Cockpit“ eines E-MTBs geeignet. Anders als der Rest der Lenkerelemente, denn leider wird es am Lenker aufgrund der StVZO ziemlich voll.
Dem Vecocraft Offroad sieht man an, dass es eigentlich ein sportliches E-Mountainbike sein möchte, doch die Anforderungen an die Zulassung im deutschen Straßenverkehr erfüllen möchte. Vecocraft liefert daher am Lenker neben Display und Klingel noch ein Reflektor und ein etwas klobiges, nicht wirklich wertig wirkendes Frontlicht mit. Das sind wohl die ersten (und vielleicht einzigen) Dinge, die ich an dem E-Bike gerne austauschen würde.
Gerade, weil das Offroad mit seinen größtenteils innen verlaufenden Kabeln und Zügen sonst ziemlich clean ist, fällt der gut beladene Lenker doppelt auf. Schade, denn andere Kleinigkeiten wie der Seitenständer und die Pedale zeigen, dass es auch gute Qualität jenseits der Markenware gibt. Andererseits ist das überfüllte Cockpit kein Problem, dass sich nicht mit zwei Schrauben lösen lassen würde.
Fazit: Ein Offroadbike mit ordentlicher Leistung
Nach mehreren Stunden Fahrt, kann ich gut und gerne behaupten, dass das Vecocraft Offroad hält, was sein Name verspricht. Über buckelige Waldpfade und Schotterwege begleitet es mich sicher – solange es nicht zu wild wird. Auch deine Größe könnte dich einschränken. Mir taten nach einer halben Stunde bereits die Handgelenke ein wenig weh.
Das hat mir besonders gut gefallen
- Motorsteuerung ist simpel und übersichtlich
- Pedale sind überdurchschnittlich griffig und stabil
- Lange Übersetzung hilft bei schneller Fahrt auf langen Strecken
Das könnte noch besser sein
- Motor könnte beim Anfahren früher reagieren
- Bessere Lösung für Frontlicht und Reflektor könnte den cleanen Look unterstreichen
So empfehlenswert ist das Vecocraft Offroad nach dem Test
Insgesamt würde ich das Offroad als Funbike all denjenigen empfehlen, die mit sportlichem Look und einer soliden Grundausstattung für wenig Geld die Gegend erkunden wollen. Das E-Bike hat alles, was du für ein paar Ausflüge außerhalb der City benötigst. Im sehr bergigen Bereich oder auf größeren Ausflügen kann es mit der Akkuleistung selbst beim größeren Akku jedoch etwas knapp werden. Gelegentlich querfeldein zu fahren, ist jedoch auf jeden Fall drin.
Das Vecocraft Offroad findest du je nach Angebot schon ab 899 Euro im Otto-Onlineshop. Der Hersteller kann seine E-Bikes sogar kurzfristig liefern, sodass du dein neues Offroad-Bike innerhalb von drei bis fünf Werktagen empfangen kannst.