Erstmals seit den 1990ern kommen wieder komplette Yamaha e-Bikes auf den internationalen Markt. Die vier Modelle zeigen eine neue Richtung an.
1989 entstand der erste Prototyp, 1993 brachte Yamaha das erste Fahrrad mit eingebautem Elektro-Hilfsmotor in Japan auf die Straße. Seit dem konzentrierte sich der Konzern in puncto e-Bike allerdings auf die Entwicklung von Antrieben selbst.
Komplette e-Bikes wurden nicht mehr in den Export gebracht. Für den europäischen und US-amerikanischen Markt stellten sie das System anderen Elektrorad-Hersteller zum Einbau zur Verfügung. Immerhin vier Millionen e-Bikes sind weltweit mit Yamaha Motor unterwegs. In Japan selbst fahren allerdings zwei Millionen Modelle herum, die den Namen des Konzerns tragen.
2018 wird Yamaha erstmals wieder eigene e-Bike Modelle für den Export herstellen und verkaufen. Dabei decken die Japaner vier Kategorien ab. Cross Core, Cross Connect, YDX-Torc und Urban Rush. Verkaufsstart ist zunächst in den USA.
Vom Prototyp zum Wegbereiter
Zu sehen sind bis jetzt nur Prototypen, aber auch die sind nicht von schlechten Eltern. Auch wenn der Akku in keinem der Modelle in den Rahmen integriert ist, sondern jeweils am Unterrohr befestigt, die Räder haben Stil. Außerdem weisen sie auf den kommenden Trend im e-Bike Bereich hin: Formschöne e-Bikes, deren Antrieb sich dem Rahmentyp unterordnet, nicht umgekehrt. Insbesondere für den Einsatz im urbanen Bereich, aber auch für die schnelle Freizeitgestaltung gemacht.
Einmal den Hausantrieb, bitte! PW und PW-X Motor
Keine Frage, welcher Antrieb in den e-Bikes steckt: Natürlich der eigene. Aus dem hauseigenen Elektromotor Sortiment stammt der PW-X und PW Antrieb. Wobei der Zusatz -X kenntlich macht, das es sich hier um den besonders spritzigen e-MTB Motor handelt.
Beide Systeme laufen leicht, leise und harmonisch. Von jeher besitzen die Yamaha-Antriebe eine gut abgestimmte 3-Sensor Messtechnik zur Ermittlung von Geschwindigkeit, Druck auf das Pedal und Kurbelumdrehungen. Dadurch passt sich der Motor automatisch der Fahrleistung an, das eigene Treten wird nicht dominiert, sondern sensibel unterstützt.
Die vier Yamaha e-Bikes im Detail
Touren-/City-e-Bike Cross Connect (Prototyp)
Dieses e-Bike nimmt die Leichtigkeit eines Cross Bikes mit in die Stadt. Hier ist schneller Antritt auf kurzen Distanzen gefragt, aber ein wenig Komfort kann auch dabei sein. Mit SR Suntour NCX Federgabel und geradem Lenker stellen Unebenheiten kein Problem dar. Stabiler Gepäckträger, Schutzbleche und Scheibenbremsen machen das Cross Connect bereit für die Fahrt zum Bäcker oder zur Arbeit. Dabei sind Frontscheinwerfer und Rückleuchte unauffällig, aber wirksam am Lenker und im Gepäckträger integriert.
Fitness-e-Bike Cross Core (Prototyp)
Cross e-Bikes mit der effizienten Straßenlage eines Rennrads, aber ohne den typisch gebogenen Rennradlenker. Statt dessen ein ergonomisch angenehmerer gerader City/Trekking-Lenker und das unbedingt nötige an StVO-konformer Ausstattung. In diesem Falle Reflektoren und Lichtanlage. Federgabel, Schutzbleche und Gepäckträger sind hier weggelassen. Stattdessen liegt der Fokus auf Leichtigkeit und guter Verarbeitung. Schnittiger Rahmen mit kompaktem Mittelmotor und schlüssig im Rahmendreieck eingebauter Akku zeichnen das Cross Core e-Bike aus.
