Ergonomie ist der Schlüssel zum Wohlfühlen beim Radfahren. Wer Schmerzen beim oder durch das Fahrrad fahren bekommt, fährt nicht gerne Rad. Dabei sind es oft nur ein paar kleine Stellschrauben, die du anpassen kannst, um das E-Bike korrekt auf den eigenen Körper einzustellen.
Einen überstreckten Hals, schmerzende Knie, einschlafende Hände, verkürzte Sehnen und Ähnliches gehört nämlich definitiv nicht zum Radfahren dazu. Darum erfährst du in diesem Beitrag, wie du dein E-Bike selbstständig ergonomisch anpassen kannst.
Die passende Rahmengröße ist essenziell
In der Praxis erfolgt die Einstellung des E-Bikes oft durch Augenmaß, sofern sie denn überhaupt stattfindet. Wir alle kennen das Bild: Radfahrer die viel zu tief oder viel zu gestreckt auf dem Fahrrad sitzen. Nicht selten kommt es vor, dass eine unpassende Rahmengröße gefahren wird.
Bevor du dein E-Bike kaufst, solltest du dich daher unbedingt mit der richtigen Rahmengröße auseinandersetzen und das Bike richtig einstellen. Auch wenn du dein E-Bike im stationären Fachhandel kaufst und dich beraten lässt, solltest du dich damit etwas auskennen. So kannst du Vorschläge und einzelne Räder besser auf einschätzen.
Falls du das E-Bike online oder gebraucht kaufst, musst du ohnehin selbst die richtige Rahmengröße herausfinden und das Fahrrad auf dich einstellen. Bevor du deine Sitzposition auf dem E-Bike also richtig anpassen kannst, solltest du zunächst überprüfen, ob die Rahmengröße zu dir passt.
Eine gute Anleitung dazu gibt der Rahmengrößen-Rechner von Fahrrad-XXL.
Die richtige Sitzposition finden
Da die Ergonomie und Sitzposition auf dem E-Bike abhängig vom E-Bike Typ ist, beschreiben wir im Folgenden die gängigen E-Bike Typen.
Ergonomie auf dem City E-Bike oder Hollandrad
Das Cityrad ist bei E-Bike Fahrern sehr beliebt. Es ist praktisch, ideal für das Leben in der Stadt und kürzere Strecken.
Auf dem City E-Bike sitzt man relativ aufrecht, mit einem leicht gebeugtem Oberkörper. Das Cityrad sollte so eingestellt sein, dass der Lenker über dem Sattel steht.
Beim Hollandrad ist die Sitzposition noch aufrechter als bei einem City Bike. Dadurch, dass bei einem Hollandrad Lenker und Griffe sehr nah am Oberkörper sind, lässt sich die sehr aufrechte Haltung auch problemlos umsetzen.
Ergonomie auf dem Trekking E-Bike
Das Trekkingrad ist das Mittel der Wahl für Genussbiker und Touren Fahrer. Es zeichnet sich durch seinen leicht sportlichen Sitz und geneigten Oberkörper aus. Hierbei ist der Sattel ungefähr auf der gleichen Höhe wie der Lenker, oft auch etwas tiefer als der Lenker. Der Winkel des Oberkörpers liegt meist irgendwo zwischen 60° und 45°.
Ergonomie auf dem sportlichen E-Bike (Mountainbike, Rennrad, Gravelbike)
Bei sportlichen E-Bikes wie einem E-MTB, einem E-Rennrad oder einem E-Gravelbike wird auch eine sehr sportliche Sitzposition benötigt. Diese zeichnet sich durch den stark geneigten Oberkörper aus. Dafür muss der Sattel über dem Lenker stehen.
Mittlerweile gibt es übrigens auch immer mehr E-MTBs für Frauen, die speziell auf den weiblichen Körperbau angepasst sind.
Sattel am E-Bike richtig einstellen
Der Sattel am E-Bike kann sowohl in der Höhe, als auch in der Neigung und horizontalen Position verstellt werden. Schau dir alle Einstellungen genau an und überprüfe sie wenn nötig.
