Allzeit bereit. So kommen Sie und Ihr eBike-Akku sicher durch Wind und Wetter. Drei Experten aus der Fahrradbranche haben zehn Tipps für das eBiken in der kalten Saison zusammen getragen.
Heiko Truppel vom Pressedienst Fahrrad (p-d-f), Welf Stankowitz vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und René Fillipek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) sind Profis im Fahrrad- und eBike Geschäft. Rechtzeitig zum Beginn der Herbst-Saison stellen Sie zehn einfache Maßnahmen vor, wie Zweirad-Fans gut durch die Herausforderungen des Winters kommen.
Pedelec-Akkus einheizen
Nasse Verhältnisse machen eBike-Akkus eigentlich keine Probleme, mit extremer Kälte sieht es anders aus. „Dann verlieren Akkus an Leistungsfähigkeit und damit auch Reichweite”, erklärt Truppel. „Hüllen aus Neopren halten die Wärme besser im Akku und sorgen dafür, dass er schneller auf Temperatur kommt.” Wenn das Pedelec längere Zeit abgestellt wird, kommt der Akku besser mit in die Wohnung oder ins Büro.
„Die offenen Kontakte am Pedelec deckt man dann mit einer Hülle ab, um Korrosion zu vermeiden”, so Truppel. Ausgekühlte Akkus sollte man erst auf Zimmertemperatur bringen, bevor sie an der Steckdose wieder aufgeladen werden. „Ansonsten besteht die Gefahr, ihn schwer zu beschädigen”, warnt Truppel. Einige Systeme verhindern den Ladevorgang automatisch, wenn der Akku noch zu kalt ist.
Warme Schichten
Die Konzentration lässt nach, wenn man durchnässt ist und friert, weiß Welf Stankowitz. Besonders empfindlich sind die Hände. Die im Durchschnitt höheren Geschwindigkeiten beim eBike Fahren sorgen für einen zusätzlichen Wind-Chill-Effekt, deshalb sollten gerade eBike Fahrer_innen bei Kälte immer eine Sache dabei haben: Handschuhe. Fausthandschuhe sind meist wärmender als Fingerhandschuhe, die problemlose Bedienung von Bremsen, Schaltung und Antriebsteuerung sollte aber weiterhin gegeben sein.
„Am Körper wärmt Kleidung am besten nach dem Zwiebelprinzip, also mehrere Lagen übereinander. Darüber kommt bei Bedarf noch ein guter Regenschutz”, beschreibt Stankowitz das ideale Herbstoutfit. Den Kopf schützen unter dem Helm dünne Mützen oder Ohrenwärmer. Mittlerweile gibt es auch Mützen mit integriertem Sturzschutz (zum Beispiel von ribcap). Selbst elektrisch beheizbare Socken hat der Handel mittlerweile zu bieten.
Stehfeste Pedale
Auf den üblichen Plastikpedalen kann es für normale Straßen- oder Turnschuhe bei Nässe schnell glatt und rutschig sein. Ein Abrutschen verhindern kann ein haftender Belag auf den Pedalen. Einige Firmen bieten solche Spezial-Pedale für den Winter an. Wer sich nicht gleich neues Zubehör kaufen möchte, übernimmt einfach den Trick der drei Experten: Plastikpedale lassen sich mit Schmirgelpapier aufrauen. Dann greift die Schuhsohle schon besser.
Sicher im Verkehr
Ein ganzjähriges Problem für eBike-Freunde im Straßenverkehr: man wird leicht übersehen. Im Winter, wenn Dunkelheit und Niederschlag die Sichtverhältnisse noch schlechter machen, wächst diese Gefahr. „Sie müssen deshalb immer mit den Fehlern der anderen Verkehrsteilnehmer rechnen und im Zweifel lieber einmal zurückstecken”, sagt Stankowitz. Besonders vor dem Ausweichen von Pfützen oder herumliegenden Ästen, sei gerade auf der Straße ein kurzer Schulterblick dringend gegeben, auch im Sinne der eigenen Sicherheit.