Road e-Bike Urban Rush (Prototyp)
Noch schneller geht es mit dem Urban Rush e-Bike voran. Schon auf den ersten Blick fällt auf: Das ist doch ein Rennrad. Ja, denn dieses Modell zeigt, wo die neue e-Bike Generation hin möchte. Nicht länger ein Rahmen, der einen schweren Motor trägt. Sondern ein modernes leichtes Rad, zugeschnitten auf sein Einsatzgebiet – mit intelligenter, effektiver Tretunterstützung. Daher zeigt dieses Rad mit Rennrad-Lenker inklusive hohen Bremshebeln, dass es für tägliche Rekordversuche gemacht ist. Steifer Rahmen ohne Federungskomponenten und keinerlei zusätzliche Anbauten wie Schutzbleche oder Gepäckträger. Sogar das Display ist in diesem Fall aerodynamisch vorteilhaft über dem Vorbau angebracht. Eine 7-Gang Kettenschaltung sorgt für ausreichend Übersetzungsspielraum beim Beschleunigen.
Allein der Ständer und die vorinstallierte Lichtanlage verraten dass das Urban Rush nicht für den Wettkampf, sondern für Alltagssprints gemacht ist.
e-Mountainbike YDX-TORC (Prototyp)
Das e-MTB der YDX-TORC Reihe von Yamaha zeichnet sich durch aggressive Performance und das schnellste Schaltwerk unter den vier Rädern aus. Als Hardtail mit 27,5+ Reifen ist es für jede Auf- und Abfahrt gerüstet.
Durch Einsatz des Yamaha PW-X Motors steht nicht nur ein starker Antrieb zur Verfügung. Dieser bietet auch eine ganze Reihe an Zusatzfunktionen, die speziell auf Mountainbiker zugeschnitten sind. So gibt es – schon länger als beim Bosch Performance CX System – einen e-MTB Modus, der dan Antrieb dazu befähigt, selbständig innerhalb eines großen Unterstützungsspektrums auszuwählen, mit wie viel Kraft die Fahrleistung angetrieben werden sollte. Durch diesen Modus muss nicht länger während der sich ständig ändernden Fahrsituationen im Gelände das Level gewechselt werden. Dies stellt nicht nur eine große Entlastung auf dem Trail dar, es hilft auch, sich ganz auf die eigene Fahrtechnik zu konzentrieren.
Die Steuerung erfolgt über einen kleinen Daumensatelliten neben dem Lenkergriff, der gut zu erreichen und ergonomisch geformt ist. Das Display ist robust, besitzt Verstärkungen an den Ecken und ist neben dem Vorbau-Mittelteil angebracht. Zwar muss der Blick zum Ablesen der Fahrdaten zwar etwas nach unten fallen, dafür ist der Bordcomputer gut geschützt, im Falle eines Falles.
Wo bekomme ich die Yamaha e-Bikes?
Leider ist der Verkaufsstart für Europa zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Das Unternehmen bietet seine neue Export-e-Bike Reihen zunächst nur in den USA an. Traditionell hat sich Yamaha zurückhaltend mit der Belieferung verschiedener Märkte gezeigt. Sollte aber in den Vereinigten Staaten ein guter Verkaufserfolg zu verbuchen sein, steht einer Ausweitung des Vertriebs nach Europa wohl nichts im Weg. Die rechtlichen Anforderungen hinsichtlich Ausstattung sind bei den neuen Yamaha e-Bikes schließlich bereits erfüllt. Allein der Motor ist noch auf die US-Vorschriften angepasst. Dort sind die Räder als Class 1 e-Bikes eingeordnet und beschleunigen bis 32 km/h. Wer den Import dennoch nicht scheut, kann auf der Website der Firma in den USA nach einem passenden Händler suchen.
Eine Vorstellung der Yamaha e-Bikes in ihrer endgültigen Spezifikation soll im Dezember erfolgen. Dann stehen auch die Endpreise fest.
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