Cargo-E-Bikes, E-Cargobikes, Lasten-E-Bikes, E-Lastenfahrräder, Bakfiets, Lasten-Pedelec oder sogar Kinderfahrräder? Gemeint ist oft dasselbe: E-Bikes für den Transport von schweren Lasten. Noch sind sie eine Randerscheinung im E-Bike-Sektor, doch ihre Beliebtheit wächst mit jedem Tag. Schließlich sind die nachhaltigen Transportmittel nicht nur für Lieferdienste interessant, sondern erfreuen vor allem Familien.
Was ist ein Lasten-E-Bike?
Alle Formen des Lasten-E-Bikes haben eins gemeinsam: Sie sind darauf ausgerichtet, mehr als nur gewöhnliches Gepäck zu transportieren. Hierfür stellen Hersteller meist extragroße und -stabile Ladeflächen zur Verfügung. Zusätzlich ist auch der Rahmen an das erhöhte Gewicht und den vergrößerten Stauraum angepasst. Daraus ergeben sich beim Lasten-E-Bike verschiedene Bauweisen.
Obwohl die Rahmen je nach Hersteller und Modell stark voneinander abweichen, lassen sich drei Hauptgruppen von Lasten-E-Bikes unterscheiden.
Vorderlader: Alles im Blick
Seit der Erfindung des „Long John“, Anfang des 20. Jahrhunderts in Dänemark fahren die Vorderlader schon durch die Welt. Seitdem ist das Design und die Lenkmechanik jedoch zahlreiche Male optimiert worden, sodass du trotz der großen Transportfläche sicher und stabil durch die Straßen fährst.
Beim Vorderlader befindet sich die Transportbox vor dem Lenker. Dadurch hast du deine Fracht immer im Blick. Allerdings ändert sich das Fahrverhalten ebenfalls spürbar, da dein Lenkimpuls auf das meist kleine Vorderrad bis vor die Transportbox umgelenkt wird.
Vorderlader gibt es mit einem einzelnen Vorderrad oder mit zwei Vorderrädern neben der Transportbox. Die zweirädrige Bauweise erlaubt dir, im Stand auf dem Bike sitzen zu bleiben. Mit einem Rad hingegen, sparst du etwas Platz, bist wendiger und läufst keine Gefahr umzukippen.
Hinterlader: das E-Bike mit „Kofferraum“
Wesentlich seltener ist der Hinterlader. Gerade bei Lastenrädern mit dem „E“ findet man weniger Modelle, welche die Ladung hinter dem Fahrer oder der Fahrerin verstauen. Durch die Verlängerung und Modifizierung des Antriebsstrangs ist die Herstellung des Hinterladers letztlich etwas komplizierter und der Vorteil der Übersicht über die Ladung geht verloren.
Lediglich E-Bikes für den Transport wirklich großer Lasten setzen auf dieses Prinzip, da die Ladung hinter dem Fahrer es den E-Bike-Entwicklern gestattet, die Transportbox wesentlich höher zu bauen. Beim Vorderlader ist dies aufgrund der Einschränkung des Sichtfeldes nicht möglich.
Bäcker- oder Postfahrrad mit E-Antrieb
Das früher wohl meistverbreitete Lastenrad war das Postfahrrad. Die deutsche Post besitzt schon seit Jahrzehnten Fahrräder für die Austeilung von Briefen. Die Zahl der Räder geht heute in den fünfstelligen Bereich und wurde mittlerweile um Räder mit elektrischem Antrieb erweitert.
Die Post-E-Bikes zeichnen sich durch ihr breites, mit dem Rahmen fest verbundenes Frontgestell sowie ein entsprechendes Heckgestell anstelle eines Gepäckträgers aus. Die breiten Streben erlauben den Transport von Boxen oder Koffern an Front und Heck.
Doch nicht nur Briefzusteller benutzen eine solche „Zwischenlösung“ zwischen großem Lastenrad und herkömmlichem Fahrrad. Im privaten Rahmen spricht man oft von einem Bäckerfahrrad, wenn der Rahmen etwas mehr Stauraum und Stabilität bietet.