Die richtige Sattelhöhe beim E-Bike
Egal welcher E-Bike Typ gefahren wird, die Sitzhöhe wird bei jedem Fahrrad gleich gemessen. Zwar ist das kein Allheilmittel, dennoch gibt sie dir einen sehr guten Anhaltspunkt für die richtige Einstellung.
Formel: Schrittlänge * 0,885 = Sitzhöhe
Um die Schrittlänge zu messen, nimmst du dir am besten ein Buch und klemmst es waagrecht zwischen den Schritt. Jetzt kannst du mit einem Maßband oder Meterstab den Abstand zwischen Buchrücken (Oberseite) und Boden messen. Der gemessene Wert entspricht deiner Schrittlänge.
Wenn du mithilfe der oben stehenden Formel die Sitzhöhe gemessen hast, kannst du deinen Sattel in die richtige Position bringen. Die Sitzhöhe ist ausgehend von der Mitte des Tretlagers bis zu dem Bereich des Sattels, auf dem die Sitzknochen aufliegen.
Nach einer Probefahrt kannst du die Sattelhöhe auch noch um ein paar Millimeter korrigieren, solltest du nicht damit zurechtkommen.
Der Sattel sollte so eingestellt sein, dass das Bein gestreckt ist, wenn du mit der Ferse das Pedal in der untersten Kurbelposition berühren kannst.
Sattelneigung und Position einstellen
Mithilfe der Schrauben unterhalb des Sattels lässt sich die Sattelneigung und die horizontale Position des Sattels verstellen.
Im Idealfall ist der Sattel ‚im Wasser‘ und steht waagrecht. Das kannst du ganz einfach mit einer Wasserwaage überprüfen. Der Sattel muss hinten etwas erhöht werden, wenn bei der Fahrt Schmerzen im Schambein auftreten. Sollten starke Schmerzen an den Sitzknochen auftreten, muss eventuell die Sattelspitze etwas angehoben werden, um die Sitzknochen zu entlasten. Probiere hier ruhig verschiedene Positionen aus und versuche den Druck so gut es geht für einen angenehmen Sitz zu verteilen.
Schmerzen an den Sitzknochen sprechen oft auch für eine falsche Radhose oder einen unpassenden Sattel. In diesem Ratgeber findest du Tipps, wie du die perfekte Radhose findest.
Der passende Sattel
Um den passenden Sattel zu finden, muss der Sitzknochenabstand gemessen werden. Dies kannst du entweder beim Fahrradladen deines Vertrauens machen lassen oder selbstständig mit einer Wellpappe erledigen.
Ergonomisch geformte Sattel sind oft sinnvoller als die Standard Sattel, die am Fahrrad beim Kauf verbaut sind. Selbst Profis tauschen oft als erstes den Sattel am Fahrrad aus, weil der richtige Sattel nicht nur Beschwerden mindert, sondern auch für mehr Leistung sorgt.
SQlab beispielsweise entwickelt solche Sättel und ist auf ergonomische Sättel spezialisiert. Auch wir haben an anderer Stelle schon über den Ergo-Sattel von SQlab berichtet. Sättel von SQlab findest du bei Lucky-Bike.
Wie schon beschrieben, lässt sich die horizontale Position des Sattels ebenfalls mit den Schrauben unterhalb des Sattels verstellen. Im Idealfall führst du ein Lot von der vorderen Kniescheibe exakt zur Mitte des Pedals, wenn das Pedal waagrecht (3-Uhr-Stellung) steht. Dementsprechend muss der Sattel dann nach vorne oder zurückgesetzt werden. Wie das genau funktioniert, zeigt dir dieses Anwendungsvideo:
Cockpit am E-Bike richtig einstellen
Das Cockpit am E-Bike besteht aus Vorbau und Lenker. Beides muss zum jeweiligen E-Bike Typ passen, denn verschiedene E-Bike Typen auch verschiedene Sitzpositionen mit sich.
Der richtige Vorbau für dein E-Bike finden
Mithilfe eines Vorbaus kannst du die Höhe deines Lenkers am E-Bike regulieren. Bei kleineren Höhenunterschieden wird oft mit Platzhaltern, sogenannten Spacern, gearbeitet. Spacer können allerdings nur genutzt werden, wenn es die Länge des Gabelschaftes zulässt.
