In vielen Bereichen des täglichen Lebens müssen Hersteller auf andere Produkte setzen, als sie ursprünglich gedacht hatten. So dürfte kaum ein Autobauer bei seiner Gründung an ein E-Bike oder einen E-Scooter gedacht haben. Doch der Fortschritt der Technik hat die Produzenten der Fahrzeuge eines Besseren belehrt. So nämlich setzen inzwischen immer mehr Autobauer auf E-Bikes und E-Scooter. Gleich fünf Automarken mischen inzwischen bereits auf dem Markt der Zweiräder mit Elektroantrieb mit. Nachfolgend werfen wir einen Blick auf das aktuelle Geschehen.
BMW als Vorreiter, Audi mit dem jüngsten Konzept
Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Autobauern. Denn Audi beispielsweise verkündete erst vor ein paar Tagen die Entwicklung seines e-tron Scooters. Dahingegen darf BMW beispielsweise als alter Hase auf dem Markt bezeichnet werden. Denn die Münchener positionierten sich in diesem Geschäftsfeld bereits, bevor die Geräte vor wenigen Wochen in Deutschland ihre Legalität erhielten. Dass die Autobauer in den Bereich der E-Mobilität eindringen ist übrigens mit Blick auf die Vorhersagen nicht überraschend. Denn McKinsey beispielsweise prognostiziert für das Jahr 2030 einen weltweiten Umsatz von bis zu 500 Milliarden US-Dollar auf dem Mikromobilitäts-Markt. Davon sollen alleine in Europa bis zu 150 Milliarden Dollar umgesetzt werden.
Der Blick in die USA zeigt auf, dass die beiden Sharing-Start-Ups Lime und Bird innerhalb von Monaten bei Usern und Investoren in aller Munde waren. Zudem schickt sich Uber mit seiner Tochtergesellschaft Jump an, auch diesen Markt zu erobern. Nahezu logisch also, dass auch die Autobauer von diesem Markt profitieren wollen. Nachfolgend schauen wir im Detail darauf, wie die einzelnen Marken der Autobauer auf dem deutschen Markt bereits positioniert sind.
BMW X2 CITY: Der Vorreiter der E-Scooter auf dem deutschen Markt
Wer an die E-Scooter auf dem deutschen Markt denkt, der hat natürlich sofort den Namen BMW im Kopf. Denn der X2 CITY des deutschen Autobauers gilt als Pionier unter den E-Tretrollern auf dem deutschen Markt. Mit einer Sondergenehmigung war dieser Roller nämlich bereits hierzulande unterwegs, bevor es die Gefährte in die Legalität geschafft haben. Dieser E-Tretroller fand sich zum Marktstart in den Fahrradgeschäften wieder, die der ZEG angeschlossen sind – als E-Zweirad der Sonderklasse. Die Herstellung dieses Modells erfolgt von BMW Motorrad mit Antrieb und Steuerung von Marquardt.
Bei diesem Fahrzeug mit einem Aluminiumrahmen handelt es sich um einen Elektro-Tretroller, der mit 25 Kilometern pro Stunde unterwegs ist, der aber als Pedelec gilt. Denn beim BMW X2 CITY gibt es hinten auf der Standfläche kein Bremspedal, sondern stattdessen ein Antriebspedal. Mit einem Antippen aktiviert sich die E-Unterstützung. Beim X2 setzt der Motor erst ein, wenn Ihr mit mindestens 6 km/h aus eigener Kraft unterwegs seid. Unter dem Standbrett finden sich bei diesem Gefährt ein entnehmbarer 408 Wattstunden-Akku, der eine Reichweite von bis zu 30 Kilometern bietet. Innerhalb von zweieinhalb Stunden ist der Akku komplett geladen. Zudem ist ein 250-Watt-Nabenmotor im Hinterrad verbaut. Der E-Tretroller von BMW verfügt über fünf verschiedene Geschwindigkeitsstufen: 8, 12, 16, 18 und 20 km/h, wobei jeder Pedaltritt für jeweils eine höhere Stufe steht.
BMW E-Scooter im Anflug
In diesem Sommer hat BMW dann auch bereits den nächsten Streich auf dem Mikromobilitäts-Markt verkündet, nachdem das Grüne Licht der Legalität hierzulande offiziell war. Im Herbst 2019 nämlich soll ein neuer E-Scooter des bayerischen Autobauers auf den Markt kommen. Diesen E-Tretroller bauen die Münchener zusammen mit Micro Mobility Systems aus der Schweiz. Ab September soll der faltbare E-Scooter im Handel erhältlich sein, wobei er mit rund 800 Euro nicht gerade billig daherkommt. Dafür bietet dieser E-Scooter einen 150-Watt-Motor sowie einen Lithium-Ionen-Akku, der gerade einmal für bis zu 12 Kilometer Unterstützung bietet. Dieses Modell dient somit vor allem für den letzten Kilometer, wenn es beispielsweise vom Bahnhof zum Arbeitsplatz geht. Ob dieser E-Scooter mit Blick auf die geringe Reichweite, den kleinen Motor und den nicht gerade günstigen Preis tatsächlich zum Verkaufsschlager wird, müssen wir noch abwarten.
Audi e-tron Scooter soll 2020 auf den Markt kommen
Auch der zweite große bayerische Autobauer plant mit einem E-Scooter auf diesem neuen Markt mitzuspielen. Allerdings wird das Ingolstädter Unternehmen Audi seinen E-Tretroller erst im kommenden Jahr auf den Markt bringen. Dabei aber präsentiert sich mit dem Audi e-tron Scooter ein komplett anderes Modell. Denn dieser Autobauer kreuzt bei seinem ersten E-Scooter-Modell einen Tretroller mit einem Skateboard. Den vierrädrigen E-Tretroller könnt Ihr zusammenklappen und ihn dann einfach im Auto verstauen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren.