Funktionen von Lasten-Fahrrädern mit Motor
Lasten-E-Bikes sind trotz ihrer Größe ziemlich flexible Verkehrsmittel. Du kannst sie auf allen Wegen fahren, auf denen du herkömmliche Fahrräder fahren darfst, und bist bei der Parkplatzwahl nicht so eingeschränkt wie mit dem PKW. Dadurch ergeben sich verschiedene Einsatzbereiche für das E-Lastenrad.
Lasten-E-Bikes als Cargo-E-Bikes
Lieferdienste wie die Post wurden oben schon genannt, doch auch der Paketversand – beispielsweise DHL Express – setzt zunehmend auf Cargo-E-Bikes. Während die großen kommerziellen Lieferdienste oft auf geräumige Hinterlader setzen, können kleine Lieferdienste oder lokale Dienstleister besser auf handelsübliche Frontlader im städtischen Verkehr zurückgreifen.
Hausmeister, Markthändler oder Handwerksbetriebe erkennen mittlerweile die Vorteile der Cargo-E-Bikes. Fitte Mitarbeiter, geringere Kosten und kein Zeitverlust durch innerstädtische Staus und die Parkplatzsuche wiegen oft stärker als ein gelegentlicher Schauer.
Kinder im E-Bike mitnehmen
Im privaten Bereich helfen die E-Lastenräder nicht nur bei der Erledigung der Einkäufe oder den sicheren Transport von Materialien zum nächsten Picknick im Park. Bei Familien zählt oft ein anderer Aspekt als Kaufargument: Mit dem Lasten-E-Bike lassen sich hervorragend Kinder kutschieren.
Einige Hersteller wie Babboe haben sich sogar ganz auf den Kindertransport im E-Bike spezialisiert und bieten E-Bikes mit Transportboxen für bis zu sechs Kinder an. In der Regel handelt es sich um Frontlader, damit der Fahrer oder die Fahrerin die kostbare Fracht immer im Blick behält.
Solche Kindertransport-E-Bikes verfügen über Sitzbänke mit Sicherheitsgurten oder der Möglichkeit, sichere Sitzbänke anzubringen. Meist fahren sie auf drei Rädern, damit das E-Bike auch im Stand stabil gehalten wird. Eine zusätzliche Einstiegshilfe hilft den jungen MitfahrerInnen meist auch selbst in die Box zu klettern.
Ist die Mitnahme von Kindern im Lastenrad legal?
Die Mitnahme von Kindern auf Fahrrädern ist in Deutschland nicht so streng geregelt, wie man vielleicht denken könnte. Laut StVO § 21 Absatz 3 darfst du Kinder bis zu einem Alter von einschließlich sieben Jahren mitnehmen, sofern du selbst mindestens 16 Jahre alt bist. Eine Maximalanzahl für den Transport wird hier – entgegen der geläufigen Meinung im Internet – nicht erwähnt. Für die Kinder muss ein spezieller Sitz angebracht sein und es muss garantiert sein, dass ihre Beine nicht in die Speichen gelangen können.
E-Bikes für den Hund
Nicht nur die zweibeinigen Familienmitglieder lassen sich gerne in der Transportbox kutschieren, auch der vierbeinige beste Freund des Menschen macht es sich hier gemütlich. Zunge raus und den Fahrtwind spüren: Mit E-Lastenrädern rennt der Hund nicht mehr nebenher, sondern fährt bis zum Park mit.
Damit der Einstieg selbstständig gelingt, haben einige Hersteller Transportboxen mit einer ausklappbaren Rampe entwickelt. Auch hier ist Babboe gut ausgestattet, das Lastenrad „Dog-E“ konnten wir bereits ausgiebig testen.
Welcher Antrieb am E-Lastenbike?