Tiefdruckgebiet Reifen
Ein wenig mehr Auflagefläche der Reifen lässt sich erreichen indem man etwas Luftdruck ablässt. Das senkt die Ausrutschgefahr. „Wichtig ist aber, nicht unter den Mindestdruck des Reifens zu gehen”, warnt Filippek. Viele Fahrradfahrer/innen seien ohnehin mit zu wenig Luft unterwegs. Ein Reifenwechsel wie beim Auto ist beim Fahrrad nicht unbedingt nötig: „Viele Standardreifen sind prinzipiell das ganze Jahr nutzbar”, sagt Truppel. Seit einigen Jahren sind für Fahrradreifen auch Spikes erhältlich. Die Metallspitzen sind für Autos verboten, für Fahrräder und eBikes aber erlaubt. Kaufen kann man mit Spikes bestückte Mäntel, aber es gibt auch Ketten, die sich einfach über die Ganzjahres-Reifen schnallen lassen.
Wie geschmiert, die Kette
Nicht nur die Bremsen leiden unter der Feuchtigkeit im Herbst, auch die Kette mag Nässe nicht sehr. Dagegen hilft nur, regelmäßig und gut zu schmieren. Filippek: „Sobald sie ächzt und quietscht, sollte die Kette unbedingt eingefettet werden.” Nach einem langen Sommer kann eine Reinigung von Kettenblättern und Kette generell nicht schaden.
Vorsicht: Rutschgefahr
Nasses Laub und glitschige Oberflächen wie polierte Steine, Gullydeckel oder Straßenbahnschienen sind gefährliche Sturzfallen. „Die schmale Aufstandsfläche der Reifen sorgt dafür, dass man rasch darauf ausrutscht”, mahnt Stankowitz. Grundsätzlich sollte also gelten: Langsam fahren und abrupte Schlenker vermeiden. Schienen nicht in einem zu spitzen Winkel überqueren!
Ein Zusatz-Tipp von Bettina Cibulski, ebenfalls ADFC: „Im Winter sollte man den Sattel etwas tiefer stellen, damit man bei Bedarf schnell mit beiden Füßen fest auf der Erde steht.“
Nicht gefegt? Dann lieber Straße nutzen
Radwege sind im Herbst oft von Laub oder gar Schnee bedeckt. Anders als in fahrradfreundlicheren Metropolen wie Kopenhagen oder Amsterdam, werden in Deutschland in der Regel die Fahrradwege als letztes nach Straßen und Fußwegen geräumt. „Straßen sind in der Regel sauberer”, erklärt René Filippek vom ADFC. Deshalb kann bei gegebener Sichtbarkeit und Platz das Ausweichen auf die Straße die sicherere Alternative sein, bevor man sich auf zugeschneiten Radwegen gefährdet.
Lampen und Sichtbarkeit
In Herbst und Winter sind die Sichtverhältnisse schlecht. Morgens ist es länger, abends ist es früher dunkel, dazu kommen Nebel und Nieselregen. Gute, funktionierende Beleuchtung weist nicht nur eBike Fahrenden den Weg – sie hilft auch dabei von anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig gesehen zu werden. Dies ist gerade wichtig bei schneller fahrenden S-Pedelecs.
Welf Stankowitz vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) weist noch mal darauf hin: Hinten und vorne sind elektrisches Licht und Reflektoren vorgeschrieben. An Pedale und Speichen gehören Reflektoren. Zusätzliche am Körper angebrachte reflektierende Elemente sind auch nicht verkehrt. Stankowitz: „Auffällige Schutzwesten tragen ihren Namen nicht umsonst, denn sie schützen durch ihre gute Sichtbarkeit tatsächlich.”
Griffige Bremsklötze
René Filippek warnt: Gummibeläge von Bremsen nutzen sich bei Nässe schneller ab. Daher sollte vor jeder Fahrt geprüft werden, ob die Bremsen noch richtig greifen. Ein Austausch ist nicht teuer.
Wer besonders edel und stylish durch glitzernde Schneefelder gleiten möchte, findet hier Bilder und Details zum eFatbike „Snow“ von Moustache. Das hat der bekannte französische Designer Philippe Starck entworfen und gleich mit dem passenden Winterfell ausgestattet.
Der eBikeFINDER wünscht sichere und gut gewärmte Fahrt!