Dabei erfolgt die Steuerung des 12 Kilogramm schweren Rollers nicht über die Lenkstange, an der der Fahrer nur eine Hand hat. Stattdessen sorgt eine Gewichtsverlagerung mit den Füßen für die Fahrtrichtungsänderungen. Akku, Elektronik und Display befinden sich an der Lenkstange, das Beschleunigen und Bremsen erfolgt über einen Drehgriff. Die Reichweite soll auch dank einer Energierückgewinnung beim Bremsen rund 20 Kilometer betragen. Der rund 2.000 Euro teure Roller soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen.
Volkswagen plant ebenfalls E-Scooter
So wie Audi und BMW will auch Volkswagen ein Stück vom Kuchen bei den E-Tretrollern abhaben. Denn der Wolfsburger Konzern plant ebenfalls den Einstieg bei den E-Scootern. So berichtete es zumindest in diesem Jahr die Welt. Demnach will VW zusammen mit dem chinesischen Start-Up NIU einen E-Scooter auf den Markt bringen. Das Unternehmen verfügt in seiner Heimat über einen Marktanteil von rund 40 Prozent bei den E-Scootern. Bei dem Roller handelt es sich um das Konzept Streetmate, das beide Unternehmen gemeinsam beim Genfer Autosalon präsentierten. Hierbei handelt es sich um einen E-Tretroller mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde und einer Reichweite von 60 Kilometern.
Volkswagen und sein Cargo-E-Bike
Doch VW will nicht nur auf dem Markt der E-Scooter Fuß fassen, auch den Bereich der E-Bikes hat der Wolfsburger Autobauer ins Auge gefasst. Denn noch in diesem Jahr soll ein Serienmodell eines E-Lastenbikes auf den Markt kommen. Dabei handelt es sich um das VW Cargo E-Bike. Dieses Gefährt erlebte schon 2018 als Prototyp seine Premiere auf der IAA Nutzfahrzeuge. Als Serienmodell soll das Cargo E-Bike noch in diesem Jahr erscheinen. Dabei handelt es sich um dreirädriges E-Bike, das für Firmenkunden auf der letzten Meile gedacht ist. So können damit beispielsweise Pizzadienste klimaneutral ihre Lieferungen ausfahren oder Handwerker bei der Fahrt zum Kunden nicht lange nach einem Parkplatz suchen.
Dieses Cargo-E-Bike von VW soll mit einem 250-Watt-Motor von Continental samt Automatikgetriebe erscheinen. Der austauschbare 500-Wattstunden-Akku soll dabei eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern erlauben. Das 40 Kilogramm schwere Bike erlaubt demnach bis zu 210 Kilogramm Zuladung inklusive des Fahrers. Das Ladevolumen gibt der Autobauer mit einem halben Kubikmeter an. Gespannt blicken wir hier auf den Preis, wenn das Modell noch in diesem Jahr erhältlich ist.
Skoda Klement: Elektrisches Zweirad ohne Pedale
Zudem könnte Volkswagen indirekt von einem weiteren Modell auf dem Markt der Mikromobilität profitieren. Denn auch die VW-Tochter Skoda könnte eines Tages in diesem Bereich mitmischen. Beim Genfer Autosalon 2019 präsentierte der Autobauer nämlich das Modell Klement– ein elektrisches Zweirad ohne Pedale. Das Mofa-ähnliche Gefährt erhält seine Power von zwei Lithium-Ionen-Akkus mit 1.250 Wattstunden. Zudem ist ein Radnabenmotor mit 4.000 Watt verbaut. So sind Geschwindigkeiten bis zu 45 Kilometern pro Stunde und eine Reichweite von über 60 Kilometern möglich.
Dabei sieht das Konzept das Bedienen von Gas und Bremse über schwenkbare Pedale vor. Das mit einem Aluminiumrahmen versehene Skoda-Gefährt soll gut 25 Kilogramm wiegen. Allerdings ist bislang noch unklar, ob und wann das Konzept Skoda Klement in Serie gehen wird.
General Motors setzt auf die E-Bikes Ariv
Während also die Modelle von Volkswagen, Skoda und Audi noch Zukunftsmusik sind, sieht das beim letzten Autobauer, auf den wir blicken, etwas anders aus. Denn General Motors ist mit seinen E-Bikes Ariv schon einen Schritt weiter. Denn diese Pedelecs sind in den Niederlanden, sowie in Belgien und Deutschland bereits offiziell erschienen und können schon geordert werden. Dieses E-Bike gibt es für knapp 3.300 Euro als faltbare Version sowie für rund 2.750 Euro als Modell mit einem festen Rahmen.
Dieses Pedelec ist mit einem 250-Wattstunden-Akku und einem 250-Watt-Motor von General Motors ausgestattet. Der Mittelmotor hat dabei ein maximales Drehmoment von 75 Newtonmetern. Diese Kombination soll Unterstützung von bis zu 25 Kilometern pro Stunde auf einer Reichweite von bis zu 64 Kilometern liefern. Nach dreieinhalb Stunden Ladezeit ist das Gefährt demnach komplett wieder aufgeladen. Die Version mit festem Rahmen hat dabei keine Gangschaltung, während das faltbare Modell eine Acht-Gang-Nabenschaltung vorweisen kann. Während andere Autobauer noch mit Konzepten und Ideen beschäftigt sind, hat sich General Motors also bereits auf dem Markt der E-Bikes platziert. Gespannt verfolgen wir in den kommenden Wochen und Monaten, wie dies bei den anderen Autobauern in Sachen E-Bikes und E-Scootern aussehen wird.