Lastenräder haben selbst ohne Ladung mit mehr Gewicht zu kämpfen als herkömmliche E-Bikes. Deshalb benötigt der Motor ordentlich Power. Aber auch ein möglichst intuitives Fahrverhalten ist ziemlich wichtig – schließlich sind E-Lastenräder generell nicht ganz so agil wie herkömmliche E-Bikes. Mehr Kontrolle ist da immer besser.
Mittelmotor oder mehrfach Antrieb
Der Mittelmotor bietet generell das natürlichste Fahrgefühl am E-Bike. Gerade deshalb ist er vor allem im privaten Gebrauch die beliebteste Lösung. Dadurch, dass der Motor dich direkt an der Kurbel unterstützt, fällt dir das Pedalieren leichter. Ein Frontmotor hingegen zieht dich und ein Heckmotor schiebt dich. Beides kann je nach Situation etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Dennoch wird in letzter Zeit wieder vermehrt mit dem Nabenmotor experimentiert. Hersteller wie Schaeffler oder Pendix entkoppeln sogar den Antrieb von der Kurbel. Bei solchen hybriden Systemen laufen die Motoren ohne Kette oder Riemen selbstständig. Nur der Tretimpuls wird über einen Generator im Tretlager gesteuert.
Das soll in Zukunft mehr Spielraum bei der Bauweise geben und den Mehrfachantrieb marktfähig machen. Denkbar wäre auf lange Sicht sogar ein Allrad-E-Bike, mit dem du souverän durch das Gelände fährst.
Riemen oder Kette am Lasten-E-Bike
Die Frage über Riemen und Kette prägt schon seit einem Jahrzehnt Radlerforen und -stammtische. Einfach ist es nicht: Der Riemen ist definitiv wartungsärmer, hat jedoch eine minimal geringere Effizienz als die Kette. Am Lastenrad ist zwar jedes Watt mehr an Energie gern gesehen, doch genauso wichtig ist ein robustes System, das der Extrabelastung standhält.
Ketten strecken sich mit der Zeit und arbeiten zusätzlich die Ritzel ab. Dementsprechend haben sie wesentlich kürzere Wartungsintervalle. Außerdem muss das System regelmäßig geschmiert und gereinigt werden. Beim Riemen reicht meist etwas Wasser und schon ist er fahrbereit.
Wer sich möglichst wenig um die Instandhaltung des Antriebsstrangs kümmern möchte ist dementsprechend mit dem Riemenantrieb etwas besser bedient. Zum Schalten muss dann eine Nabenschaltung herhalten.
Antriebs-Empfehlungen für E-Lastenräder
Die Anfahrt mit Lasten benötigt eine andere Leistungskurve als die Anfahrt mit leichten Sporträdern. Zwar finden sich auch viele E-Lastenräder mit dem E-MTB-Antrieb der Bosch Performance Line CX, doch eigentlich hat der deutsche Hersteller einen extra Cargo-Motor im Portfolio, um die Fahrt mit Beladung so komfortabel wie möglich zu gestalten: Die Bosch Cargo Line.
Hinsichtlich der Gewichts- und Leistungsdaten gleicht sie der Performance Line CX, lediglich die Abstimmung und Leistungsbereitstellung funktioniert hier anders.
Gleiches gilt für die relativ neuen Cargo-Motoren von Shimano: Dem DU-EP800-CRG und dem DU-EP6100-CRG. Auch die orientieren sich hinsichtlich des Gewichts und der Leistung am Top-Motor EP8 oder dem Trekking-Antrieb e6100, sind jedoch für den Einsatz mit schwerem Gewicht umprogrammiert.
Worauf muss ich beim Kauf eines Trekking-E-Bikes noch achten?
Obwohl das Herzstück am E-Bike immer das „E“ ist, steckt natürlich viel mehr drin. Gerade beim E-Lastenrad, ist auch der Transport der Last hervorzuheben. Genau darauf sollte dein grüner Transporter auch ausgerichtet sein – mit allen Komponenten.