Andernfalls kannst du die Höhe noch über einen Höhen-Adapter regulieren. Wenn du den Sattel richtig eingestellt hast, kannst du anhand der angestrebten Sitzposition die Höhe des Lenkers richtig einstellen.
Lenker am E-Bike richtig einstellen
Der Lenkwinkel kann an der Lenkerklemmung am Vorbau reguliert werden. Die Lenkerneigung sollte so eingestellt werden, dass die Handgelenke nicht abknicken und die Arme nicht zu gestreckt sind. Eine leichte Beugung am Ellbogen ist ideal bei der Sitzposition.
Es gibt verschiedene Lenker-Arten für E-Bikes. Lenker die flach wie ein Brett sind und welche die in Höhe und Länge variieren. Beispielsweise kann man mit einem Backsweep Lenker den Weg vom Lenker zum Oberkörper verkürzen, während Lenker mit einem ‚Rise‘ die Hände ein Stück weit nach oben korrigieren. Achte hierbei allerdings immer auf das Maß deiner Lenkerklemmung.
Griffe und Griffposition
Die Griffe und Schalthebel sollten so platziert sein, dass vom Arm zum Handgelenk ein fließender Übergang entsteht und alle Schalter ohne große Umstände bedient werden können.
Um die Hände zu entlasten, gibt es spezielle, ergonomische Griffe, die für spezielle Fahrradtypen entwickelt wurden. Beispielsweise benötigt ein Griff für ein E-Mountainbike eine andere Dämpfung als der Griff eines E-Trekking Rads.
Durch Grifferweiterungen kannst du zusätzlich Entlastung für die Hände schaffen, da du mehrere Positionen für die Hand am Lenker zur Verfügung hast, welche für Abwechslung sorgen.
Ergonomie spielt beim E-Bike eine große Rolle
Um nicht früh den Spaß am E-Bike fahren zu verlieren, sollte dein E-Bike perfekt auf dich eingestellt sein. Nimm dir Zeit und habe etwas Geduld, dann kannst du mit ein paar kleinen Stellschrauben dein Fahrrad besser auf dich abstimmen.
Letztendlich musst du auf deinen Körper hören. Sobald es irgendwo zwickt oder du dich unwohl fühlst, ist das ein Zeichen dafür, dass dein Rad noch nicht perfekt auf dich eingestellt ist.
Solltest du das richtige Einstellen deines E-Bikes lieber einem Profi überlassen wollen, empfehlen wir dir ein Bike Fitting. Das wird inzwischen von vielen Fahrradhändlern oder spezialisierten ‚Bike-Fittern‘ angeboten.
Interessanter Artikel. Was mir fehlt ist ein Hinweis, welche Maßnahmen möglich sind, um den Abstand zum Lenker zu verringern, wenn man schon einen gebogenen Lenker hat und ein kurzer Vorbau (ahead) auf die maximalen 50-60 Grad eingestellt ist.
Kann man den Vorbau eigentlich auch drehen (180 Grad) so daß er zum Sattel zeigt?
Besten Dank für ein Feedback.
Detlef
Hi Detlef,
ja das geht prinzipiell schon, würde aber das gesamte Handling des Bikes stark verändern. Je nach Rahmen kann das außerdem zu Problemen führen, dass du den Lenker nicht mehr ganz einschlagen kannst.
LG, die Redaktion
Was für ein hilfreicher Artikel zur Ergonomie auf dem E-Bike! Das ist alles echt gut zu wissen. Die Informationen werde ich mir zu Herzen nehmen für die Zukunft.
Hallo,
seit einiger Zeit bekomme ich Euren NL,
jetzt fällt mir auf, dass die Ergonomie eines SQ-Lab, zweiteiliger Sattel so gut wie nie besprochen wird.
Ich fahre jetzt meinen vierten, drei wurden geklaut.
Jeder sollte einen haben .
Mann ist vor Quetschungen geschützt.
Die Rückenmuskulatur wird aktiviert.
Gruß
aus Berlin
Axel