Lastenräder finden immer mehr den Weg auf unsere Straßen. Egal, ob diese zum Einkaufen oder für den Transport der nächsten Generation genutzt werden. Sie sind mittlerweile überall.
Wir wollten wissen, ob so ein Fahrradlaster auch im ländlichen Raum, wo überwiegend Feld, Wald und Wirtschaftswege anzutreffen sind, funktionieren kann. Zudem wollten wir erfahren, wie weit es das Auto im Alltag ergänzen oder gar ersetzen kann. Wir haben uns daher das Babboe Curve Mountain besorgt und einem ausführlichen Test unterzogen.
Anlieferung und Erstkontakt
Das E-Lastenrad erreichte uns zum angekündigten Tag im geplanten Zeitfenster. Geliefert wird das Rad per Spedition samt gut informiertem Fahrer, der uns sogar eine kurze Einweisung geben konnte. Das Curve Mountain ist komplett vormontiert und eigentlich direkt einsatzbereit. Lediglich der Akku war aus Sicherheitsgründen separat verpackt und dementsprechend nicht geladen. Eine kurze Testfahrt samt Kind war trotzdem problemlos möglich.
Über Nacht haben wir also den Akku geladen und am Abend noch das optional erhältliche Zubehör wie Regenverdeck und die Maxi-Cosi-Halterung montiert. Beides ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Zusätzlich haben wir für den Test noch die Pedale gegen große Plattform-Pedale getauscht, was allerdings keinen technischen Hintergrund hat, sondern eine rein persönliche Vorliebe ist.
In den nächsten Tagen machten wir uns mit dem E-Bike vertraut und haben kleinere Runden zum Spielplatz oder dem Bäcker gedreht. Die ersten Meter sind für ungeübte durchaus ungewohnt, jedoch nicht unangenehm. Durch die beiden Reifen vorne ergibt sich ein ganz eigenes Fahrverhalten, das sich gänzlich von dem eines normalen Drahtesels unterscheidet.
Durch den kraftvollen E-Motor und der intuitiven, stufenlosen Nabenschaltung gelingt die Eingewöhnung aber reibungslos und vermittelt viel Sicherheit. Nicht verwunderlich also, dass sowohl auf dem Sattel, als auch in der Transportbox, schnell Spaß aufkommt. Insbesondere bei den Kids in der Box zeigen sich schnell strahlende Gesichter.
Das Babboe Curve Mountain: Ausstattung und Preis
Keine Frage, die Anschaffung eines E-Lastenrads ist ziemlich kostspielig. Unser Modell kostet laut der UVP 4.899 Euro. Das Regenverdeck kostet zusätzlich zwischen 200-230 Euro und die Maxi-Cosi-Halterung für den Kleinsten schlägt mit 100 Euro zu Buche. Tatsächlich liegen die Elektro Lastenfahrräder von Babboe allerdings eher am Anfang der Preisspanne für E-Bikes dieser Kategorie. Aktuell gibt es sogar eine großzügige Rabattaktion und das Curve Mountain ist mit dem kleineren Akku bereits ab 3.964 Euro erhältlich.
Die Babboe Webseite ist beim Auswahlprozess übrigens sehr übersichtlich. Passendes Zubehör wird ohne lange Suche direkt mit angezeigt, was uns gut gefällt.
Der Mittelmotor von Yamaha bietet mit seinen 70 Nm Drehmoment in jeder Situation ausreichend Kraft. Die Unterstützung lässt sich in vier Stufen zuschalten und greift sehr homogen und natürlich ein. Mit der höchsten Unterstützung schaffen wir relativ problemlos auch steile Anstiege. Sollte die hölzerne Transportbox jedoch voll beladen sein, bedarf es auch hier durchaus etwas zusätzlicher Muskelkraft. Zumindest, wenn man ein gewisses Tempo halten möchte.
Die stufenlose Schaltung von Enviolo mit der einfach verständlichen Anzeige lässt sich über einen Drehgriff am rechten Lenkergriff entspannt bedienen. Die Bandbreite der Übersetzung war dabei für uns im Test vollkommen ausreichend.
Unter der Sitzbank befindet sich der herausnehmbare Akku, der uns mit seinen 500 Wh im Alltag auf Touren mit bis zu 50 km nicht im Stich gelassen hat. Babboe gibt hier eine Reichweite von 40 – 60 km an, was wir für absolut realistisch halten. Das Ladegerät verfügt über ein ausreichend langes Kabel und macht einen wertigen Eindruck. Speziell der Stecker mit seinem Mechanismus zum Anschluss des Akkus hat uns überzeugt. Dank Tragegriff findet die abnehmbare Batterie auch problemlos den Weg in jede Wohnung. Ist der Energiespeicher leer, ist er in rund 5 h wieder zu 100 % geladen.
Positiv sind uns auch die verbauten Reifen aufgefallen, die trotz teilweise unwegsamen Geländes mit spitzen Steinen keine Schwächen zeigten. Im gesamten Testzeitraum von etwa drei Monaten hatten wir keinen Plattfuß. Sie bieten grundsätzlich eine gute Dämpfung, sodass wir lediglich bei Bordsteinkanten oder ähnlichen Hindernissen besonders langsam gefahren sind, um die kleinen Mitfahrer nicht zu sehr durchzuschütteln.
Testregion und Tester
Das E Lastenrad Babboe Curve Mountain haben wir in der schönen Pfalz getestet. Genauer gesagt, rund um den Donnersberg. Diese ländliche Gegend ist geprägt von sanften Hügeln, einigen Steigungen und holprigen, geschotterten Feldwegen. Hier konnten wir herausfinden, wie vielseitig und leistungsfähig das Rad unter diesen Bedingungen ist. Wir sind eine vierköpfige Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kids (3,5 Jahre und 9 Monate alt).