Achse und Lenkmechanismus
Vor allem bei Lasten-E-Bikes mit zwei Vorderrädern sollte der Lenkmechanismus genau unter die Lupe genommen werden. Kannst du bei hoher Geschwindigkeit gut lenken? Wie verhält sich das Bike im Stand oder bei langsamer Geschwindigkeit?
Trumpf ist hier eine kippbare Achse. Diese neigt die Räder je nach Kurvenlage in die entsprechende Richtung, sodass du nicht nur am Lenker drehst, sondern die Kurve mit deinem Gewicht fahren kannst. Beinahe, wie am zweirädrigen E-Bike.
Federung für den Komfort
In der Stadt lauern viele Gemeinheiten: nicht vollständig abgeflachte Bordsteinkanten, Schotter, kleine Schlaglöcher. Damit du die täglichen Hindernisse einfach überrollen kannst, sollte dein Lastenrad entsprechend gefedert sein.
Besonders, wenn du Kinder in der Transportbox mitnimmst, ergänzt eine Federgabel deine vorsichtige Fahrt. Für dich selbst bringt zusätzlich eine gefederte Sattelstütze etwas Extra-Komfort während der Fahrt.
Komponenten für Sicherheit und Komfort
Wie bei allen E-Bikes trägt am Lastenrad vor allem die Bremse entscheidend zu deiner Sicherheit bei. Da du durch die größere Masse etwas mehr Schwung mit in den Verkehr bringst, darf es hier gerne etwas mehr sein. Eine hydraulische Scheibenbremse, am besten von den renommierten Herstellern wie Shimano, SRAM oder Magura ist dafür empfehlenswert.
Gleichzeitig setzen gute Lastenräder auf breite, griffige Bereifung. Einerseits erhöht sich durch eine größere Lauffläche auch die Bremsleistung, andererseits federn breitere Reifen schon einige Unebenheiten auf der Strecke ab.
Für Steigungen und Anfahrten solltest du auf eine gute Schaltung mit mindestens sieben Gängen setzen. Nabenschaltungen haben den Vorteil, dass sie im Inneren der Radnabe liegen und dadurch wartungsfrei sind. Allerdings verlierst du auch hier etwas an Effektivität.
Die Transportbox muss stimmen
Ohne die Transportbox ist dein E-Lastenrad nur ein großes E-Bike. Besonders, wenn du die Transportbox für verschiedene Zwecke nutzen willst, solltest du hier etwas genauer hinsehen. Gibt es Sitzgelegenheiten für Kinder, wie kommen Kinder oder Hunde in die Box – und was passiert, wenn es regnet?
Material und Stabilität spielt auch eine Rolle, doch in der Regel setzen die Hersteller hier auf hohe Qualität.
Kommt auch ein anderes E-Bike in Frage?
Lastenbikes sind sehr vielseitig und können flexibel genutzt werden. Doch sie haben auch ihre Einschränkungen. Im Gelände kommst du mit dem sperrigen E-Bike nicht weit und auch wenn du kreuz und quer durch den Verkehr flitzen willst, bringt das E-Cargobike nicht die passenden Maße mit.
Benutzt du die Transportbox nur gelegentlich, reicht vielleicht schon ein Anhänger für dein E-Bike. Mit einem E-Trekkingbike bist du dann rundum flexibel und kannst auch längere Touren ohne zusätzliche Last planen. Nur wenn du mehr Stauraum für deine Kinder oder den Einkauf benötigst, kommt der Hänger ans Bike. Das funktioniert sogar an den meisten E-Mountainbikes.
Dank der praktischen Schnellkupplung, die viele Fahrradanhänger mitbringen, wechselst du in Sekundenschnelle vom Transport- in den Sportmodus. Beim Kauf eines Lastenrades, solltest du gerade als Anfänger auf jeden Fall vorher eine Probefahrt machen. Bist du dagegen schon ein alter Lastenrad-Hase, kannst du dich auch online nach Schnäppchen umsehen.