Wie schlägt sich das Lastenrad im Alltag?
Das Curve Mountain hat uns in allerlei Alltagssituationen begleitet. Egal ob auf dem Weg in die Kita oder zum Spielplatz. Gerne haben wir es auch für den Einkauf ganz ohne Kinder genutzt. Die Box hat immerhin eine Zuladung von 100 kg, womit auch der Getränke- oder der wöchentliche Großeinkauf kein Problem darstellt.
Bei mindestens 2-3 km bis zum nächsten Supermarkt oder Hofladen kam das durchaus regelmäßig vor. Hier hat uns das fest verbaute Rahmenschloss in Form einer Hinterrad-Sperre gut gefallen. Das ist einfach zu bedienen und immer dabei. Zwar ist das kein vollumfänglicher Schutz gegen Diebstahl, das 75 kg schwere Lastenrad trägt man jedoch nicht mal einfach so weg. Der Schlüssel lässt sich im entriegelten Zustand, also während der Fahrt, nicht abziehen.
Gebremst wird mit hydraulischen Scheibenbremsen. Allgemein greifen diese gut und man kommt, selbst voll beladen, sicher und schnell zum Stehen. Auch die Feststellfunktion der Vorderrad-Bremse ist im Alltag ein smarter Begleiter.
Mit montierter Maxi-Cosi-Halterung schrumpft der verfügbare Platz in der sonst üppigen Transportbox deutlich. In unserem Setup waren daher mit den zwei Kindern nur kleinere Zuladungen möglich. Das Platzangebot ändert sich dann jedoch wieder schlagartig, sobald beide Kinder selbstständig auf der Bank sitzen können.
Die montierte Maxi-Cosi-Halterung sorgt außerdem dafür, dass das Einsteigen für unseren Großen (ca. 1,05 m) etwas eng wurde. Dank der sinnvoll angeordneten Trittflächen an der Transportbox ist das Ein- und Aussteigen jedoch ein Kinderspiel und nach ein paar Fahrten absolute Routine.
Am Babboe Curve Mountain gibt es keine Klappe oder Tür. Bei der Nutzung ohne Verdeck hatte das keinen Nachteil für uns. Mit dem optionalen Regenverdeck muss man sich allerdings, beispielsweise um die Kinder anzuschnallen, doch etwas verdrehen. Mit etwas Übung geht aber auch das leicht von der Hand. Für verschiedene Witterungsverhältnisse ist das Verdeck inkl. Metallgestell übrigens in ungefähr 5 Minuten an- und abgebaut.
Abseits asphaltierter Straßen kamen wir mit dem Curve Mountain E-Lastenrad ebenfalls ganz gut zurecht. Man muss allerdings bedenken, dass es mit dem zweispurigen Fahrzeug nicht mit Vollgas über Schotterpisten gehen kann.
Ein „Hingucker“ waren wir auf unseren Touren auf jeden Fall immer. Unzählige Male wurden wir auf unseren fahrbaren Untersatz angesprochen. Das Interesse war groß, wie sich „so ein Teil“ denn fährt und in den Alltag integrieren lässt. Unser Tipp an dieser Stelle: einfach mal ausprobieren. Auf der Herstellerwebsite finden sich etliche Möglichkeiten, wie und wo du eines dieser Lastenräder testen kannst. Aber Achtung: es besteht danach höchstwahrscheinlich erhöhtes Kaufrisiko, da es so viel Spaß macht.
Fazit, Pro und Kontra
Der Test hat uns riesige Freude bereitet und den Alltag deutlich abwechslungsreicher gestaltet. Das Babboe Lastenrad ist sehr sauber verarbeitet, fährt sich unheimlich gut und die Bedienung ist kinderleicht. Das Fahren eines zweispurigen Lastenrads bedarf zwar am Anfang etwas Gewöhnung, vermittelt dann aber viel Sicherheit. Dank der großen Transportbox und er hohen Zuladung kannst du mit dem schicken Gefährt so ziemlich alles transportieren. Dank der elektrischen Unterstützung gelingt das sogar meist sehr entspannt.
Mit der Ausstattung waren wir eigentlich wunschlos glücklich. Was wir eventuell noch schön fänden, wäre ein Kombiverdeck statt eines separaten Regenverdecks und eines Sonnenverdecks. Denkbar wäre beispielsweise, dass die Seitenteile sowie Vorder- und Rückseite komplett abnehmbar sind und es eine Verdunklungsmöglichkeit für das Dach gäbe. Die Sitzbank mussten wir bei unserer Gegend mit Feld- und Waldwegen mit einem Polster ausstatten. Hier tut es ein Stück Isomatte, oder noch besser ein Polster aus dem Babboe-Shop. Hier gibt es großartige Designs mit sehr guter Passform.
Die Anschnallgurte sind bei uns zudem eher leicht von den Schultern gerutscht. Hier wäre ein zusätzlicher Brustgurt (wie beispielsweise am Rucksack) eine einfache Lösung.
Das Auto kann es, zumindest für uns, nicht vollumfänglich ersetzen. Das schafft der ÖPNV aber auch nicht. Wer denkt, ein Lastenrad ist nur was für Großstädter, täuscht sich dagegen gewaltig. Ein Lastenrad, speziell eines mit Unterstützung, bietet auch auf dem Land einen echten Mehrwert und viel Spaß bei allen Beteiligten. Es entschleunigt ungemein und man kann noch mehr Zeit mit den Kleinen an der frischen Luft verbringen. Wem der Preis zu hoch ist, kann die Anschaffung gegebenenfalls auch über ein Leasing-Modell über den Arbeitgeber realisieren.